Noch heute weht in Maranello ein Hauch des Mystischen. Hier regierte der Commendatore mit eiserner Hand über die rote Welt. "Für den Gründer zu fahren, war eine einzigartige Erfahrung, weil er ein unglaublicher Mann mit einem fantastischen Charisma war", erinnert sich Niki Lauda.

Politisch, verschwörerisch, diktatorisch und manipulierend. So wird Enzo Ferrari oft beschrieben. Stefan Johansson lernte eine andere Seite kennen. "Er hatte einen klasse Sinn für Humor", erzählt der Schwede. "Er liebte es, Teammanager Marco Piccinini herumzukommandieren, nur um sich über ihn lustig zu machen." Am allermeisten liebte Ferrari seine Autos und ganz besonders die Motoren, am liebsten mit zwölf Zylindern.

Enzo Ferrari hatte Maranello im Griff, Foto: Sutton
Enzo Ferrari hatte Maranello im Griff, Foto: Sutton

Wenn die Ergebnisse nicht stimmten, war für Ferrari immer der Fahrer schuld, nie das Auto. Jody Scheckter erinnert sich an ein Meeting mit dem Commendatore, Konstrukteur Mauro Forghieri und dem Motorenchef. Der Südafrikaner klagte, dass der Motor zu wenig Leistung habe. Die Verantwortlichen weigerten sich vehement, diese Aussage zu übersetzen - denn Ferrari sprach nur Italienisch.

"Das war wohl besser so", so Scheckter. "Der Alte hätte sie wahrscheinlich geköpft." Trotzdem oder gerade deswegen ist jeder Fahrer stolz, das springende Pferd auf dem Rennoverall getragen zu haben. So gesteht Lauda: "Ferrari ist meine große Motorsportliebe." Selbst Schumacher fühlt sich noch immer als ein Teil der Ferrari-Familie. "Mein Herz bleibt zu einem Teil rot."

Mehr zum Mythos Ferrari lesen Sie im Motorsport-Magazin, Foto: adrivo Sportpresse
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Legende, Kultur, Geschichte - vor seinem Wechsel zur Scuderia hätten ihm diese Werte nichts bedeutet. Seine Zeit in Maranello habe das verändert. "Sie entspringen der Leidenschaft für Motoren und Autos, sowohl unter denjenigen, die sie bauen, als auch unter denjenigen, die sie bewundern."

Am 14. August 1988 verstarb Enzo Ferrari. "Er war ein Mann mit außergewöhnlicher Brillanz und unglaublicher Entschlossenheit, er konnte einen Traum in sportliche und wirtschaftliche Wirklichkeit verwandeln, den viele als Spinnerei ansahen und der weltweit bewundert und beneidet wird", sagt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der noch für den Commendatore arbeitete. "Unser Gründer wäre sicher sehr zufrieden, unsere internationale Präsenz zu sehen - mit immer innovativeren Autos und einem konstanten Spitzenteam in der Formel 1."

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