Auf seine innige Beziehung zum Oschersleben-Kurs durfte Tom Kristensen auch diesmal vertrauen: Am Ort seines ersten DTM-Siegs von 2004 feierte der Däne souverän den ersten Audi-Sieg der Saison und übernahm so die Meisterschaftsführung von Bernd Schneider, der nicht über Rang fünf hinauskam. Auch das HWA-Youngster-Duo Jamie Green und Bruno Spengler präsentierte sich auf den Plätzen zwei und drei bei einem trockenen und an Überholmanövern geizenden dritten Saisonlauf überzeugend.

Der Start: Am Start wusste Tom Kristensen anders als im vergangenen Jahr zu überzeugen: Souverän sicherte er sich noch vor der ersten Kurve die Führung, während Jamie Green einen Platz an Teamkollege Bruno Spengler verlor. Während Heinz-Harald Frentzen mit Häkkinen die Plätze tauschte, fiel Bernd Schneider auf Platz neun zurück - Mattias Ekström erbte seinen sechsten Rang. Die ersten deutlichen Berührungen stellten zum Leidwesen Dr. Wolfgang Ullrichs eine Audi-interne Angelegenheit dar: Der von Startplatz acht kommende Frank Stippler zwang Christian Abt neben die Strecke, Pierre Kaffer berührte Timo Scheider, der sich anschließend drehte.

Der Rennverlauf: Rasch gelang es Kristensen, sich von seinen HWA-Verfolgern abzusetzen. Lücken entstanden auch zwischen dem HWA-Duo Spengler und Green und Frentzen sowie zwischen dem Mönchengladbacher und Häkkinen. Angesichts des hohen Reifenverschleißes in Oschersleben standen die ersten Boxenstopps auch diesmal nach Runde sechs an: Kristensen nutzte die erste Chance zum Boxenbesuch, Martin Tomczyk und Bernd Schneider taten es ihm gleich, wobei die HWA-Truppe mit einem gelungenen Stopp den Meisterschaftsführenden am Audi-Piloten vorbeimanövrierte. Frentzen wusste seine Position vor Schneider auch nach seinem Stopp in der siebten Runde zu halten.

Während Spengler, Green und Häkkinen ihren Stopp weiter hinausschoben, zeichnete sich bereits vor der zehnten Runde ab, dass Audi im Kampf gegen Titelfavorit Bernd Schneider eher als Verlierer aus der ersten Boxenstopprunde hervorging: Auch Mattias Ekström fiel infolge seines ersten Boxenbesuchs hinter Schneider zurück.

Erst nach Abschluss der 13. Runden bogen Green und Spengler in die Boxengasse und reihten sich in Folge der gelungenen Stopps deutlich hinter Kristensen, jedoch vor dem - boxenstoppbereinigt - viertplatzierten Frentzen ein, der seinerseits nach wie vor von Schneider und Tomczyk unter Druck gesetzt wurde. Nachdem Mathias Lauda wegen Überschreitens der weißen Linie am Boxenausgang eine Durchfahrtsstrafe angetreten hatte, kam Mika Häkkinen nach 16 Runden als letzter der Spitzengruppe in die Box. Profitabel erschien diese Taktik nicht, fiel er doch nun hinter Mattias Ekström zurück.

Derweil büßte Kristensen seinen Vorsprung auf Spengler Stück um Stück ein, nachdem er auf die noch nicht zum Boxenstopp angetretenen Stefan Mücke und Daniel La Rosa auflief. Die Überholversuche des Dänen schlugen wieder und wieder fehl, bis er sie schließlich aufgab und zeitgleich mit Spengler, dessen zweiter Stint somit nicht allzu lange gewährt hatte, zum zweiten Stopp abbog. Angesichts des vorgezogenen Stopps der vom Verhalten La Rosas und Mückes wenig begeisterten Abt-Truppe blieb der Meisterschaftszweite vor dem Kanadier.

Während Vanina Ickx angesichts einer Durchfahrtsstrafe einen wenig erfreulichen Boxenbesuch zu verzeichnen hatte, gereichte Bernd Schneider nach der 19. Runde ein mit Ekström gleichzeitiger Stopp zum Halten seiner boxenstoppbereinigt fünften Position, die er im Laufe der zweiten Boxenstopprunde jedoch nicht zu verbessern vermochte.

Anschließend gelang es Kristensen anders als im ersten Stint nicht mehr, sich bedeutend von Spengler abzusetzen - was sich im letzten Renndrittel tendenziell wieder ändern sollte. Auch den zweiten Boxenstopp zögerten insbesondere die Mercedes-Jahres- und Gebrauchtwagenfahrer erneut weit hinaus, was zunächst Margaritis überraschend vor Frentzen zurück auf die Strecke biegen ließ, während der noch weitaus spätere Stopp Stefan Mückes die Möglichkeiten jener Taktik überdehnte.

Erst zehn Runden vor Schluss offenbarte sich ein boxenstoppbereinigtes Klassement: Während Kristensen nach wie vor souverän vor Spengler und Green führte, hielt Margaritis noch immer mit fünf Sekunden Vorsprung seinen vierten Platz auf Frentzen, an dem sich seinerseits Schneider weiterhin die Zähne ausbiss. In Folge eines Verbremsers von Seiten Martin Tomczyks, der noch nicht zum Positionswechsel beitrug, ließ der Rosenheimer Mattias Ekström kampflos passieren, der so zunächst Rang sieben einnahm. Mika Häkkinen hatte eine offenbar wenig gelungene Rennstrategie seines Teams mittlerweile bis auf Position neun zurückfallen lassen.

Der bisher sensationellen Leistung Margaritis' setzte fünf Runden vor Schluss ein technischer Defekt ein Ende, infolge dessen Frentzen, Schneider, Ekström und Schneider am Bonner vorbeizogen. Glücklicher zeigte sich unterdessen Teamkollege Jean Alesi, der von dem offenbar ebenfalls von technischen Problemen geplagten Häkkinen dessen nun in Reichweite liegenden achten Rang erbte. Eine Kollision zwischen La Rosa und Ickx sowie ein Ausritt Mathias Laudas änderten kaum etwas am Zieleinlauf...

Der Zieleinlauf: Schließlich überquerte Tom Kristensen als Erster die Ziellinie und durfte so den zweiten Sieg seiner DTM-Karriere feiern. Bruno Spengler eroberte mit Platz zwei den ersten Podestplatz seiner Karriere, während Jamie Green das Podest mit seinem ersten Podiumsplatz der Saison komplettierte. Vierter wurde Heinz-Harald Frentzen vor dem fünftplatzierten Bernd Schneider, der bis zuletzt hinter dem Abt-Audi-Piloten festhing. Mattias Ekström kam auf Rang sieben in den Genuss seines ersten Zieleinlaufs der Saison, während Teamkollege Martin Tomczyk mit Platz sechs sein bestes Saisonergebnis zu verzeichnen hatte. Jean Alesi errang Platz acht und kam somit als einziger Fahrer eines Jahreswagens in die Punkte.

Die Meisterschaft: In der Gesamtwertung übernimmt Kristensen mit 26 Punkten erstmals in seiner DTM-Karriere die Führung, während Bernd Schneider mit 24 Punkten auf Platz zwei zurückfällt. Die nun zwölf Punkte Bruno Spenglers gereichen dem Kanadier zum dritten Meisterschaftsrang; Heinz-Harald Frentzen, Jamie Green und Mika Häkkinen folgen mit jeweils elf Punkten. Erfolgreichster Jahreswagenfahrer bleibt Alexandros Margaritis mit sieben Punkten auf Rang sieben.