Der 32jährige Tiroler, der neben einem Gesamtsieg in der ALMS vor zwei Jahren auch einen Klassensieg in Le Mans landen konnte, fühlt sich in der ELMS aktuell am besten aufgehoben.
Wir sitzen hier in der Team-Hospitality von Proton Competition und haben gerade die letzten Gäste und Freunde verabschiedet. Man kann sagen, es war ein Rennwochenende, mit dem man zufrieden sein kann…
Rene Binder: "Auf jeden Fall. Die ELMS ist einfach extrem stark besetzt und selbst in der Pro-Am Klasse braucht man das Glück des Tüchtigen, um aufs Podium zu fahren. Ich glaube, wir waren in Sachen Rennspeed heute über weite Strecken gut dabei und haben auch strategisch die richtigen Entscheidungen getroffen. Wir versuchen natürlich immer, noch mehr Performance zu finden, aber der Rückstand von 17 Sekunden auf das Siegerauto von AF-Corse ist nach einer Fahrzeit von 4 Stunden eigentlich überschaubar."
Große Namen, schnelle Autos und immer mehr Fans an der Rennstrecke – die European Le Mans Series hat sich still und heimlich zu einer absoluten Top-Serie entwickelt…
Rene Binder: "…und, so komisch es klingen mag, dazu beigetragen hat auch das Aus der LMP2 in der Langstrecken WM. In der ELMS, wo inzwischen alle Top-Teams vertreten sind, ist das Niveau dadurch noch einmal deutlich gestiegen. Dabei ist das Konzept ziemlich einfach: Hier stehen die Fahrer und die Fans im Mittelpunkt. Jeder bekommt sein Foto und sein Autogramm und die Leute können sogar direkt mit auf die Startaufstellung. Aber auch unsere Rennautos können sich sehen lassen und seit sie nicht mehr künstlich verlangsamt werden, sind sie auch wieder richtig schnell. Unsere schnellsten Rundenzeiten in Spa waren sogar deutlich schneller als jene der Hypercars, die hier Ende April gefahren sind."
In der ELMS ist die LMP2 nun die Königsklasse mit 22 Prototypen und zahlreichen Topfahrern. Wie kann man den Stellenwert der Serie noch weiter steigern?
Rene Binder: "Ich finde, die ELMS hat inzwischen schon etliche Rennserien außen überholt und unser LMP2 ist für mich in Wahrheit das Indycar des Langstreckensports. Die Autos sind schnell und anspruchsvoll, aber eben mehr oder weniger baugleich, sodass es schon sehr stark auf den Fahrer ankommt. Bitte nicht falsch verstehen, aber ich fahre aktuell lieber hier, als in einem unterlegenen Hypercar, nach dem Motto ,dabei sein ist alles'. Abgesehen davon gefällt mir hier auch der Rennkalender sehr gut."
Barcelona, Le Castellet, Imola, Spa, Mugello und Portimao sind schöne Strecken, aber fehlt Dir da als Österreicher nicht etwas?
Rene Binder: "Natürlich hätte ich gerne den Red Bull Ring und auch Hockenheim, das weniger als 4 Autostunden von uns entfernt ist, im Programm. Vielleicht wird das ja noch einmal ein Thema. Am Nürburgring fährt immerhin noch die Langstrecken WM."
Der Langstreckensport hat im deutschsprachigen Raum ja traditionell viele Fans: Italien könnte doch eines seiner beiden ELMS-Rennen und bei der Gelegenheit auch einen Formel 1 GP an Deutschland abgeben, oder?
Rene Binder (lacht): "Ja, das wäre eine gute Idee und die deutschen Fans hätten wahrscheinlich gar nichts dagegen. Im Moment sieht es, was die ELMS angeht, aber eher danach aus, dass im nächsten Jahr in Silverstone gefahren wird."
In 4 Wochen geht es für Dich und Dein Proton Competition Team zum nächsten ELMS-Lauf nach Mugello. Mit welchen Zielsetzungen fährst Du in die Toskana?
Rene Binder: "Nach zwei zweiten Plätzen in Le Castellet und Spa würden wir schon gerne noch einmal einen Siegerpokal in der Hand haben. Mugello ist eine der wenigen Rennstrecken, die ich noch nicht kenne, aber auf die schnellen Kurven dort freue mich ganz besonders."
Welchen Italien-Bezug hast Du eigentlich, außer dass Du fließend italienisch sprichst?
Rene Binder: "Italien ist neben England und Frankreich das Mutterland des Motorsports und für mich schon immer Urlaubsland Nummer eins. Das liegt nicht zuletzt auch an der italienischen Küche. Aber auch geschäftlich haben wir mit unserem Unternehmen seit Jahrzehnten einen sehr positiven Italien-Bezug."
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