Emotionen gehören zum Motorsport dazu. Sie machen für Fans und Fahrer das Besondere an unserem Sport aus. Aber eins möchte ich klar stellen: mein Emotionsausbruch während des Rennens in Hockenheim galt weder meinem Audi-Markenkollegen Alex Prémat noch forderte ich damit eine Stallregie - es war eine Emotion wie eine Siegerfaust oder der Jubel nach einem geglückten Überholmanöver. Teamorder ist in der DTM nicht nur verboten, es gibt für einen Rennfahrer auch nichts Schlimmeres, als einen Platz geschenkt zu bekommen. So etwas möchte ich gar nicht. Ich kämpfe lieber bis zur Ziellinie um eine Position und schaffe es nicht, als dass ich per Funkspruch vorbei gewunken werde.

Kein unnötiges Risiko

Nach meinem Boxenstopp hing ich fast das halbe Rennen hinter Alex und war auch einen Tick schneller als er, aber ich fand keinen Weg vorbei. Es war ein fairer Fight, der sehr viel Spaß gemacht hat - leider ging es nur um Platz 12. Weil Alex ein Audi-Kollege ist, wollte ich kein unnötiges Risiko eingehen und habe keine Kollision riskiert. Zwar kam es zu einer kleinen Berührung, für die ich verwarnt wurde, aber das empfand ich nicht als schlimm. Alex hat mir im übrigen später erzählt, dass er von der Berührung überhaupt nichts mitbekommen hat.

Leichte Kontakte gehören im Tourenwagensport dazu. So lange alles in einem fairen Rahmen abläuft, es nur ganz leichte Berührungen sind, ist das okay. Nur wenn es unfair wird, wenn man jemanden raus schiebt oder einen Vorteil daraus erhält, ist es klar, dass die Rennleitung eingreift bzw. eingreifen muss. Aber das war bei Alex und mir nicht der Fall. Sein Auto hat auch keinerlei Schaden genommen. Es war ein schöner Zweikampf wie wir ihn im Motorsport sehen wollen - da gehören auch ein paar Emotionen dazu.

Auch Markus bekam die Überholproblematik zu spüren, Foto: Sutton
Auch Markus bekam die Überholproblematik zu spüren, Foto: Sutton

Im Straßenverkehr bin ich allerdings ein ruhiger Autofahrer. Da habe ich auch keinen Druck, um Positionen zu kämpfen - außer wenn es mal um einen Parkplatz geht... Ansonsten hat man als Rennfahrer eine – so finde ich - gewisse Vorbildfunktion, auf die man achten sollte. Also lebe ich die Emotionen in den Zweikämpfen auf der Rennstrecke aus.

Wieder was dazugelernt...

Insgesamt war es ein guter Auftakt. Für Audi war das Wochenende mit dem Dreifachsieg perfekt, für mich war es noch nicht perfekt, aber in Ordnung. Ich habe wieder etwas dazu gelernt und hoffe, dass ich es in Oschersleben umsetzen kann. Das Auto fühlte sich gut an und wir können mit dem Speed zufrieden sein. Leider sind Überholmanöver auch in der DTM schwierig. Die beste Chance war die Spitzekehre, wenn man dort nicht am Gegner vorbeikam, sah es schlecht aus. In Oschersleben wird es wahrscheinlich noch schwieriger.

Trotzdem werden wir den Schwung von Hockenheim mitnehmen und wollen uns dort weiter verbessern. Wichtig ist zu wissen, dass ich dabei sein kann, wenn alles passt. Wenn man das ganze Wochenende nur rumeiern und nichts Positives sehen würde, wäre es frustrierend, aber das Team und ich wissen, dass wir stärker sind, als wir es in Hockenheim gezeigt haben. Mit einer besseren Qualifyingposition können wir noch mehr erreichen. Auch dieser Lernprozess gehört zum Motorsport dazu.