Klar, dass beim DTM-Auftakt in Hockenheim die größten Fan-Trauben wieder einmal rund um Mika Häkkinen und Heinz-Harald Frentzen zu finden sein werden. Aber neben den absoluten Superstars der DTM stehen mit Sicherheit auch die beiden schnellen Damen im Feld, Vanina Ickx bei Audi und Susie Stoddart bei Mercedes, ganz besonders im Blickpunkt - auch wenn sie in den alten 2004er-Autos unterwegs sind.

Schon im Vorfeld war ja viel diskutiert worden: Haben die beiden überhaupt eine Chance, zumindest einigermaßen mitzuhalten - oder sind sie nur deshalb verpflichtet worden, um einen optisch attraktiven Glanzpunkt zu setzen? Hätte man auf der Suche nach einer schnellen DTM-Pilotin, die in die Fußstapfen einer Ellen Lohr treten könnte, die ja 1992 auf der Berliner AVUS sogar einen Lauf gewann, nicht eher eine Claudia Hürtgen ins Auto setzen sollen, die ja nun schon seit Jahren in nicht ganz so populären Serien immer wieder beweist, dass sie den Herren der Schöpfung mehr als nur Paroli bieten kann? Wäre dann nicht zumindest etwas weniger offensichtlich gewesen, dass es viel mehr um die Show als um den Sport gehe?

Collin Kolles, Teamchef von Vanina Ickx, ist da etwas anderer Meinung - auch wenn er den Marketing-Aspekt gar nicht abzustreiten versucht. Natürlich spiele der auch eine Rolle, heute lägen eben auch in einer so attraktiven Serie wie der DTM die Sponsorgelder nicht mehr einfach nur auf der Straße. Man müsse schon etwas Besonderes bieten, um sich für potenzielle Investoren interessant zu machen. "Aber das heißt ja deshalb noch lange nicht, dass deswegen die Leistung bei den Renn-Ladys nicht stimmt. Von Vaninas Performance bei den Testfahrten war ich durchaus angetan. Wenn ihr zum Beispiel auf einen ja doch routinierten DTM-Fahrer wie Frank Stippler oder Pierre Kaffer gerade mal zwei Zehntel oder so fehlen, dann ist das doch in Ordnung."

Vor allem, wenn man bedenke, dass für die Tochter der belgischen Rennsport-Legende Jacky Ickx ja eine so professionelle Serie wie die DTM doch völliges Neuland sei: "Echtes Testen, das hat sie zum Beispiel bis jetzt noch nie gemacht. Bis jetzt ist sie bei ihren Renneinsätzen doch immer nur ganz normal Trainings und Rennen gefahren. Tagelanges Testen, da musste sie sich erstmal dran gewöhnen, da war sie anfangs auch ganz schön platt. Aber andererseits hat sie das auch gleich mal motiviert, noch zusätzlich an ihrer Fitness zu arbeiten."

Auch Susie Stoddart machte im Persson-Mercedes bisher einen sehr guten Eindruck, fiel auch gegenüber der internen Konkurrenz alles andere als ab, ihren direkten Teamkollegen Mathias Lauda schien sie zumindest beim Testen sogar ziemlich sicher im Griff zu haben. Jeweils einen ziemlich heftigen Abflug auf der Rumpelpiste von Brands Hatch steckten die beiden auch gleich mal ziemlich locker weg - nach dem Motto, das gehöre nun eben auch mal dazu. Und schließlich befanden sie sich in Brands Hatch in bester Gesellschaft, dort erwischte es auch eine ganze Reihe anderer Fahrer, einschließlich des mehrfachen Meisters Bernd Schneider.

Für die Premiere am Wochenende fühlen sich die beiden schnellen Damen jedenfalls gut gerüstet - ohne sich jetzt schon auf genaue Ziele festlegen zu wollen. Colin Kolles ist da direkter: "Ich erwarte schon, dass Vanina im Laufe des Jahres mal unter die Top-Ten kommt."