Ich hatte ja erwartet, dass Ungarn für uns ein sehr schwieriges Wochenende werden würde, weil die Streckencharakteristik mit ihren vielen Kurven, nicht vorhandenen Geraden und den zahlreichen Bodenwellen nun wirklich alles andere als gut zu unserem Auto passt - und da hat sich dann auch bewahrheitet. Am Freitag hatten wir versucht, die Grundabstimmung des Autos etwas zu verändern, haben das Auto weicher gemacht, mussten dann aber feststellen, dass das zwar am Vormittag, als die Strecke noch sehr grün war, einigermaßen funktioniert hat, am Nachmittag, als sie immer besser wurde, dann aber nicht mehr.

Da fühlte sich das Auto dann immer schlechter an, und was immer wir dann auch versucht haben, an Feinheiten noch zu verändern, es hat die Sache nicht besser, sondern eher noch schlimmer gemacht. Das Ergebnis war, dass ich mich am Ende mit den weichen Reifen nur noch um ein paar Hundertstel steigern konnte, während die meisten anderen sich mindestens um sechs, sieben Zehntel verbessert haben - so lag ich am Ende auch nur noch ganz knapp vor meinem Teamkollegen.

Ritt auf der Rasierklinge

Senna kämpfte mit dem Auto, Foto: Sutton
Senna kämpfte mit dem Auto, Foto: Sutton

Am Samstag sind wir auf die bewährte Grundabstimmung zurückgegangen, da waren unsere beiden Autos wieder ziemlich gleich - und der Abstand zwischen mir und Sakon auch gleich wieder gute sieben Zehntel. Aber weil wir noch so weit hinter den anderen Neuen waren und außerdem versucht haben, die Weiterentwicklung der Strecke mit zu berücksichtigen, haben wir für das Qualifying noch mal etwas probiert, was mich in der Theorie schon hätte schneller machen sollen. Wir haben hinten den Stabilisator wieder eingehängt. Das bewirkt, dass das Auto auf der Hinterachse agiler wird, sich schneller "herumwerfen" lässt - aber es wird dadurch im Grenzbereich auch wesentlich "giftiger" und schwieriger zu fahren.

Und genau das war das Problem: Theoretisch hätte ich zwar schneller sein können, aber dadurch, dass das Auto am Limit so schwierig zu kontrollieren war, habe ich im Qualifying keine einzige wirklich gute Runde hinbekommen. Das, was ich in einer Ecke an Zeit gutgemacht hatte, habe ich meistens in der nächsten gleich wieder verloren. Ergebnis: Ich lag am Ende wieder nur ganz knapp vor Sakon - der Abstand auf die anderen war riesig. Und ich hatte nicht die allerbeste Laune, irgendwie war bis dahin alles, was wir irgendwie am Auto gemacht hatten, an diesem Wochenende nach hinten losgegangen. Mir war auch klar, dass das im Rennen gerade in der Endphase mit leerem Tank ein Ritt auf der Rasierklinge werden würde. Mit vollem Tank, mit viel Gewicht, so habe ich aber gehofft, würde dieses Setup wohl ganz gut funktionieren.

Voll am Limit gekämpft

Das hat sich zum Glück am Sonntag bestätigt. Ich konnte zwar diesmal am Start nicht wie meistens sonst Plätze gutmachen, was auch daran lag, dass der zweite Gang nicht gleich reingegangen ist und ich einmal in der zweiten Kurve beinahe in der Wiese gewesen wäre. Aber ich bin wenigstens gleich in der in ersten Runde wieder an Sakon vorbeigekommen und konnte ihm ziemlich deutlich wegfahren und sogar einigermaßen den Kontakt zu den Leuten vor mir halten - der Abstand war bei weitem nicht so groß wie im Qualifying. Auch der Boxenstopp in der Safety-Car-Phase hat wieder sehr gut geklappt, da ist das Team inzwischen richtig gut geworden. Wir waren wie die meisten auf den superweichen Reifen losgefahren, insofern war der Zeitpunkt der Safety-Car-Phase auch kein großes Problem.

Ich habe wirklich das ganze Rennen über jede Runde voll am Limit gekämpft, um so nahe wie möglich an Timo und den beiden Lotus dranzubleiben, Lucas di Grassi im zweiten Virgin hatte ich schon hinter mir lassen können, weil er ein zweites Mal an die Box musste. Es war schon ziemlich anstrengend, auf dem Hungaroring hat man auch keine Geraden, wo man sich mal ausruhen könnte und außerdem ist es am Sonntag doch ziemlich warm geworden. Irgendwie habe ich auch noch Schmerzen im Knie bekommen, vielleicht bin ich da mal wo angeschlagen, jedenfalls war es gerade am Ende schon ein ganz schöner Fight, weil das Auto sich wie erwartet wieder immer mehr wie im Qualifying verhielt und ich es immer wieder "einfangen" musste.

Kaum Zeit für Erholung

Bruno bleibt kaum Zeit zum Entspannen, Foto: Sutton
Bruno bleibt kaum Zeit zum Entspannen, Foto: Sutton

Da geht der Puls ganz schön in die Höhe, aber trotzdem konnte ich in dieser Phase noch ganz ordentliche und gleichmäßige Rundenzeiten fahren. Meine schnellste Rennrunde war nur drei Zehntel langsamer als Timos, eine halbe Sekunde hinter den Lotus. Ich denke, insgesamt kann ich damit zufrieden sein - und ich glaube nach den Reaktionen, dass es das Team auch war und alle jetzt mit einem guten Gefühl in die schwer verdiente Sommerpause gehen.

Von großer Sommerpause und Urlaub kann ich im Moment allerdings nur träumen. Ich bin erstmal für knapp 14 Tage in Brasilien - und davon sind elf mit PR- und Medienterminen vollgestopft. Aber man muss schließlich für seine Sponsoren auch etwas tun. Ich hoffe, dass mir vor Spa noch wenigstens eine Woche zum Entspannen und Trainieren bleibt. Wenn alles klappt, sollen wir für den Belgien GP einen neuen, effizienteren Unterboden bekommen. Das wäre natürlich super, wenn wir dort, auf meiner Lieblingsstrecke, ein etwas verbessertes Auto hätten. Vor allem, weil uns Spa grundsätzlich vom geforderten Downforce-Level her ganz gut liegen sollte, ich selbst kam da in der GP2 auch immer sehr gut zurecht - da könnte dann also noch mal ein bisschen etwas drin sein...