Mit deutlichem Hang zum Understatement arbeiteten sich die Stuttgarter bislang durch die Testfreitage dieser Saison. Nur gelegentlich ließen sie zum Ende der zweiten Session das oft unterschätzte Potenzial ihrer Mercedes C-Klasse aufblitzen. Heute machte Titelaspirant Paul di Resta hingegen Schluss mit der Bescheidenheit: Mit über drei Zehntelsekunden setzte sich der Schotte kurz vor Ende der zweiten Testsession vor dem versammelten Audi-Quartett and die Spitze. Sind nach der überraschend starken Tagesbestzeit von Paul di Resta kooperative Teamkollegen für Timo Scheider wichtiger als angenommen?

Bestzeit ohne Bedeutung?

Martin Tomczyk verneint - und relativiert ebenso wie Scheider selbst die Rundenzeit des schottischen HWA-Piloten. "Pauls Zeit war sehr gut, aber ich glaube schon, dass er im Qualifying-Trimm gefahren ist. Verglichen mit den anderen Mercedes war er schon auffallend schnell", gibt der Rosenheimer gegenüber dem adrivo Motorsport-Magazin zu bedenken, der am Nachmittag für die schnellste Audi-Zeit sorgte. "Wir haben sicherlich noch Luft nach oben. Wenn wir vom Qualifying-Setup reden, reden wir vom Sturz, von der Benzinmenge und vom Gewicht. In dieser Hinsicht werden wir für morgen noch etwas ändern."

Während Tomczyk für sich selbst einen Platz in den ersten beiden Startreihen für realistisch hält, sieht sich auch Tom Kristensen gut gerüstet. "Ich war in Le Mans auf Pole und Schnellster im Warm-up. Auch hier haben wir eine gute Ausgangsposition. Für Timo sieht es sehr positiv aus. Ich bin sicher, dass wir im Qualifying schneller sein werden als heute", stellt Kristensen fest. Seine verglichen mit den übrigen Abt-Audi-Piloten um vier Zehntelsekunden langsamere Rundenzeit erklärt er so: "Heute hatte ich auf der Strecke Verkehr, Timo war mir im Weg. Ich glaube, dass ich sonst näher an meinen Teamkollegen wäre."

Vorsichtige Hilfestellung

Tomczyk sorgte am Nachmittag für die schnellste Audi-Zeit, Foto: Audi
Tomczyk sorgte am Nachmittag für die schnellste Audi-Zeit, Foto: Audi

Mit Blick auf mögliche Hilfen für Timo Scheider präsentieren sich Kristensen und Tomczyk eher zaghaft. "Letztlich ist der Titelgewinn Timos Job. Es hängt sehr viel von der Startposition ab. Wir wissen, dass Stallorder nicht erlaubt ist. Generell bin ich bei Hilfestellungen deshalb sehr eingeschränkt", betont Tomczyk. Steine will er Scheider dennoch nicht in den Weg legen, nachdem der aktuelle Titelaspirant Mattias Ekström und Martin Tomczyk im Titelkampf des vergangenen Jahres stets Hilfe zugesichert hatte.

Tomczyk ergänzt: "Ich werde ihm das Leben sicherlich nicht schwer machen, wenn Timo hinter mir und mich attackiert." Auch Tom Kristensen präsentiert sich eher zugeknöpft - spielt aber auf den auffallend reibungslosen Positionswechsel zwischen Kimi Räikkönen und Titelkandidat Felipe Massa beim vergangenen Formel-1-Grand-Prix an: "Ich habe das Formel-1-Rennen in China gesehen - mehr ist dazu nicht zu sagen..."