Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

ich bin wieder zurück vom Lausitzring und kann euch versichern: Dieses Rennwochenende im ATS Formel 3 Cup werde ich so schnell nicht vergessen! Alles hatte super mit der Doppel-Pole im Qualifying begonnen, doch dann abends die bittere Nachricht - ich wurde disqualifiziert, weil die Spur meines Autos drei Millimeter zu breit war. Startplatz eins für das erste und dritte Rennen in der Lausitz weg, stattdessen musste ich jeweils von ganz hinten starten. Wir akzeptierten die Entscheidung und ich gab niemandem im Team die Schuld, aber ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich nicht gerade glücklich war...

Nun ging es darum, Schadensbegrenzung zu betreiben und nicht zu viele Punkte auf die Verfolger in der Meisterschaft zu verlieren. Wegen der neuen - ungewohnten - Situation nahmen wir vor dem ersten Rennen einige Änderungen am Auto vor. So passten wir etwa die Aerobalance an, weil wir davon ausgingen, dass ich oft hinter anderen Autos herfahren würde. Wenn das der Fall ist, bekommst du im Formel-3-Boliden wegen der Luftverwirbelungen schnell Untersteuern. Deshalb gaben wir etwas mehr Flügel auf die Vorderachse, damit ich die Kurven noch richtig treffen würde.

Auch am Getriebe legte die Mannschaft noch einmal Hand an, damit ich bessere Überholchancen haben würde. Das sollte sich bei den beiden guten Überholmöglichkeiten am Lausitzring auszahlen, aber natürlich hatte ich dafür in anderen Abschnitten Defizite. Aus vorangegangenen Rennen wusste ich aber, wo ich besonders aufpassen musste und so gewöhnte ich mich schnell an die Setupänderungen.

Foto: F3V
Foto: F3V

Ich wollte einfach das Beste aus der Situation machen und, tja, was soll ich sagen - ich denke, das ist uns auch gelungen. Im ersten Rennen schaffte ich es von Platz 18 als Dritter auf das Podium und im dritten Rennen am Sonntag fuhr ich von ganz hinten auf Platz zwei. Ich hatte mir vor den Rennen vorgenommen, mir nicht zu viel Druck zu machen und Plätze in den Top-5 angepeilt. Dass ich zweimal auf das Podest fahren würde, hatte ich mir aber ehrlich gesagt nicht erhofft. Das war schon eine sehr coole Art, Rennen zu fahren - und eine gute Erfahrung, denn mit solch einer Situation war ich zuvor noch nie konfrontiert gewesen.

Natürlich muss auch das Auto stimmen, sonst kannst du einfach nicht überholen. Insgesamt standen bei mir in den drei Rennen in der Lausitz 34 Positionsgewinne zu Buche und ich muss sagen, dass es ein gutes Gefühl ist zu wissen, dass das Potenzial vorhanden ist. Viele Piloten können vorn weg fahren, aber nicht alle können sich auch von ganz hinten nach vorn durchkämpfen.

Das dritte Rennen war für mich das spannendste, weil ich bis zum Schluss um den Sieg gekämpft habe. Das war Taktik pur wegen des Push-to-pass-Systems, das ich mir bis zu den letzten Runden eingeteilt hatte. Zum Schluss fehlte mir leider ein Schuss, um meinen führenden Teamkollegen Artem Markelov noch angreifen zu können. Aber statt mit aller Macht den Sieg zu erzwingen und dabei ein großes Risiko einzugehen, war es mir wichtiger, die Punkte mitzunehmen. Wenn es eine eindeutige Überholmöglichkeit zum Sieg gegeben hätte, hätte ich es natürlich probiert, aber mit Platz zwei war ich auch sehr zufrieden.

Foto: F3V
Foto: F3V

Ein Sieg gelang mir trotzdem am Wochenende, im zweiten Rennen mit der Reversed-Grid-Startreihenfolge. Ich muss aber sagen, dass ich nicht unbedingt stolz darauf bin. Mein Lotus-Teamkollege Emil Bernsdorff hatte einen heftigen Unfall und als ich die Trümmer seines Autos auf der Strecke sah, erkundigte ich mich sofort nach seinem Zustand. Das war mir in diesem Moment wichtiger als der Sieg.

Nach diesem äußerst turbulenten Wochenende stehen die nächsten Rennen in Oschersleben an. Ich freue mich schon sehr darauf, wieder im Rahmen der DTM zu fahren. Ich reise als Gesamtführender zum vorletzten Rennwochenende der Saison und mir ist bewusst, dass ich dort vorzeitig die Meisterschaft gewinnen kann. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich das nicht irgendwo im Hinterkopf habe. Aber: Es bringt überhaupt nichts, im Vorfeld große Töne zu spucken. Es kann so schnell etwas schief gehen und dann stehst du dumm da... Ich gehe die kommenden drei Rennen deshalb genauso konzentriert an wie jedes andere auch und danach schauen wir mal, wo wir stehen. Meine Zielsetzung bleibt die gleiche: Ich möchte weitere Rennen gewinnen und werde garantiert keinen Schongang einlegen!

In zwei Wochen werde ich euch natürlich an dieser Stelle berichten, wie es für mich in Oschersleben gelaufen ist. Bis dahin viele Grüße