Sebastien Loeb und Valentino Rossi - zwei Welt-Motorsportstars mischen die GT3-Szene auf. Während Rossi am vergangenen Wochenende in Imola sein Debüt in der GT World Challenge gab, startet Loeb dieses Jahr erstmals in der DTM. Der neunfache Rallye-Weltmeister bereitet sich aktuell bei den offiziellen Hockenheim-Testfahrten mit dem Ferrari-Team AF Corse auf den Saisonauftakt Ende April in Portimao vor, wo er den eigentlichen Stammfahrer Nick Cassidy ersetzt.

Ob Loeb in der DTM 2022 weitere Rennen bestreiten wird, ist nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus Red-Bull-Kreisen noch nicht beschlossen. Sicher ist aber, dass sein Start in Portimao für ein großes mediales Interesse sorgen wird - ähnlich wie bei Rossi, der in Imola bei seinem ersten Rennen im WRT-Audi zeitweise für Fan-Anstürme vor der Box sorgte und weltweit Zuschauer vor den Fernseher und Livestream lockte.

Berger: Loeb in einer Liga mit Rossi

Nachdem Rossi zumindest in den Medien zeitweise auch ein Thema in der DTM war, freut sich Berger, mit Loeb einen ähnlich bekannten Star begrüßen zu dürfen. "Darüber habe ich mich richtig gefreut", sagte der Österreicher in einer kleinen Medienrunde, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm. "Ein neunmaliger Weltmeister auf unserer Bühne, das ist eine Liga mit Rossi!"

Berger selbst sei trotz seiner guten Beziehungen vor allem zu Red Bull und auch Ferrari nicht in den Loeb-Deal involviert gewesen, versicherte er: "Überhaupt nicht. Es gibt manchmal Themen, die auch mich überraschen. Red Bull gehört regelmäßig dazu."

Nick Cassidy und Sebastien Loeb beim DTM-Test in Hockenheim, Foto: DTM
Nick Cassidy und Sebastien Loeb beim DTM-Test in Hockenheim, Foto: DTM

Berger über Rossi: "Habe gemischte Gefühle"

Über Rossis Engagement in der GT World Challenge sagte Berger unterdessen: "Ich habe gemischte Gefühle. Aus Marketing-Sicht finde ich es sehr schade. Aber im Herzen bin ich Sportler und da darf das Marketing nicht im Vordergrund stehen. Rossi kommt aus dem Motorradsport. Er kann jetzt auf der Langstrecke Kilometer sammeln, dann hat er ein besseres Gefühl, wo er bei uns sein könnte. Es hat keinen Sinn, wenn er reinkommt und bei dieser Konkurrenz im hinteren Feld steht. Da ist der Name zu schade. Als Sportler kann ich total nachvollziehen, was er macht."

Loeb: Kasachstan-Absage ermöglicht DTM-Start

Die Idee, Loeb als Ersatzmann von Cassidy in der DTM antreten zu lassen, entstand nach Informationen von Motorsport-Magazin.com bereits im Dezember vergangenen Jahres, als klar war, dass der Neuseeländer wegen seines Formel-E-Engagements mindestens zwei Rennwochenenden verpassen würde.

Dass Loeb tatsächlich in Portimao (29.04.-01.05.2022) an den Start gehen kann, war zudem eine Folge der abgesagten Rallye Kasachstan im Rahmen der FIA Rallye-Raid-Weltmeisterschaft. Hier tritt seit dem diesjährigen Auftakt bei der Rallye Dakar Loeb bei allen Rennen für das Team Prodrive an. Der Lauf in Kasachstan hätte vom 25. bis 30. April 2022 stattfinden sollen und wurde Mitte März in Folge der russischen Invasion in die Ukraine komplett abgesagt.

DTM 2022 - Video: So sieht das riesige Starterfeld aus (01:58 Min.)

Reichert über Loeb: "Der Kerl kann alles fahren"

Loeb teilt sich beim Hockenheim-Test den blau-weißen Ferrari an beiden Tagen mit Cassidy, während der zweite Stammfahrer, Felipe Fraga, allein seine Runden drehen kann. Die regnerischen Bedingungen machten es Loeb nicht einfacher, nachdem es schon bei einem vorangegangenen Privat-Test von AF Corse in Spa-Francorchamps nass gewesen war.

Die Umstände bereiten AF Corse aber keine Sorgen. Teammanager Ron Reichert: "Der Name spricht für sich mit so vielen Titeln. Der Kerl kann alles fahren, solange es vier Räder und ein Gaspedal hat." Loeb blickt auf mehrere GT3-Rennen in der Vergangenheit zurück, auch für AF Corse ging er schon vor Jahren auf einem GT3-Ferrari an den Start. Reichert: "Er springt ins Auto und fühlt sich direkt wohl. Er braucht nicht einen halben Tag, um zu verstehen, wie es geht. Er will direkt am Setup arbeiten. Er gibt sehr gutes Feedback, die Ingenieure sind happy."

Rast erwartet keine DTM-Siege von Loeb

Dass Loeb trotz seiner einzigartigen Karriere beim ersten DTM-Rennen nicht gleich um Siege oder Podestplätze mitfahren wird bei all den GT3-Spezialisten im Starterfeld, wäre für Experten bei aller Erwartungshaltung keine Überraschung.

"Er ist noch schnell, das haben wir bei der Monte gesehen", sagte der dreifache DTM-Champion Rene Rast mit Blick auf Loebs diesjährigen Sieg mit Ford bei der Rallye Monte-Carlo. "GT3 ist eine ganz andere Welt, aber er wird alles geben, um vorne dabei zu sein. Es wird schwierig, die letzten paar Zehntel zu finden. Ich erwarte keine Siege von Sebastien Loeb, aber vielleicht kann er im Mittelfeld kämpfen."

AF-Corse-Teamkollege Felipe Fraga, in Europa ein eher unbeschriebenes Blatt, über seinen prominenten Teilzeit-Teamkollegen: "Ich kenne ihn noch nicht so gut und er hatte nicht viele Tests. Ich denke, dass er gut abschneiden kann. Da spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle. Er ist neunfacher Weltmeister - wer bin ich, da etwas zu bewerten?"