Nicht nur Audi Sport trauert um Dieter Basche: Der ehemalige Rennfahrer sowie BMW-Leiter Motorsport und Audi-Motorsportchef ist im Alter von 88 Jahren verstorben, wie der Autobauer aus Ingolstadt erst vier Tage nach seinem Ableben offiziell kommuniziert hat. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus Kreisen des Volkswagen-Konzerns ist der Bayer bereits am Heiligen Abend verstorben.
Basche war als Diplom-Ingenieur und Automobil-Rennfahrer ebenso begabt wie als Techniker und Stratege bei seinen Erfolgen mit BMW und später auch Audi, wo er wie bei BMW sogar bis zum Motorsportchef aufstieg.
Dieter Basche: Vom Rennfahrer zum Motorsportchef
Am 31. Juli 1936 geboren, begann Basche in den 1960er Jahren seine Rennfahrerkarriere mit Sport- und Tourenwagen, mit denen er auch seine größten Erfolge erzielte – vor allem in Renntourenwagen von BMW (1800 TI, 2000 TI und 2002 TI). Mit letztgenanntem Modell feierte Dieter Basche seine größten sportlichen Erfolge: So als Dritter der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) 1972 hinter den beiden Ford-Piloten Hans-Joachim Stuck und Klaus Fritzinger. Das Besondere dabei: Neben seinen sechs Podien gelang Basche auch ein Sieg, der einzige nicht Ford-Triumph bei insgesamt 20 DRM-Rennen!
Ein Jahr später (1973) fast das gleiche Szenario: Basche gelang als Drittem der DRM-Gesamtwertung ein Sieg und insgesamt sieben Podestplätze. Mit 122 Punkten musste er sich den beiden Ford-Fahren Dieter Glemser (130) und Hans Heyer (129) knapp geschlagen geben.
Zuvor war BMW-Mann Basche in der Tourenwagen-EM (1968/1969/1971) mit einem BMW 2002 und 2002 TI weniger erfolgreich, was seine besten Platzierungen (P6 und P8) beweisen. Höhepunkt seiner Zeit bei dem bayerischen Autobauer war die Aufnahme in das Formel-2-Werksteam und die Ernennung zum Leiter BMW Motorsport. Von seinem großen Erfahrungsschatz auf und neben der Rennstrecke profitierte BMW auch bei der Entwicklung von Rennfahrzeugen.
Im Alter von 40 Jahren wechselte Dieter Basche 1979 innerhalb Bayerns von BMW zu Audi – zuerst als Ingenieur, danach als Technik-Chef. Das Ende seines Berufslebens beschloss er 1993 als Motorsportchef.
Bei Audi Sport war Basche Ingenieur der ersten Stunde. Ikonische Rallye- und Rennfahrzeuge wie der Audi Sport quattro S1, der Audi 90 quattro, US-IMSA-GTO oder der Audi V8 quattro für die DTM tragen seine Handschrift. So war der Fahrwerksingenieur auch an der Entwicklung des erfolgreichen Audi S1 beteiligt, mit dem der zweimalige Rallye-Weltmeister Walter Röhrl 1985 den WM-Lauf in San Remo gewann.
Walter Röhrl gedenkt Dieter Basche: Mehr als nur ein Renningenieur
„Der Tod von Dieter Basche macht mich betroffen. Er war für mich während meiner Audi-Zeit mehr als nur „mein Renn-Ingenieur“! Dieter saß bei jeder meiner Entwicklungs- und Abstimmungsfahrten, die ich mit dem legendären Audi Rallye S1 über Tausende von Kilometern absolvierte, auf dem Beifahrersitz. Er hat als Ingenieur und Techniker alles protokolliert und registriert. Das hat zu einer unglaublichen Verbindung und Vertrautheit zwischen uns beiden geführt, die ganz maßgeblich auch im Kopf stattfand“, betonte Röhrl im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
Für den Regensburger war Basche „auch ein guter und erfolgreicher Rennfahrer und konnte deshalb so manche Dinge, die ich ihm während der Fahrt sagte, besonders schnell und gut verstehen, analysieren und später dann umsetzen.“ Auf diese Art und Weise sei das Auto immer besser und schneller geworden. „Angst oder Furcht hat Dieter dabei nie gezeigt. Das gegenseitige, blinde Vertrauen war da. Erst ganz am Ende, als wir bei 110 Prozent waren, hat er dann einmal gesagt, es würde ihm jetzt zu schnell werden… - er wolle nun nicht mehr einsteigen und mitfahren!“
Als Technik-Chef war Basche auch der geistige Vater für den Audi-Triumph beim berühmten US-Bergrennen Pikes Peak im Bundesstaat Colorado. Dabei unterbot Röhrl 1987 mit einem Audi Sport quattro S1 E2 bei seinem „Gipfelsturm“ auf den 4301 Meter hohen Berg in den Rocky Mountains den bestehenden Streckenrekord von Bobby Unser mit dem gleichen Modell um 21,370 Sekunden und blieb dabei als erster Berg-„König“ mit einer Zeit von 10:47,850 unter der elf Minuten Schallmauer.
„Ohne Dieter und dem Team hätte ich das damals nicht geschafft“, meinte Röhrl anerkennend. Er sei zudem in allen Situationen ruhig und souverän gewesen. „Ich habe ihn als eminent fleißigen, strebsamen und auch ehrgeizigen Ingenieur kennengelernt, der privat sehr warmherzig, stets freundlich und wertvoll war – eine großartige Persönlichkeit! Ich habe ihm viel zu verdanken und bin glücklich darüber, dass wir ein Stück unseres beruflichen Weges im Motorsport gemeinsam gehen durften.“
Audi-Sportchef über Basche: War von ganzem Herzen Audianer
Ein bemerkenswerter Meilenstein waren auch die ersten beiden Titelgewinne von Audi in der DTM durch Hans-Joachim Stuck (1990) und Frank Biela (1991), die Basche als Technik- und Motorsportchef ebenso erfolgreich verantwortete, wie die Entwicklung des Audi V8 quattro DTM.
Der Marke mit den vier Ringen blieb Dieter Basche auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben 1993 immer eng verbunden. So beispielsweise als wichtiger Berater beim Einstieg in das Le-Mans-Projekt 1998, was Audi in 16 Jahren (von 1999 bis 2014) zu insgesamt 13 Gesamtsiegen führte, von denen das Unternehmen bis heute zehrt und lebt.
Das Ende der DTM mit den beliebten Prototypen und dem damit verbundenen Wechsel auf GT3-Sportwagen 2021 kommentierte Basche in einem Interview mit dem jahrzehntelangen DTM-Streckensprecher- und TV-Kommentator Rainer Braun kurz und bündig mit den vielsagenden Worten: „Dazu sag‘ ich jetzt mal nix.“
Sein langjähriger Arbeitgeber Audi bedankte sich bei Dieter Basche für viele Siege und Meistertitel. „Er war ein brillanter Techniker, vor allem aber auch ein großartiger Mensch und bei den Ehemaligentreffen von Audi Sport überaus beliebt“, wird Rolf Michl, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH in einer Pressemitteilung zitiert. „Er war von ganzen Herzen Audianer. Wir werden ihn vermissen.“
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