Psychospielchen sind in der Formel 1 schon lange in Mode und sie gehören eigentlich auch zur guten Tradition in der Königsklasse. Auch in dieser Saison wurde schon viel gesagt, um die Konkurrenz ein wenig zu verunsichern, angesichts der langen Formel-1-Erfahrung aller im Titelkampf beteiligten, musste man sich aber immer wieder wundern, wie plump und offensichtlich teilweise agiert wird. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh hat es nun in den britischen Medien wieder einmal versucht und einen Klassiker ausgepackt: das Sie-können-den-Titel-eigentlich-nur-verlieren-Szenario.

"Ich denke, es wäre für Red Bull jetzt schwer zu verkraften, wenn sie die Weltmeisterschaft noch verlören", meinte Whitmarsh laut Guardian deshalb auch. Gleichzeitig kam er nicht umhin, wieder einmal auf die WM-Erfahrung seines Teams hinzuweisen, während er den Mangel der ebenselben bei Red Bull noch einmal unterstrich. "Ich hoffe, das ist sehr wichtig und entscheidend. Unsere beiden Jungs wissen, wie es ist - auch wenn man die WM anführt -, wenn der Druck kommt. Man wird da leicht defensiv und angespannt", erklärte er.

Der Spuk im Kopf

Whitmarsh legte auch noch ein Scherflein nach und meinte, Red Bull müsse eigentlich enttäuscht sein, dass der Vorsprung in der WM relativ klein sei, obwohl man die Saison 2010 eigentlich die Qualifyings dominiert hatte. "Das wird ihnen im Kopf herum spuken, wenn es Richtung Finale geht. Ich bin mir sicher, sie fühlen da irgendeinen Frust", sagte er. Jenson Button kennt die Psychospielchen bereits aus dem Vorjahr und weiß, wie es da so läuft. Er versucht es aktuell gegen Webber ebenfalls. "Jeder spielt Psychospielchen. Das macht Spaß, denn ich war in seiner Position. Sie haben das voriges Jahr mit mir gemacht. Es sind die kleinen Dinge, so wie wenn ich sage: 'Spürst du den Druck Kumpel?' Man bekommt immer eine Reaktion, auch wenn es heißt: 'Nein, ich spüre ihn nicht."

Allerdings ist fraglich, ob sich ausgerechnet Webber davon beeindrucken lässt. Zumindest glaubt Jacques Villeneuve, dass der Australier mental sehr stark ist und auch sehr stark war. "Er war mental sehr stark. So gut ist er noch nie gefahren und das Team war auch noch gegen ihn", meinte der Kanadier über den aktuell in der WM führenden. Anfang dieser Woche hatte Villeneuve bereits gemeint, Webber habe einen mentalen Vorteil gegen Vettel, den Deutschen nannte er seinerseits verwöhnt.