Ein ungewöhnliches Rennen mit gewohnten Ende: Ein spektakuläres Saisonfinale endete mit einem Mercedes-Doppelsieg. Mithilfe einer überlegenen Rennstrategie, jedoch auch einer überzeugenden Rennperformance sorgten Bruno Spengler und Jamie Green auch in Hockenheim für strahlende Gesichter im Lager der Stuttgarter. Schadensbegrenzung für Audi betrieb erneut Tom Kristensen mit Platz drei, nachdem Heinz-Harald Frentzen ein unwürdiges Ende einer von seiner Seite zunächst durchaus überzeugenden Leistung erlebt hatte.

Senkrechtstarter Frentzen

Der Start: Heinz-Harald Frentzens tadellose Leistung im Qualifying setzte sich auch beim Start des Rennens fort: Souverän verteidigte der Abt-Audi-Pilot seine Spitzenposition, während Bruno Spengler von Startposition zwei aus schließlich bis auf Rang fünf zurückfiel. Als Profiteure des Starts gingen Jamie Green, Martin Tomczyk und Bernd Schneider hervor, die jeweils um eine Position auf die Plätze zwei, drei und sechs vorstießen.

Der Rennverlauf: Doch die Reihenfolge der ersten Kurven blieb nicht von langer Dauer: Zwar setzte sich Tom Kristensen nach einem eher durchschnittlichen Start zwischenzeitlich auf Platz vier, wurde jedoch kurz darauf von seinem Rivalen um den Vizetitel, Bruno Spengler, passiert. Die Pechsträhne Frank Stipplers, der noch beim Saisonfinale 2005 mit Rang fünf geglänzt hatte, nahm auch beim letzten Saisonrennen ihren Lauf: So wurde der Rosberg-Pilot Opfer einer internen Rangelei der Mercedes-Jahreswagenpiloten Daniel La Rosa und Alexandros Margaritis, die sich später nahtlos fortsetzen sollte. Vanina Ickx' Positionskämpfe endeten eher ungelenk in einer Kollision mit Mathias Lauda - und damit in einer Durchfahrtsstrafe

Sechskampf für sechs Runden

Wenig geschickt agierte Mattias Ekström, Foto: AUDI
Wenig geschickt agierte Mattias Ekström, Foto: AUDI

Nachdem sich Frentzen während der ersten Kilometer hatte absetzen können, bekam der Mönchengladbacher Druck von hinten zu spüren: Nach kurzer Zeit hing Green dem führenden weißen Audi im Getriebe – stellte sich jedoch in der dritten Runde selbst ein Bein, als er nach einem allzu optimistischen Angriff auf Frentzen seinen Kurvenradius großzügig erweitern und den lauernden Tomczyk passieren lassen musste. Auch Bruno Spengler ließ sich vom Briten nicht lange bitten - und zog kurz darauf auch an Tomczyk vorbei.

Ohnehin hatte es der Kampf der innerhalb weniger Zehntelsekunden liegenden Top 6 in sich: Im Kurventakt lieferten sich die Protagonisten Rad-an-Rad-Duelle, bis der vorher noch lachende Dritte Martin Tomczyk auf Platz fünf zurückgefallen war. Bis zum Beginn der ersten Boxenstoppphase ging Mercedes als Sieger des Sechskampfes hervor, hatten sich Spengler und Schneider doch auf die Plätze zwei und drei kämpfen können. Kristensen nutzte in Runde sechs als erster Vertreter des Sextetts die erste Gelegenheit, sich mit einem ersten Stopp in ruhigere Gefilde zu begeben; es folgte kurz darauf der bis dahin siebtplatzierte Mika Häkkinen.

Derweil kristallisierte sich an der Spitze für wenige Runden ein Dreikampf aus Frentzen, Spengler und Schneider, dem Green nicht mehr zu folgen vermochte. Auch Schneider verabschiedete sich zunächst aus dem Spitzenkampf, indem er in die Boxengasse einbog - und sich erst hinter Tom Kristensen einfädelte. Jenes Schicksal ereilte wenig später auch ausgerechnet Heinz-Harald Frentzen, der zuvor bereits nach einem cleveren Manöver von Bruno Spengler überholt worden war.

Spengler & Green: Triumph im Fernduell

Auch Green wusste diesmal zu überzeugen, Foto: Sutton
Auch Green wusste diesmal zu überzeugen, Foto: Sutton

Bernd Schneider ließ währenddessen durchblicken, dass er das Sicherheitsdenken in Folge seines vorzeitigen Titelgewinns abgelegt hatte: Beim Versuch, Kristensen vor der Mercedes-Tribüne zu überholen, entledigte er sich seiner Kühlermaske - sowie nach einer Verwarnung durch die Rennleitung seiner bis dahin weißen Weste. Im Folgenden durfte sich Schneider auf einem Logenplatz eines Audi-internen Duells zwischen Kristensen und Frentzen erfreuen, im Zuge dessen sich Kristensen trotz der Hochform seines Kollegen immer wieder erfolgreich zur Wehr setze. Allzu entspannt durfte es der Saarländer dennoch nicht angehen lassen - lauerte von hinten doch Martin Tomczyk...

Die Angriffe des Bayern konnten ihm nichts anhaben, während Bernd Schneider in Runde 17 zum zweiten Stopp antrat - noch bevor die beiden Führenden Spengler und Green jenes Prozedere ein erstes Mal wenige Sekunden später vollzogen. Bei allen drei HWA-Piloten gingen Reifenwechsel und Tanken problemlos vonstatten, so dass das Stuttgarter Youngster-Duo noch vor Kristensen zurück auf die Strecke kam. Dieser wiederum blieb auch nach seinem folgenden zweiten Stopp deutlich vor Schneider, dessen Markenkollege Mika Häkkinen wenig später infolge eines technischen Defekts das enttäuschende Ende einer enttäuschenden Saison erlebte.

Die zweite Boxenstoppphase zog sich lang – und wurde damit zu einem langen Leiden für Heinz-Harald Frentzen: Als letzter Vertreter des Quartetts aus Schneider, Kristensen, Tomczyk und ihm, jedoch vor Spengler und Green steuerte der Ex-Opel-Pilot die Box an und besiegelte damit mit einer unterlegenen Rennstrategie seine Niederlage: Boxenstoppbereinigt erst auf Rang sechs fädelte sich Frentzen noch hinter Tomczyk ein, bevor Spengler und Green angesichts schon bei der Boxenausfahrt ellenlanger Vorsprünge auf den drittplatzierten Kristensen ihre Ansprüche auf einen weiteren Mercedes-Doppelsieg untermauerten.

Das Aus des Pole-Inhabers

Am Ende musste Frentzen den Helm vorzeitig ablegen, Foto: AUDI
Am Ende musste Frentzen den Helm vorzeitig ablegen, Foto: AUDI

Spengler vor Green, Kristensen, Schneider, Tomczyk und Frentzen – das Sextett der ersten Runden war auch bis kurz vor Schluss komplett geblieben, bis der mittlerweile siebtplatzierte Mattias Ekström für eine Audi-interne Peinlichkeit sorgte: Beim Versuch, den Pole-Inhaber zu attackieren, führte der schon im Qualifying wenig überzeugende Schwede eine Kollision herbei – infolge derer schließlich beide Abt-Audi-Vertreter ihr Rennen beenden mussten. Die Versuche Greens, Spengler in den letzten Sekunden abzufangen, verliefen erfolglos.

Der Zieleinlauf: Bruno Spengler brachte seinen vierten Saisonsieg sicher unter Dach und Fach - und baute damit seine Position als siegreichster Pilot des Jahres aus. Green sorgt mit Rang zwei nach einer ebenfalls überzeugenden Rennleistung für einen versöhnlichen Saisonabschluss; ebenso wie Tom Kristensen, der im Rennen seine Rolle als aktuelle Audi-Speerspitze bestätigte. Bernd Schneider, der sich seine Siegchancen schon beim Zeitfahren verbaut hatte, nahm immerhin Rang vier ein – vor Martin Tomczyk als erneut zweitbestem Audi-Fahrer. Die Jahreswagenpiloten Timo Scheider, Christian Abt und – in seinem letzten DTM-Rennen – Jean Alesi rückten nach dem internen Audi-Clinch auf die Plätze sechs bis acht vor.

Die Meisterschaft: In der Gesamttabelle steht Bruno Spengler mit sieben Punkten Vorsprung als Vizechampion der Saison 2006 fest. Das Audi-Duo aus Kristensen und Tomczyk behält die Gesamtränge drei und vier, während Jamie Green nach seinem Hockenheimer Abschlusserfolg auf Platz fünf der Meisterschaft vorrückt. Die Schlusslichter der Neuwagenpiloten bilden Mika Häkkinen, Heinz-Harald Frentzen und Mattias Ekström. Jean Alesi und Timo Scheider festigen mit insgesamt 15 bzw. zwölf Punkten ihre Positionen als erfolgreichste Jahreswagenpiloten ihrer Marke.