Ferrari hat die Mercedes-AMG-Serie in der DTM gebrochen: Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) schnappte sich die Pole Position im Sonntags-Qualifying auf dem Lausitzring - damit steht zum ersten Mal in der Saison 2025 kein Mercedes-AMG GT3 auf dem ersten Startplatz. Der britische Zeitenjagd-Spezialist eroberte bereits die sechste Pole in seinem 34. DTM-Qualifying. "Eine dieser Sessions, in denen fast alles perfekt läuft", jubelte der Lausitz-Sieger von 2023.
Aitken umrundete den Kurs in 1:19.837 Minuten. Damit lag der Emil-Frey-Pilot eine Hundertstelsekunde hinter der Pole-Zeit vom Samstag, die Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) in seinen zweiten Saisonsieg umwandelte und die Spitze in der DTM-Tabelle übernahm. Aitken kann sich heute (Rennstart um 13:30 Uhr, im Free-TV bei ProSieben) gute Chancen auf seinen fünften DTM-Sieg ausrechnen: In den letzten sechs Lausitz-Rennen überquerte der Pole-Setter stets den Zielstrich als Erster.
Marco Wittmann nach halber Ewigkeit wieder in Reihe 1
Scharfe Konkurrenz erhalten Aitken und sein Ferrari 296 GT3 von Marco Wittmann (Schubert-BMW). Der zweimalige DTM-Champion fuhr mit 0,067 Sekunden Rückstand auf den zweiten Startplatz. Wittmann in Reihe eins? Das hat es lange nicht mehr gegeben! Zuletzt stand der BMW-Werksfahrer anno 2021 in Assen auf P2. Wittmann setzte die starke Formkurve von Schubert-BMW am Sonntag konsequent fort, nachdem am Samstag Teamkollege Rene Rast (heute auf Startplatz acht) seinen ersten Podestplatz errungen hatte.
"Der Fortschritt übers Wochenende ist enorm", bedankte sich Wittmann auch bei der Schubert-Mannschaft, die über Nacht kleinere Änderungen an seinem BMW M4 GT3 Evo vorgenommen hat. "Das hat das Auto noch mal einen kleinen Tick nach vorne gebracht. Und die Trucks (Truck-EM im Rahmenprogramm; d. Red.) helfen uns, weil sie zusätzlichen Grip auf die Strecke bringen. Vielleicht laden wir sie jetzt jedes Wochenende ein."
Thomas Preining (Manthey-Porsche), der DTM-Meister von 2023, und Samstags-Sieger Lucas Auer teilen sich die zweite Startreihe. Die beiden Österreicher trennten 0,104 bzw. 0,131 Sekunden von Spitzenreiter Aitken. "Es wird hart, so wie immer", sagte der Mercedes-Pilot, der wegen seines Sieges 20 zusätzliche Kilo Erfolgsgewicht an Bord mitschleppen muss. "Aber das Auto fühlt sich gut an."
Ben Dörr sorgt für nächste positive Überraschung
Für eine weitere positive Überraschung sorgte Ben Dörr (Dörr-McLaren), der den McLaren 720S GT3 zum fünften Startplatz führte - sein mit Abstand bestes Resultat in seiner zweiten DTM-Saison. Dörr ordnete sich mit einer Hundertstel Abstand hinter Vordermann Auer ein und hatte einmal mehr Teamkollege Timo Glock im Griff, der sich mit P19 begnügen musste. DTM-Rückkehrer Glock fährt nach seinen technischen Problemen beim Saisonauftakt in Oschersleben aktuell den Dörr-McLaren aus der NLS-Serie.
"Platz fünf ist mega, alle im Team sind super-happy", strahlte der 20-jährige Dörr am ProSieben-Mikrofon. "Wir werden immer konkurrenzfähiger. Es macht Spaß, zu sehen, wie das ganze Team wächst." Am Samstag fuhr er mit P9 zum zweiten Mal in der jungen Saison in die Top-10 des Klassements. Mit Dörrs McLaren tummeln sich fünf unterschiedliche Marken in den Top-5 der Startaufstellung.
Emil Frey Racing freute sich unterdessen nicht nur über Aitkens Pole, sondern ein geschlossen starkes Teamergebnis: Thierry Vermeulen und DTM-Rookie Ben Green schnappten sich die Startplätze sechs und sieben. Der dreifache DTM-Champion Rene Rast, der Samstags-Zweite Maro Engel (Winward-Mercedes) und Maximilian Paul (Paul-Lamborghini) folgten auf den Startpositionen acht bis zehn. Mercedes-Fahrer Engel stand wegen Blockierens von Ayhancan Güven allerdings unter Beobachtung der Rennleitung.
Abt-Lamborghini am Lausitzring abgeschlagen
Der Dresdner Maximilian Paul führte ein Lamborghini-Trio vor den GRT-Piloten Luca Engstler und Jordan Pepper an und war der bestplatzierte der fünf Huracan-Fahrer im Starterfeld. Eine bittere Pille musste das ehemalige Audi- und heutige Lambo-Team Abt Sportsline schlucken: Nicki Thiim nur auf P17, der amtierende DTM-Meister Mirko Bortolotti sogar abgeschlagen auf Platz 20!
Abt-Teamchef Thomas Biermaier hatte sich schon nach dem Samstagsrennen über das aus seiner Sicht zu hohe Gewicht des GT3-Lamborghini beschwert: "So macht Racing keinen Spaß." Über Nacht änderte DTM-Dienstleister SRO die Balance of Performance ein weiteres Mal während des laufenden Rennwochenendes. Eine Gewichtsreduzierung von 15 Kilo für alle Lamborghini brachte jedoch keine sichtbare Verbesserung.
Biermaier nach der heutigen Pleite selbstkritisch: "Ein sehr bitteres Qualifying für uns. Wir waren gestern auf einem guten Weg mit dem Setup. Wir wollten heute etwas ausprobieren und haben auf der Rennstrecke hart erfahren müssen, dass es der falsche Weg war. Jetzt müssen wir den Schritt wieder zurückgehen."
Überhaupt nicht nach Plan lief es auch für einen ehemaligen Abt-Piloten: Ricardo Feller, jetzt im Audi R8 LMS GT3 Evo2 von DTM-Neueinsteiger Land-Motorsport, landete nur auf Platz 21. Ein ganz anderes Bild als am Samstag, wo der Schweizer mit dem zweiten Startplatz ein dickes Ausrufezeichen gesetzt hatte. Im Rennen fiel Feller dann wegen eines technischen Problems in der Schlussphase aus. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com bekam sein Audi über Nacht einen Austauschmotor spendiert.
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