Sindy und Nadine waren froh, dass es ein bisschen länger dauerte. Während die Mercedes Benz DTM-Pilotin Susie Stoddart noch mit ihren Ingenieuren im Debriefing saß, machten es sich die beiden jungen Damen schon einmal in der Mercedes Benz-Teamhospitality bequem. "Jetzt können wir uns wenigstens überlegen, was wir sie fragen werden", sagte Nadine. Sie und ihre Schwester Sindy waren überraschend zu dieser einmaligen Gelegenheit eines Treffens mit Susie Stoddart gekommen.

Ein Arbeitskollege ihrer Mutter hatte am motorsport-magazin.com DTM-Gewinnspiel teilgenommen, wurde von unserer Glücksfee gezogen, trat den Gewinn jedoch gerne an die beiden Mädels ab. "Ich bin zwar ein großer Anhänger des Motorsports, allerdings in erster Linie der Formel 1, und die beiden Töchter meiner Arbeitskollegin sind definitiv die größeren DTM-Fans", sagte uns der eigentliche Gewinner Christoph Groß. "Zudem konnte ich mich so zweimal freuen, zum ersten Mal als ich gewonnen hatte und zum zweiten Mal als ich in die Augen der beiden schauen durfte."

Als große DTM-Fans war es für die beiden nicht der erste Besuch an der Rennstrecke, vor allem der Nürburgring hat es ihnen angetan. Doch mehr als ein Autogramm oder ein paar Worte mit den Stars im Vorbeigehen waren bislang nie möglich. Das sollte sich ändern. Denn Susie Stoddart nahm sich zwischen Meetings und Interviewterminen viel Zeit, um mit unseren Gewinnerinnen in Ruhe zu plaudern - das obligatorische Autogramm gab's natürlich trotzdem; obwohl beide als Audi-Fans eher der Konkurrenz zugeneigt sind.

Susie weiß auch Audi-Fans zu überzeugen., Foto: adrivo Sportpresse
Susie weiß auch Audi-Fans zu überzeugen., Foto: adrivo Sportpresse

Kaum war Susie eingetroffen, ging es direkt in eine kurze Qualifyinganalyse. Wie ist es gelaufen, wie geht sie jetzt das Rennen an? Die Strategiebesprechung mit den Ingenieuren dürfte nicht viel anders ausgesehen haben. "Es ist immer schön, wenn man mit den Fans sprechen, ihnen etwas erklären kann", sagte uns Susie nach dem Meet & Greet. "Das macht mir immer Spaß." Auch während des Gesprächs kam diese Frage auf: "Ist es manchmal nicht nervig, wenn man so viele Autogramme schreiben und für Fotos posieren muss?" Susie gab zu, dass die Lust nach einem schlechten Qualifying schon einmal gering sein könnte. Aber als Profi muss man da durch - schließlich gäbe es die Serie ohne die Fans nicht.

Besonders gerne fährt Susie in Hockenheim. "Bei meinem ersten DTM-Rennen sollte ich auf die Tribüne schauen, ich dachte, dass da eine schottisch Flagge wäre, aber dann stand da in großen Buchstaben: Hallo Susie! Das war toll", erinnerte sie sich zurück. Aber auch den Nürburgring mag sie. "Ich bin sogar einmal mit Bernd Schneider auf der Nordschleife mitgefahren." Nur selbst ist sie in der Grünen Hölle noch kein Rennen gefahren. Im Laufe des Gesprächs ließ Susie kurz ihre Karriere Revue passieren. Von den Anfängen mit 8 Jahren im Kart bis zum ersten Besuch eines F3-Rennens. "Da wusste ich: das will ich machen."

Warum gibt es aber so wenig Frauen im Motorsport, wollten die Beiden von Susie wissen. "Es ist sehr hart", gestand die DTM-Pilotin. "Ich bin ehrlich: manchmal fühlst du dich so alleine." Außerdem gebe es zu wenige weibliche Vorbilder für junge Mädchen. "Kleine Jungs sagen sich: ich will so werden wie Michael Schumacher. Ich hatte kein Vorbild." Vielleicht hilft es ja, dass mittlerweile einige Frauen in diversen Rennserien unterwegs sind. Susie Stoddart ist jedenfalls ein leuchtendes Vorbild. "Sie ist super lieb, absolut sympathisch", urteilte Nadine hinterher.

Ob Stoddart auch 2008 noch in der DTM fährt, ist noch nicht geklärt. "Wäre Audi nicht auch eine Option?", konnte sich Nadine einen verdeckten Abwerbungsversuch für ihr Lieblingsteam nicht verkneifen. "Nein", blockte Susie ab. "Wenn man für eine Marke fährt, bleibt man ihr treu. Mercedes hat mir eine große Chance gegeben und ich werde nie sagen: danke, aber jetzt fahre ich für jemand anderes." Nadine trug die Ablehnung mit einem Lächeln. "Es wäre schade, wenn sie nicht mehr DTM fahren würde - auch wenn meine Abwerbungsversuche fehlgeschlagen sind."

Auch Susie hatte Spaß am Gespräch mit den Fans., Foto: adrivo Sportpresse
Auch Susie hatte Spaß am Gespräch mit den Fans., Foto: adrivo Sportpresse

In der Winterpause erwartet Susie nur wenig Zeit zum Entspannen. "Im November gibt es noch viel zu tun. Im Dezember wird es etwas ruhiger, aber dann geht schon bald mein Training wieder los", verriet sie. Wie anstrengend ist es eigentlich, ein DTM-Auto zu fahren? "Es geht", antwortete Susie. "Aber wenn ich gut vorbereitet bin, ist es eben viel besser." Vor allem an ihrem Nacken zerren die g-Kräfte. "Am Rennwochenende verliere ich normalerweise 2-3 Kilo - alle meine Freundinnen sagen dann: das will ich auch schaffen."

Alle DTM-Fans werden hingegen sagen: ich will auch einmal einen Fahrer treffen. "Die beiden waren wirklich hin und weg, vor allem vom Meet & Greet mit Susie Stoddart waren sie total begeistert und sehr überrascht, wie natürlich eine Rennfahrerin sein kann", berichtete uns der großzügige eigentliche motorsport-magazin.com Gewinnspielsieger. Susies Abwerbungsversuch scheint also besser geklappt zu haben, als jener der beiden Audi-Fans. Am Sonntag drückten Sindy und Nadine demnach nicht nur den Audi-Piloten die Daumen; wenigstens eine Mercedes Pilotin bekam auch einen Finger ab...