Sechs deutsche Fahrer sind dieses Jahr in der Formel 1 unterwegs und Gerhard Berger meint, dass jeder der sechs ihn in den ersten zwei Saisondritteln auf seine Weise überzeugt hat. Allerdings mancher mehr als andere. So hat Sebastian Vettel den Österreicher klarerweise etwas mehr überzeugt. Für Berger hat der WM-Dritte den Weg fortgesetzt, den er bei Toro Rosso bereits eingeschlagen hatte.

"Er ist unglaublich gereift. Es stimmt, dass ihm noch Fehler unterlaufen, doch die stelle ich immer noch in die Kategorie mangelnde Erfahrung. Sein größtes Problem ist vielleicht, dass er Mark Webber unterschätzt. Dieses Problem teilt er mit vielen, die Webber diesen Aufstieg nicht zugetraut haben", meinte Berger gegenüber auto motor und sport. Aber auch wenn er Webber für einen sehr guten Fahrer hält, insgesamt findet er Vettel stärker.

Schumacher zu Anfang mit gutem Job

Michael Schumacher wollte er nicht besonders hart in die Kritik nehmen. Er verstand es viel mehr, dass der Rekordweltmeister ein wenig Spaß haben will. Er habe so viel für den Sport getan, da müsse man ihm das auch zugestehen. "Wir sollten froh sein, dass er wieder fährt. Am Anfang hat er auch einen guten Job gemacht. Er war auf Anhieb unter den Top 6 und war nahe an dem dran, was mit seinem Auto möglich ist", sagte Berger. Allerdings hat Schumacher nach Meinung des Ex-Fahrers in den vergangenen Rennen eher Rückschritte als Fortschritte gemacht. "Vielleicht setzt er sich zu sehr unter Druck. Er versucht mit komischen Tricks Punkte zu ergattern, und die gehen alle in die Hose."

Das war für Gerhard Berger nicht in Ordnung, Foto: Sutton
Das war für Gerhard Berger nicht in Ordnung, Foto: Sutton

So sei das Manöver gegen Rubens Barrichello in Ungarn nicht in Ordnung gewesen. Zwar hätten das früher alle so gemacht, Berger nahm sich da selbst nicht aus, doch vor zehn Jahren sei das auch noch ein normales Manöver gewesen. "Aber es passt nicht mehr in die heutige Zeit, einen anderen in die Mauer abzudrängen. Das hätte Michael mit all seiner Erfahrung wissen müssen. Jetzt hat er sich entschuldigt dafür, und damit sollte das Thema auch erledigt sein", betonte der Tiroler.

Rosberg beeindruckt

Besonders beeindruckt war Berger von Nico Rosberg. Der fährt für ihn auf einem Niveau mit Vettel. "Er hatte zum Gewinnen nur noch nie das richtige Auto. Nico hat in diesem Jahr gezeigt, dass er ganz wenig Fehler macht, dass er mit dem Setup meistens richtig liegt, und dass er sich meistens vor Michael Schumacher platziert. Wenn Rosberg und Vettel auf dem gleichen Auto sitzen würden, ich wüsste nicht, auf wen ich mein Geld setzen sollte", sagte Berger.

Timo Glock wird nach seiner Meinung dafür unter Wert geschlagen. Er sei ein guter Mann, der unglücklicherweise in der falschen Liga fahre. "Ich hoffe für ihn, dass er durch Zufall wieder in ein gutes Team rutscht." Gründlich seine Meinung geändert hat Berger über Adrian Sutil. Im Vorjahr lachte er noch über den Deutschen und hätte nie geglaubt, dass er so viel Potential hat. "Er hat einen gewaltigen Speed, und er hat seine Fehler drastisch reduziert. Für mich ist er mit Rosberg die Überraschung der Saison."

Hülkenberg lernt noch

Noch eine Lernphase zugestehen wollte Berger Nico Hülkenberg. Der mache zwar viele Fehler, die Vettel und Rosberg zu Anfang ihrer Formel-1-Zeit nicht gemacht hätten, Sutil aber schon. "Aber bei Hülkenberg schaut man mehr drauf, weil er für Williams fährt. Ich finde, die Fehler, die Hülkenberg unterlaufen, sind normal für ein erstes Jahr", meinte Berger. Wenn alles passe, sei er fast auf dem Niveau von Rubens Barrichello, fuhr er fort und wollte das als Kompliment verstanden wissen. "Barrichello ist sicher der beste Mann der zweiten Liga, und er macht mit seiner riesigen Erfahrung keine Fehler."