Martin Tomczyk gab Anfang 2023 nach rund elf Jahren sein Comeback bei Abt Sportsline. Jahrelang griff er für die Äbte in der DTM selbst ins Steuer. 2011 gelang ihm mit dem überraschenden Gesamtsieg in der Rennserie ein Meilenstein. Nun ist er zurück beim Rennstall, dieses Mal aber in leitender Funktion.

Schließlich gab es in der DTM-Führung für ihn nach dem Verkauf der Markenrechte an den ADAC keinen Platz mehr. Motorsport-Magazin.com hat mit dem Motorsportdirektor von Abt Sportsline über sein aus als DTM-Serienmanager, aber auch seine neue Aufgabe gesprochen. Für Tomczyk ist klar: Er bereut nichts!

Verbleib als DTM-Manager: "Es gab keine Option"

Erst Ende 2021 beendete Martin Tomczyk seine aktive Karriere als Rennfahrer. Schon damals war klar, dass er als Serienmanager der DTM Trophy in die ITR, der damaligen Dachorganisation der DTM, wechseln würde. Der Rosenheimer hat sich im Motorsport einen Namen gemacht. Nun sollte es an der Zeit sein, sich auch als Manager einen Namen zu machen – und das tat er auch. Zumal ihn diese Berufssparte durch die vielen Managementtätigkeiten seines Vaters Hermann Tomczyk - etwa als ehemaliger FIA-Vizepräsident - in die Wiege gelegt wurde.

2022 folgte der Aufstieg zum Serienmanager der DTM. Seine offizielle Rolle lautete 'DTM Representative Brand & Sports' – eine Funktion, in der er den ehemaligen DTM-Boss Gerhard Berger zunehmend unterstützte und zeitweise sogar vertrat. Lange sollte diese Konstellation aber nicht bestehen. Als noch im selben Jahr klar wurde, dass die ADAC die Markenrechte der Serie übernehmen würde, stellte sich auch die Frage nach der Zukunft Tomczyks.

Nach seinem Ende als Rennfahrer wurde Tomczyk hinter Gerhard Berger DTM-Serienmanager, Foto: DTM
Nach seinem Ende als Rennfahrer wurde Tomczyk hinter Gerhard Berger DTM-Serienmanager, Foto: DTM

Diese Frage beantwortete er im Januar 2023 selbst. "Ich persönlich sehe keine Möglichkeit, meine Stärken, Ideen und Fähigkeiten in dieser neuen Umgebung einzubringen", schrieb Tomczyk damals in den sozialen Medien. Tatsächlich soll es Gespräche über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gegeben haben. Letztlich hat sich aber keine Option ergeben.

Etwas, dass Martin Tomczyk auch gegenüber Motorsport-Magazin.com exklusiv bekräftige. "Ich war mir da bewusst, dass für mich keine Option da ist – auch keine, die ich mir hätte vorstellen könnte. Mir war klar, dass ich mich im Motorsport neu ausrichte und neue Aufgaben suche", so der 41-Jährige im Rahmen der DTM-Testfahrten in Spielberg vor wenigen Wochen.

Gleichzeitig erklärte Tomczyk, dass dies von beiden Seiten ausging. "Der ADAC hat sich aber letztlich dazu entschlossen, dass mit der eigenen Manpower abzudecken", ergänzte der neue Abt-Motorsportdirektor. Einen Groll gegen den ADAC gibt es aber nicht: "Das ist die neue Grundausrichtung, was für mich fein ist. Und deswegen habe ich auch keinen Schmerz damit."

Telefonat als spontaner Wegbereiter für Abt-Rückkehr

Zumal sich für Martin Tomczyk letztlich eine neue Möglichkeit ergab, die sich allerdings spontan entwickelte: "Ich habe nicht unbedingt aktiv nach etwas gesucht, meine Ohren aber natürlich offengehalten. Irgendwann habe ich dann mit dem Thomas [Biermaier] telefoniert, weil wir eigentlich immer in Kontakt miteinander waren."

Dort ging es schließlich auch um das Thema einer möglichen Zusammenarbeit. "Wir haben eigentlich nur über dies und jenes gesprochen und zum Schluss kam auf, ob es da nicht Synergien geben könnte. Eine Woche später haben wir uns dann in Kempten getroffen und dann ist es recht schnell passiert."

Im März 2023 wurde Tomczyk als neuer Abt-Motorsportdirektor vorgestellt, Foto: Abt Sportsline
Im März 2023 wurde Tomczyk als neuer Abt-Motorsportdirektor vorgestellt, Foto: Abt Sportsline

Am 3. März wurde die neue Zusammenarbeit öffentlich bekanntgegeben - das Comeback Tomczyks bei Abt Sportsline nach über 11 Jahren war perfekt. Tomczyk erklärt, dass sich bei Abt in der Zwischenzeit einiges getan hat. Gleichzeitig gebe es aber auch viel, das nach wie vor gleichgeblieben ist. "Das Team hat schon immer seinen eigenen Weg gehabt und ist den auch erfolgreich gegangen. Nach wie vor gibt es Leute, mit denen ich früher schon zusammengearbeitet haben und die auch an meinem Auto geschraubt haben."

Große Ziele für 2023: DTM-Gesamtsieg soll her

Mit seinem Wechsel zu Abt Sportsline strukturierte sich das Unternehmen ebenfalls um. Abt-Geschäftsführer Thomas Biermaier wird in Zukunft seltener an der Strecke präsent sein und Tomczyk mehr im Vordergrund stehen. Tomczyk soll alle Aktivitäten des Unternehmens im Motorsport koordinieren und dabei an Biermaier aber auch Hans-Jürgen Abt selbst berichten.

Damit betrifft sein Aufgabenfeld nicht nur die DTM, 2023 liegt sein Fokus auch auf der NLS, bei der Abt mit Lamborghini-Boliden antritt. Das Portfolio von Abt reicht aber auch in die Formel E und Extreme E. In der DTM sind die Ziele Tomczyks in seiner ersten Saison aber klar. "Dass wir die Meisterschaft gewinnen, es gibt kein anderes Ziel", hob Tomczyk hervor.

Wie auch 2022 setzt Abt dabei auf Kelvin van der Linde und Ricardo Feller. Letzterer legte vergangenes Jahr mit einem Sieg in Imola und dem 15. Gesamtrang ein solides DTM-Debütjahr hin. Tomczyk ist sich sicher, dass Feller 2023 einen Schritt machen kann.

"Wer von den beiden letztlich die Meisterschaft für das Team einfährt, ist für mich irrelevant: Ich wünsche mir auch die Teammeisterschaft – es müssen also beide gut performen", so der 41-Jährige. "Sie haben alles, was sie brauchen, um Leistung zu bringen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir ihnen auch ein schnelles Auto hinstellen, damit sie es können."