Sobald der Name Colin Kolles fällt, denkt der geneigte Motorsportkenner sofort an das MF1 Racing Team und die Formel 1. Doch der ehemalige Zahnarzt aus der Audi-Stadt Ingolstadt sammelte seine ersten Motorsporterfahrungen mit einem Formel 3 Team.

Auf genau diesem basiert nun sein neuester Streich: Das Futurecom TME DTM-Team. Wie es sich für einen Wahl-Ingolstädter gehört, tritt das Team Kolles mit Audi-Boliden an, auch wenn es letztlich nur zu Kunden-Fahrzeugen der Generation 2004 gereicht hat.

"Wir haben genau das, was wir heute brauchen", sagte Teammanager Manfredi Ravetto. "In ein paar Rennen sieht das vielleicht anders aus, aber heute haben wir genau das, was wir brauchen." Was er damit meint: Durch die zwei Jahre alten Autos ist der Druck auf die beiden Piloten Vanina Ickx und Olivier Tielemans sehr viel geringer als in aktuellen Boliden.

Entsprechend gibt Ravetto offen zu, dass das Reglement "den alten Autos entgegen" komme. Aber die Ansprüche der Midland-Truppe sind in der DTM vorerst ebenso bescheiden wie in der Formel 1. "Wir sind sehr zufrieden hier zu sein", verriet Manfredi im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Denn es war sehr hektisch innerhalb eines Monats das Team auf die Beine zu stellen."

Bis auf wenige Ausnahmen besteht das gesamte Team aus DTM-Neulingen, die "null Erfahrung" mit Tourenwagen besitzen. Nur einige wenige Teammitglieder wurden aus dem F1-Team rekrutiert. Ehemalige Opel-Mitarbeiter fanden bislang keinen Unterschlupf. Bis auf Teamboss Colin Kolles und Manfredi selbst, arbeitet keiner der rund 20 Mitarbeiter in beiden Rennserien. Der Erfahrungsaustausch zwischen der DTM und der F1 wird dennoch rege genutzt und macht trotz der Unterschiede zwischen Tourenwagen und Formelboliden auch Sinn.

Umso größer war die Freude nach den ersten Erfolgserlebnissen im Laufe des Debütwochenendes in Hockenheim. "Das Team hat bei den ersten Boxenstopps wie ein Uhrwerk funktioniert", strahlte Manfredi Ravetto auf seine Art und Weise. "Allein dass wir mit Lkw, zwei Fahrern und zwei Autos hier sind, ist ein Erfolg und eine tolle Leistung, auf die wir sehr stolz sein können."

Trotzdem bleibt man "realistisch". Das Ziel heißt Erfahrung zu sammeln. "Die Fahrer sollen so schnell wie möglich ihr Potenzial zeigen", nennt Ravetto eine der Zielvorgaben. Und: "Wir möchten hin und wieder ein Highlight setzen." Den fünften Platz in der Meisterschaft auszugeben, wäre hingegen ein "Witz". Stattdessen gehört es zu den Prioritäten den Fans und vor allem Audi zu beweisen, dass man "gute Arbeit" leistet.

Allein durch gute Leistungen könne man die Herstellerbindung noch weiter verbessern. Den eigenen Auftritt wollen die Mannen rund um Colin Kolles jedoch beibehalten: Während die Audi-Teams Abt, Phoenix oder Rosberg ihre Identität als Werksteams beinahe aufgegeben haben, trumpft die Kolles-Truppe gleich am ersten Last-Minute-Rennwochenende mit einer eigenen Hospitality auf. Hoffentlich bleibt das nicht das einzige, der erhofften Highlights...