Die DTM-Geschichtsbücher sind um einen weiteren Superstar reicher: Sebastien Loeb gibt beim Saisonauftakt 2022 in Portimao (29.04.-01.05.) sein Debüt in der deutschen Traditionsserie. Der neunfache Rallye-Weltmeister springt bei Ferrari-Werksteam AF Corse für den Neuseeländer Nick Cassidy ein, der wegen einer Terminkollision mit der Formel E verhindert ist.

Loeb ist der Nächste in einer Reihe von Rallye-Stars, die bereits in der DTM an den Start gegangen sind. Zuletzt saß Loebs langjähriger WRC-Rivale und französischer Landsmann, Sebastien Ogier, 2018 in einem DTM-Boliden. In Spielberg absolvierte der achtmalige Rallye-Weltmeister einen Gaststart im Mercedes. Auch Walter Röhrl, zweifacher Rallye-Champion und in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden, fuhr bereits in der DTM: 1990 und 1991 bei zehn Rennen im Audi V8 quattro.

Motorsport-Stars in der DTM: Von Dovizioso bis Zanardi

Gastspiele von prominenten Fahrern sind nichts Ungewöhnliches in der Geschichte der DTM. Etwa vom früheren Formel-1-Fahrer und Formel-E-Champion Lucas di Grassi, der 2021 in Hockenheim und beim Norisring-Finale für Abt-Audi startete - eine Art 'Abschiedsgeschenk' für den Brasilianer, der lange Jahre für die Äbte in der Formel E erfolgreich war.

Unter Gerhard Berger, der um den medialen Wert 'großer Namen' weiß, erlebten DTM-Fans unter anderem MotoGP-Ass Andrea Dovizioso, der 2019 beim Heimspiel in Misano einen Gaststart im WRT-Audi absolvierte. Oder auch Motorsport-Ikone Alex Zanardi der ein Jahr zuvor an gleicher Stelle auf einem BMW startete und sensationell den fünften Platz im Nachtrennen belegte.

Sogar Berger selbst bestritt ein DTM-Rennen in seiner langen Motorsport-Karriere. Zum Saisonauftakt 1985 in Zolder nahm der Österreicher in einem BMW 635 CSi Platz und wurde letztlich Achter. Den Lauf gewann damals Harald Grohs.

DTM-Boss Berger saß selbst schon im BMW-Tourenwagen, Foto: LAT Images
DTM-Boss Berger saß selbst schon im BMW-Tourenwagen, Foto: LAT Images

Als Michael Schumacher DTM fuhr

Michael Schumacher setzte sich im Jahr 1990 und 1991 vier Mal in der DTM hinter das Lenkrad eines Mercedes 190E 2.5-16 Evo2. Ein 14. Platz in Diepholz und ein 25. Platz am Norisring waren dabei die besten Resultate des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters. Auch dessen langjähriger Manager versuchte sich einmal in der DTM: Willi Weber belegte am Nürburgring im Jahre 1984 in einem VW Scirocco den 16. Platz.

Der Franzose Jean-Louis Schlesser, zweimaliger Gewinner der Rallye Dakar, gab sich im Oktober 1988 auf dem Hockenheimring ein Stelldichein. Mit einem Mercedes 190 E 2.3-16 wurde er Zehnter und Siebter im Rennen.

Bekannt wurde Hermann Tilke als Streckenbauer. Unter anderem realisierte er die Kurse in Sepang, Bahrain und Shanghai. Er war aber auch am Umbau des Hockenheimrings beteiligt. 1987 war er Fahrgast in der DTM mit einem Toyota Corolla. Tilke, der zusammen mit DTM Race Consultant Dirk Adorf 2003 und 2004 auch ein paar VLN-Läufe gewann, sah den Zielstrich in Zolder aber nicht.

Prominenter DTM-Gastfahrer: Roland Ratzenberger, Foto: Sutton
Prominenter DTM-Gastfahrer: Roland Ratzenberger, Foto: Sutton

Formel-1-Promis in der DTM: Ratzenberger bis Montoya

Auch andere ehemalige und künftige Formel-1-Fahrer machten eine Stippvisite. Der 1994 tödlich verunglückte Roland Ratzenberger trat im Juni 1989 als Ersatzpilot für Karl Wendlinger in einem Mercedes 190 E 2.3-16 an. Der Österreicher belegte im ersten Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings den 18. Platz, im zweiten Rennen schied er aus.

Juan-Pablo Montoya startete im August 1996 mit einem AMG-Mercedes C-Klasse in Silverstone, blieb aber ohne Platzierung, bevor es den Kolumbianer ab 2001 für Williams und später dann McLaren in die Königsklasse verschlug. Im Oktober des selben Jahres fuhr Christian Fittipaldi, Neffe des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi, in seiner Geburtsstadt Sao Paulo mit einem Mercedes-AMG C-Klasse unter anderem einen zehnten Rang heraus.

Juan Pablo Montoya 1996 in der Mercedes C-Klasse, Foto: Sutton
Juan Pablo Montoya 1996 in der Mercedes C-Klasse, Foto: Sutton

Erste DTM-Pilotin: Lella Lombardi

1996 war ohnehin das Jahr der Gastfreundlichkeit in der DTM bzw. damals der ITC. Im November pilotierte Aguri Suzuki einen AMG-Mercedes C-Klasse im ersten Rennen in Suzuka auf Platz elf. Ein Jahr zuvor hatte der Japaner nach acht Jahren und 65 Starts seine Karriere in der Formel 1 beendet.

Ebenfalls nach dem Ende seiner Laufbahn in der Formel 1 (105 Starts) fuhr Jochen Mass im Jahr 1991 vier Rennen in der DTM mit mäßigem Erfolg. Der ehemalige Co-Kommentator der F1 beim TV-Sender RTL startete in Zolder, in Wunstorf und zweimal in Diepholz mit einem Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 und sein bestes Ergebnis war ein 23. Platz.

Die 1992 aufgrund eines Krebsleidens verstorbene Maria Grazia "Lella" Lombardi war die erste Frau, die jemals an einem DTM-Rennen teilnahm. Im Premierenjahr 1984 sorgte die Metzger-Tochter aus Frugarola in Hockenheim mit einem Alfa Romeo GTV6 mit den Plätzen zehn und sechs für Furore. Von 1974 bis 1976 nahm Lombardi an zwölf Formel-1-Läufen teil. Die bislang letzte Dame in der DTM war Nachwuchspilotin Sophia Flörsch 2021, in der ersten Saison unter dem GT3-Reglement.