Sie sind der Graus aller Rennfahrer, Rennleiter und Fans: Track Limits. Die Missachtung der Streckenbegrenzungen ist in so ziemlich allen Kategorien des modernen Motorsports zu einem allgegenwärtigen Übel verkommen. Heute werden Track Limits häufig per Kameras überwacht, aber die Auswertung nimmt viel Zeit in Anspruch. Das führt oftmals zu ärgerlichen Verzögerungen bei den Resultaten oder Strafen, die nur schwer nachvollziehbar sind.

Was für eine Wohltat war dagegen das DTM-Rennwochenende auf dem Sachsenring - hier gab es schlichtweg keine Überwachungen der Track Limits! Ganz simpel und 'oldschool' galt auf dem eigentlichen Motorad-Kurs das Credo: Die Streckenbegrenzung ist das Kiesbett.

DTM Sachsenring-Rennen 2: Highlights und Zusammenfassung (05:04 Min.)

Preining: "Solche Oldschool-Strecken sind immer cool"

Wer auf dem 3,465 Kilometer langen Achterbahn-Kurs zu weit von der Strecke abkommt, rasselt schlichtweg in den Kies und verliert dadurch einiges an Zeit oder buddelt sich ein. Eine Maßnahme von Rennleiter Sven Stoppe, die bei allen Fahrern und Beobachtern auf dem Traditionskurs sehr gut aufgenommen wurde und obendrein für spektakuläre Bilder sorgte, wenn die Piloten am Limit kämpfen mussten, um ihre GT3-Autos halb auf der Strecke und halb im Kies zu beherrschen.

"Bei den Track Limits hat uns Sven Stoppe generell viel Freiraum gelassen", sagt der Meisterschaftsführende Thomas Preining (Manthey-Porsche) zu Motorsport-Magazin.com. "Da waren wir recht offen und konnten uns, natürlich nicht unbegrenzt, ein bisschen austoben. Solche Oldschool-Strecken wie hier, wo der Kies das einzige Track Limit ist, sind immer cool. Du fühlst dich einfach mehr am Limit und weißt ganz genau, ob noch was geht und wo. Und wenn nichts mehr geht, bekommst du das relativ schnell zu spüren. Wer das Limit nicht beachtet, bestraft sich selbst. "

Nur in der Kurve 11, der nach dem verstorbenen Motorradfahrer Ralf Waldmann benannten Kurve, gibt einen größeren Asphaltstreifen vor dem folgenden Kiesbett auf dem deutschen Traditionskurs, auf dem die DTM zum ersten Mal seit 2002 gastierte. "Das einzige Problem könnte es nur in Kurve 11 geben, deshalb ist es die richtige Entscheidung", ist der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann (Project-1-BMW) überzeugt. "Ich sehe keinen Vorteil, den man sich irgendwo erarbeiten könnte. Anders dürfte es hingegen bei den letzten beiden Events in Spielberg und Hockenheim sein."

Gerade die Formel-1-Strecke, wo die DTM in zwei Wochen (22.-24. September) das vorletzte Event der Saison 2023 bestreitet, gilt als Track-Limit-Mekka. Hier werden Stoppe und Co. wieder mehr gefordert sein, auch, wenn der erfahrene Race Director stets höchst sensibel mit dieser Angelegenheit umgeht und um praktische Lösungen bemüht ist. Es bleibt zu hoffen, dass die DTM diesmal von hunderten Track-Limit-Verstößen wie in der Vergangenheit erlebt verschont bleibt.

Weiße Linien sorgen immer für Diskussionen

Der Sachsenring war dafür auf jeden Fall das Paradebeispiel. "Ich bin ein großer Fan davon, wenn Gras, Kies oder eine Mauer das Track Limit definieren, weil weiße Linien immer für Diskussionen sorgen", findet Luca Stolz (HRT-Mercedes), der seinem Sieg am Samstag einen weiteren Podesterfolg im Sonntagsrennen folgen ließ. "Deshalb denke ich, dass hier eine gute und richtige Entscheidung getroffen wurde."

Mercedes-Markenkollege Lucas Auer (Winward-Mercedes) pflichtet bei: "Ich bin ein großer Fan von dieser Entscheidung, weil sie aus meiner Sicht auch Sinn macht. Damit hat Sven Stoppe Augenmaß bewiesen!"