Weil das 6 Stundenrennen von Spa-Francorchamps die letzte Möglichkeit vor den 24 Stunden von Le Mans ist, unter Rennbedingungen zu testen und gleichzeitig den zweiten Lauf des Intercontinental Le Mans Cup darstellt, machten sich sage und schreibe 55 Autos samt Teams und Equipment auf den Weg in die belgischen Ardennen. Im Vergleich zu vier Prototypen der beiden LMP-Klassen beim letzten ALMS-Lauf in Long Beach, wollen sich 14 LMP1 und zwölf "kleine" Prototypen auf die Hatz um den 7 Kilometer langen Klassiker machen.

Fehlen wird wieder das Werksteam von Aston Martin. Stefan Mückes neues Einsatzgerät kommt bisher nicht in Tritt und soll wenigstens beim Saisonhöhepunkt an der Sarthe einigermaßen konkurrenzfähig sein. Bisher fuhr der Bolide maximal auf dem Niveau der Formula Le Mans-Einheitsrenner von Oreca, von denen in Spa fünf antreten werden.

Der spannende Kampf zwischen Ferrari, BMW und Corvette um die Spitze der GTE-Kategorie wird in Belgien durch zwei neue Lotus Evora von Jetalliance versüßt. Ob der betagte Porsche 997 und JOTA`s Aston Martin Vantage in das Duell eingreifen können, muss sich zeigen.

Audi dominiert die Trainings

In den freien Trainings machten die neuen Coupés von Audi da weiter, wo sie beim Vortest in Le Mans aufgehört haben, sie markierten die Bestzeit. Mit 2:03.844 und 2:03.124 Minuten waren Dindo Capello und Andre Lotterer deutlich schneller als die schnellsten Peugeot und ganze fünf Sekunden vor den besten Benzinern. Das zweite Training wurde zweimal durch eine rote Flagge unterbrochen: Erst verlor Jean-Christophe Boullion die Kontrolle über seinen Lola-Toyota, dann kollidierten Mike Newton und Pedro Lamy. Während der Acura von RML irreparabel beschädigt wurde, arbeiten Rebellion und Peugeot daran, die Boliden zu reparieren.

Noch schneller waren Mike Rockenfeller, Romain Dumas und Timo Bernhard im letzten freien Training am Freitag unterwegs. In der Generalprobe zum Qualifying fuhr das Trio im Audi R18 mit der Startnummer 1 mit Abstand die schnellste Zeit, man unterbot sogar die Marke von 2:03-Minuten - das war aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

Im abschließenden Qualifying knallte Timo Bernhard im schnellsten Audi sogar eine Zeit von 2:01.502 Minuten auf die Ardennen-Achterbahn, seine Teamkollegen Andre Lotterer und Tom Kristensen machten den Erfolg für Audi auf den Rängen zwei und drei perfekt. Auf Platz vier überraschte der vom Kundenteam Oreca eingesetzte Peugeot mit Nicolas Lapierre im Cockpit, das Werksteam kam im Zeittraining nicht über den 13. Platz hinaus - mit Strakka Racing, TDS Racing und Signatech Nissan waren sogar drei Mannschaften aus der LMP2 schneller unterwegs. Anzumerken ist allerdings, dass ein vorzeitiger Abbruch der sonst deutlich höher einzuschätzenden Werkstruppe aus Frankreich definitiv nicht entgegen kam.

Ferrari gibt Tempo bei den GTs vor

Mit dem F458 Italia scheint Ferrari ein großer Wurf gelungen zu sein. Der neue Gran Turismo aus Maranello war in bereits Trainings schneller als die Konkurrenten und setzte die Dominanz im Qualifying fort. Es war kein großes Wunder, dass Jamie Melo seinen italienischen Boliden mit einem knappen Vorsprung vor seinen Markenkollegen Rob Bell und Giancarlo Fisichella auf die Pole-Position der LMGTE Pro-Kategorie stellte. Mit einer Rundenzeit von 2:20.743 Minuten war Melo eine halbe Sekunde schneller als Marc Lieb, der den schnellsten Porsche auf den vierten Platz der Klasse stellte.

In der Amateur-Wertung landete ausgerechnet ein Profi ganz vorne. Nicolas Armindo fuhr im Porsche 911 RSR von IMSA Performance Matmut in 2:23.007 Minuten die Bestzeit der eigenen Klasse, für Ferrari blieb hier mit dem F430 und Marco Cioci am Steuer der zweite Rang.