Bernd Schneider fährt wieder Autorennen! Der DTM-Rekordchampion startet am kommenden Wochenende in Barcelona im Rahmen der GT World Challenge in der GT2 European Series. In den beiden Rennen teilt er sich das Cockpit mit dem niederländischen Geschäftsmann Wim de Pundert, der einst das Team HTP Motorsport mitgegründet hatte.

Schneider steht vor seinem ersten Renneinsatz seit mehr als zwei Jahren, genauer gesagt: seit 874 Tagen. Zuletzt trat er in der GT2-Serie der SRO im Mai 2022 auf dem Red Bull Ring an, mit niemand Geringerem als SRO-Gründer Stephane Ratel als Teamkollegen. Die GT2-Kategorie richtet sich vorrangig an gut betuchte Amateure, denen Kerle wie Schneider üblicherweise um die Ohren fahren.

Auch heute pfeilschnell unterwegs: DTM-Rekordmeister Bernd Schneider, Foto: Gruppe C GmbH
Auch heute pfeilschnell unterwegs: DTM-Rekordmeister Bernd Schneider, Foto: Gruppe C GmbH

Bernd Schneider startet im 700-PS-Mercedes

Keine Überraschung: Schneider, der am 20. Juli seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, hat sich einen Mercedes als Arbeitsgerät ausgesucht. Der fünfmalige DTM-Meister bestreitet die Rennen in Barcelona auf einem Mercedes-AMG GT2, dem stärksten Modell aus der Performance-Schmiede in Affalterbach. Das Fahrzeug leistet 700 PS bei einem Gewicht von rund 1.400 Kilogramm, erzeugt in den Kurven aber nicht so viel Abtrieb wie ein GT3-Auto.

"Ich habe ja immer gesagt, wenn sich noch einmal ein Renneinsatz ergibt, an dem ich Spaß habe, dann mache ich das auch", so Schneider. "Aus alter Freundschaft und Verbundenheit zu Wim greife ich nun also noch einmal ins Lenkrad." Er habe sich gut auf die beiden bevorstehenden Rennen zu je 50 Minuten vorbereitet, versichert Schneider. Wer den AMG-Markenbotschafter etwa im Fahrerlager der DTM erspäht, braucht sich über seinen Fitnesszustand sowieso keinerlei Sorgen zu machen.

Motorsport-Fans können die Rennen der GT2 European Series per kostenlosem Livestream verfolgen, wenn 'Mister DTM' sein Comeback nach einer längeren Auszeit gibt. Die Läufe beginnen am Samstag um 15:30 Uhr sowie am Sonntag um 10:25 Uhr. Wie pfeilschnell Schneider noch heute im Rennauto unterwegs ist, durften wir übrigens 2022 bei einer Taxifahrt im Mercedes-AMG GT3 auf dem Norisring erleben.

Schneider beendete seine DTM-Karriere im Jahr 2008, sorgte in den folgenden zehn Jahren mit dem Mercedes-AMG SLS GT3 sowie dem Nachfolger AMG-GT3 aber immer wieder für Furore. Vor allem in der Saison 2013, als er innerhalb eines Jahres die 24-Stunden-Rennen in Dubai, auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps sowie die 12h-Rennen in Bathurst und Abu Dhabi gewann.

Schneider räumte 2013 mit dem Mercedes-AMG SLS GT3 auf ganzer Linie ab, Foto: Patrick Funk
Schneider räumte 2013 mit dem Mercedes-AMG SLS GT3 auf ganzer Linie ab, Foto: Patrick Funk

Schneider: "Bin überzeugt, dass ich immer noch schnell bin"

Auch heute ist Schneider grundsätzlich davon überzeugt, noch immer schnell unterwegs zu sein. Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com im Exklusiv-Interview zum 60. Geburtstag, ob er jetzt noch in der GT3-DTM mithalten könne, antwortete er:

"Das kommt auf die Vorbereitung an. Problematisch ist, dass die DTM in dem Sinne kein Kundensport ist. Es fahren ja lauter Werksautos. Der Unterschied zwischen der DTM und all den anderen Meisterschaften ist das Qualifying. Die Reifen dürfen nicht vorgeheizt werden und bei der Dichte muss man aus den Top-5 starten, um ein DTM-Rennen zu gewinnen. Das wäre mein größtes Problem, mich da reinzuarbeiten: wie bekomme ich die Reifen auf Temperatur? Wie fährt man die Bremse an? Wann fange ich an zu pushen? Das ist ein Prozess, den man nicht von heute auf morgen lernt. Wenn wir Rennen fahren - und es geht nur ums Rennen - glaube ich, dass ich relativ schnell wieder nah dran bin."

Mister DTM: Bernd Schneider im Jahr 2008, Foto: DTM
Mister DTM: Bernd Schneider im Jahr 2008, Foto: DTM

DTM-Legende Bernd Schneider: Einer unserer Besten

Schneider zählt zweifelsohne zu den erfolgreichsten Rennfahrern der deutschen Motorsport-Geschichte. Der gebürtige Saarländer drückte der DTM, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert, wie kein anderer seinen Stempel auf. Die Statistiken sprechen für sich: Schneider hat die meisten DTM/ITC-Starts (236), Siege (43), Podestplätze (104), Pole Positions (25) sowie schnellsten Rennrunden (60) aller Fahrer auf dem Konto. Außerdem ist Schneider neben Timo Scheider und Rene Rast der einzige Fahrer, der seinen DTM-Titel verteidigen konnte.

Den Großteil dieser Meilensteine und alle fünf DTM-Titelgewinne 1995, 2000, 2001, 2003 und 2006 errang er in Rennwagen von Mercedes. Schneider prägte eine Ära im Tourenwagen, blickt aber auch auf zahllose weitere Erfolge zurück.

Dazu zählen der Titelgewinn in der deutschen Formel-3-Meisterschaft 1987, der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Spa 1989 mit Ford oder die FIA-GT-Weltmeisterschaft 1997 mit dem brachialen Mercedes-Benz CLK GTR. Nur in seinen Formel-1-Jahren mit Zakspeed und Arrows (1988-1990) wollte sich der Erfolg nicht so recht einstellen.