Timo Scheider hat in seiner langen Motorsportsportkarriere zahlreiche Erfolge auf unterschiedlichen Marken eingefahren - Mercedes zählte bislang allerdings nicht zu seinem automobilen Portfolio. Doch jetzt war es soweit: Der DTM-Champion von 2008 und 2009 stieg am vergangenen Wochenende in Portimao erstmals in einen Rennwagen mit dem Stern auf der Motorhaube!

Bei seinem Comeback nach zweijähriger GT3-Abstinenz griff Scheider ins Lenkrad eines Mercedes-AMG GT3, eingesetzt durch das erst 2020 gegründete Mercedes-Kundenteam 10Q Racing. Auf dem portugiesischen Kurs, auf dem die DTM 2022 (29. April bis 01. Mai) erstmals in eine Saison startet, machte sich Scheider mit dem GT3-Boliden vertraut und startete zudem im Rahmen der GT Winter Series, einem Event vornehmlich für Amateurfahrer. "Der Mercedes fährt sich unfassbar gut."

Was sich aus Scheiders Test ergeben könnte, steht noch in den Sternen. "Es gibt viele Optionen für 2022", sagte der 43-Jährige in einem auf Instagram veröffentlichtem Video. Die DTM sei ebenso eine Möglichkeit wie ein Start bei den berühmten 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring oder in Spa-Francorchamps, auch vom GT World Cup in Macau sprach Scheider. "Das Team hat mir das Comeback ziemlich einfach gemacht", so der 181-fache DTM-Starter. "Ich glaube, in den nächsten Tagen entscheiden wir, was kommen wird."

10Q Racing plant Rückkehr zu 24h Nürburgring 2022

10Q Racing unter der Leitung von Thomas Zabel und Daniela Hauer hat sein gesamtes Motorsportprogramm für 2022 noch nicht vorgestellt. Im Rahmen einer internen Umstrukturierung sprach das Team mit Sitz in Augsburg zuletzt von einer Rückkehr mit zwei Mercedes-AMG GT3 auf die Nürburgring-Nordschleife sowie einer erneuten und damit der dritten Teilnahme am 24h-Rennen in der Eifel. 2021 belegte 10Q Racing mit dem höchst erfahrenen Mercedes-Quartett Kenneth Heyer/Thomas Jäger/Yelmer Buurman/Dominik Baumann den zehnten Gesamtrang.

Scheider ging zuletzt 2019 für Schnitzer-BMW beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife an den Start. Bei seiner elften Teilnahme sah er wegen eines Unfalls allerdings nicht die Ziellinie. 2003 gewann er den Klassiker auf einem Opel Astra V8 Coupe an der Seite von Manuel Reuter, Marcel Tiemann und Volker Strycek, später startete Scheider auch auf Alfa, Porsche, Audi und eben BMW beim 24h-Rennen.

In einer GT3-Meisterschaft trat Scheider zuletzt 2018 an, als er im ADAC GT Masters den BMW M6 GT3 zusammen mit seinem Schnitzer-Teamkollegen und heutigen Peugeot-Werksfahrer Mikkel Jensen auf den sechsten Gesamtplatz führte.

10Q Racing beim diesjährigen 24h-Rennen Nürburgring, Foto: Mercedes-AMG
10Q Racing beim diesjährigen 24h-Rennen Nürburgring, Foto: Mercedes-AMG

Scheider: "Könnte neuer Anfang sein"

"Das könnte ein neuer Anfang werden, noch mal zurück in den GT-Sport", sagte Scheider, der das Rennen der GT Winter Series nach einer herausgefahrenen Pole Position ausließ, weil 10Q Racing die geltende Balance of Performance nicht akzeptiert habe: "Es gab Diskussionen der Techniker über BoP-Optionen anderer Autos. Die waren auf den Geraden 15 bis 20 km/h schneller. Wir haben uns entschieden, das nicht zu machen."

Scheider, der mehrfach mit einem DTM-Comeback unter dem neuen GT3-Reglement geliebäugelt hatte, fokussierte sich in den vergangenen beiden Jahren ausschließlich auf die Rallycross-WM, in der er auf einem von All-Inkl.com Münnich Motorsport eingesetzten Seat startete. Eine Rückkehr in die WRX, die ab 2022 erstmals rein elektrische Autos ins Feld führen will, sei laut Scheider ebenfalls eine Möglichkeit.

Scheider, Holzer und Westbrook auf dem Klassensieger-Podium 2010 in Le Mans, Foto: LAT Images
Scheider, Holzer und Westbrook auf dem Klassensieger-Podium 2010 in Le Mans, Foto: LAT Images

Scheiders Erfolge auf unterschiedlichen Marken

Sollte sich die Zusammenarbeit mit 10Q Racing und dem Mercedes konkretisieren, würde Scheider ein neues Kapitel seiner langen Motorsportkarriere aufschlagen. Fans kennen den gebürtigen Lahnsteiner vor allem aus seiner DTM-Zeit mit Opel (2000 bis 2004) und Audi (2006 bis 2016).

Heute wohl etwas weniger in Erinnerung ist sein erster von zwei Gesamtsiegen beim 24h-Rennen in Spa 2005 auf einem Vitaphone-Maserati MC12 GT1, der zweite folgte 2011 auf einem WRT-Audi. 2006 ließ Scheider beim belgischen Klassiker den sechsten Platz auf einem Ferrari 430 GTC von AF Corse folgen.

2010 startete er mit einem Porsche 997 GT3 RSR der BMS Scuderia Italia auch einmalig bei den 24 Stunden von Le Mans und erzielte gemeinsam mit Marco Holzer und Richard Westbrook den dritten Platz in der LMGT2-Klasse (Platz 14 im Gesamtklassement).