Von Startreihe drei in Startreihe eins - vom Hinterherfahrer zum sicheren Podestanwärter: Wie schon in den vergangenen beiden Jahren lässt die Aufholjagd von Mercedes nach einem mäßigen Saisonauftakt auch diesmal nicht lange auf sich warten. "Ich glaube nicht, dass Mercedes den Rückstand komplett egalisieren kann. Trotzdem schätze ich sie hier deutlich stärker ein", hatte DTM-Experte Manuel Reuter bereits am Freitag gegenüber Motorsport-Magazin.com prognostiziert - und Recht behalten.

Schon im freien Training hatten sich die HWA-Mercedes verglichen mit den Abt-Audi durchaus achtbar geschlagen - bevor es im Qualifying beinahe in alte Erfolgsregionen ging. "Die Bedingungen waren ja für Mercedes nicht so schlecht, denn wirklich stark war von den Audis auf feuchter Strecke nur Mattias Esktröm. Der war bedeutend schneller als alle anderen", schätzte Ralf Schumacher die Kräfteverhältnisse im Nassen sehr selbstbewusst ein. Mit Blick auf den morgigen Tag äußerte er sich vorsichtiger: "Ich gehe schon davon aus, dass wir auch generell ein Stück näher dran sind an Audi als in Hockenheim."

Rätselraten um freies Training

Ebenso wie Schumacher setzt auch Norbert Haug auf die viel zitierte Long-Run-Performance der C-Klasse: "Die paar Runden am Stück, die wir heute Morgen gefahren sind, sahen okay aus. Ich sehe uns im Rennen nicht als Favorit. Aber wir stehen besser da als in Hockenheim." Im Gespräch mit Motorsport-Magazin verweist Bruno Spengler auf die Ergebnisse des freien Trainings: "Im Qualifying waren die Bedingungen zu wechselhaft, als dass man sagen könnte, wie viel wir auf Audi aufgeholt haben. Aber wir haben uns gut entwickelt und konnten auch im freien Training sehen, dass das Auto auf Slicks bei trockener Strecke sehr schnell war. Es sah gut aus für uns."

Paul di Resta bestätigte den Aufwärtstrend bei Mercedes, Foto: Mercedes-Benz
Paul di Resta bestätigte den Aufwärtstrend bei Mercedes, Foto: Mercedes-Benz

Mit nur zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Timo Scheider im schnellsten Abt-Audi-Piloten hatte Paul di Resta am Vormittag in der Tat aufhorchen lassen. Dennoch indizierte die Doppelspitze aus zwei Jahreswagen die eher geringe Aussagekraft der Übungssession. Scheider blieb beruhigt: "Es sah unter trockenen Bedingungen noch recht gut für uns aus, trotz zehn Kilogramm Gewichtsnachteil. Im Regen war die Lage anders als im freien Training. Insgesamt ist es ein engeres Kräfteverhältnis zwischen beiden Herstellern." Jegliche Aussagekraft spricht Martin Tomczyk dem freien Training ab: Er verweist darauf, dass die Abt-Audi-Neuwagen wegen des vorzeitigen Abbruchs der Session am Ende auf weitere Runden mit neuen Pneus verzichten mussten.

Unabhängig vom Maß der Aufholleistung hat die ernüchternde Mercedes-Vorstellung in Hockenheim zumindest zur verstärkten Demut bei so manchem C-Klasse-Piloten geführt. So war Bruno Spengler trotz des gravierenden strategischen Fehlers bei Audi zu Beginn des Qualifyings von offener Schadenfreude weit entfernt: "Natürlich war ich glücklich, dass Audi zunächst hinter uns war. Aber zum Lachen fand ich das nicht - dafür sind wir professionell genug. Der Fehler von Audi hätte auch uns passieren können..."