Mit viel Aufwand war vor zwei Jahren auf dem EuroSpeedway Lausitz die erste Kurve modifiziert worden - der Erfolg hielt sich in Grenzen. An Stelle neuer Überholmöglichkeiten taten sich in Klettwitz neue Crashgefahren auf. Auch heute machte der Kurs seinem wenig überholfreundlichen Image alle Ehre - und zwang zu verstärktem Rechnen an den Kommandoständen. "Die Strategie des Teams war super. Im langen zweiten Stint hatte ich freie Fahrt, habe gute Rundenzeiten hingelegt und konnte so wohl die Vordermänner überholen", schilderte Bruno Spengler das Erfolgsrezept, das ihm und Gary Paffett auch ohne waghalsige Überholmanöver einen Doppelsieg von den Startplätzen fünf und sieben aus einbrachte.

Die Konkurrenz im Fokus

Ein strategischer Clou wie Spengler und Paffett war Paul di Resta verwehrt geblieben. "Es war sehr schwierig. Anscheinend haben sich die Audis darauf fokussiert, wann ich in die Box komme", sagte di Resta, der von seinem zweiten Startplatz aus am Ende zwei Positionen einbüßte. "Es ist enttäuschend, denn wir hatten heute das beste Auto. Ich hätte gewinnen können, wenn ich freie Fahrt gehabt hätte." Ebenso wie Mattias Ekström fand sich auch Timo Scheider stets zu ähnlichen Zeitpunkten wie der schottische HWA-Pilot bei seiner Boxencrew ein.

Scheider bestätigt gegenüber Motorsport-Magazin.com die Vermutung di Restas: "Wir mussten auf die Boxenstopps von di Resta und Spengler reagieren, denn auf alten Reifen hätten wir gegen die Mercedes auf neuen Reifen keine Chance gehabt. Das war nur ein Reagieren, kein Agieren." So war Scheider zwar der fünfte Platz hinter di Resta sicher - dennoch glaubt er, dass mehr möglich gewesen wäre. "Ich war zeitweise schneller als Ekström und di Resta, der hinter ihm festhing. Schade, dass ich sie nicht mit guten Boxenstopps überholt habe, denn beim ersten Boxenstopp verlor ich vier Sekunden - das hat mich vielleicht das Podium gekostet. Aber auch die Boxencrew besteht nur aus Menschen, die wie ich Fehler machen.

Internes Taktieren

Die Überholmöglichkeiten hielten sich wie gewohnt in Grenzen, Foto: DTM
Die Überholmöglichkeiten hielten sich wie gewohnt in Grenzen, Foto: DTM

Auch markenintern beäugte man die Strategie der Konkurrenz. So schob sich Jamie Green dank eines hinausgezögerten zweiten Boxenstopps an seinem Markenkollegen Maro Engel vorbei. "Ich hatte einfach zu viel Übersteuern und habe mit der Balance gekämpft", berichtet Engel von den Mühen, den Briten hinter sich zu halten. So reagierte zunächst auch Engel nur auf die Strategie Greens, anstatt strategisch aktiv zu agieren. Green beschreibt: "Ich hatte anfangs einige Plätze verloren und steckte dann hinter Maro fest. Als ich zum ersten Mal in die Box kam, kam auch er in die Box. Erst nach seinem zweiten Stopp konnte ich länger auf der Strecke bleiben und mich mit sehr guten Zeiten vorbeiarbeiten."

Der Kniff der ersten Boxenstopprunde verbot sich für Engel beim zweiten Mal: "Wir waren zwangsläufig früh in der Box, weil die Hinterreifen sehr stark abgebaut haben." Am Ende erlebten die beiden Mercedes-Kontrahenten einen versöhnlichen Abschluss: Während Engel auf Platz acht zum zweiten Mal in Folge Punkte einfuhr, avancierte Green auf Rang acht zum erfolgreichsten Jahreswagenpiloten: "Das Team wollte mich mit dem zweiten späten Boxenstopp auch an Rockenfeller vorbeibringen - das hat funktioniert. Am Ende konnte ich sogar Timo attackieren und das Beste aus meinen neuen Reifen machen. Aber es ist bekanntlich schwierig, hier zu überholen..."