Ganze neun Mercedes-AMG GT3 gehen beim vierten Rennwochenende der DTM-Saison 2021 auf dem Nürburgring an den Start - bei insgesamt 23 Fahrzeugen im Teilnehmerfeld. Theoretisch hätte sogar noch ein zehnter GT3-Benz dazustoßen können in Form eines zweiten Autos des GetSpeed-Teams, das zusammen mit dem indischen Nachwuchsfahrer Arjun Maini sein Debüt in der deutschen Traditionsserie gibt.

Offenbar wurde GetSpeed jedoch von der DTM-Dachorganisation ITR gebeten, trotz des Heimspiels bei einer späteren Veranstaltung mit einem zweiten Mercedes anzutreten, denn: Für das Rennwochenende in der Eifel hatte auch das aus dem ADAC GT Masters bekannte Mercedes-Kundenteam Toksport WRT sein Interesse an einem ersten DTM-Gaststart mit GT3-Ass Luca Stolz angemeldet - ein potenzieller Neueinsteiger für die Saison 2022.

Zehn Mercedes-AMG GT3 wären den Verantwortlichen wohl doch ein wenig zu viel des Guten in der Eifel gewesen, nachdem die Marke mit dem Stern ohnehin schon die am stärksten vertretene in der DTM ist. Was aus Sicht der ITR nach Gesprächen mit GetSpeed-Teammanager Steve Buschmann offenbar geklärt war, stieß GetSpeed-Teamchef Adam Osieka aber noch am Nürburgring sauer auf.

Osieka: Absolut kein Verständnis

"Dafür habe ich absolut kein Verständnis - ich bin über diese Entscheidung sehr enttäuscht, denn nach meiner Meinung haben wir doch einen freien Wettbewerb", sagte Osieka am Freitag zu Motorsport-Magazin.com. "Die Anfrage lag der ITR unabhängig vom Unfall in Zolder (unverschuldeter Ausfall von Arjun Maini am Samstag und als Folge Abmeldung vom Sonntagsrennen; d. Red.) schon seit einigen Wochen vor. Ob nun neun oder zehn Mercedes-AMG am Start sind, macht aus meiner Sicht keinen Unterschied."

Osieka akzeptierte die ITR-Entscheidung letztendlich, "weil die Serie Hausrecht" hätte. Die Entscheidung sei aus Sicht von Osieka vor allem deshalb nicht nachvollziehbar, "weil unser Team hier am Nürburgring ein Heimspiel hat". Das gilt ebenso für Toksport WRT wie für das HRT-Team von Hubert Haupt, der in der Eifel nach 20 Jahren sein Renn-Comeback als Gaststarter in einem dritten HRT-Mercedes gibt.

Toksport WRT startet auf dem Nürburgring mit einem Mercedes-AMG GT3 und Luca Stolz, Foto: LAT Images
Toksport WRT startet auf dem Nürburgring mit einem Mercedes-AMG GT3 und Luca Stolz, Foto: LAT Images

Elsner kontert Vorwürfe

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zu diesem Vorfall ließ DTM-Manager Frederic Elsner ausrichten: "Eins vorneweg: Wir schätzen das Team und Adam Osieka wirklich sehr. Aber vielleicht sollten sie bei GetSpeed mal intern miteinander reden, bevor sie sich öffentlich beschweren. Denn die Thematik wurde mit ihnen sehr detailliert und offen besprochen - und da war für das Team alles in bester Ordnung."

Der zweite GetSpeed-Mercedes-AMG GT3 sollte auf dem Nürburgring von Fabian Schiller pilotiert werden, der bisher als Referenzfahrer für Stammpilot Maini bei den DTM-Testfahrten zum Einsatz gekommen ist. Schiller, der seit 2019 für das Team GetSpeed vor allem bei Langstreckenrennen zum Einsatz kommt, hat deutlich mehr Erfahrung mit dem GT3-Sportwagen als der Inder Maini.

Mercedes-AMG: Kein Einfluss

Mercedes-AMG hatte mit den Vorgängen in der DTM rund um die Kundenteams offenbar nichts zu tun. Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing, sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben diesbezüglich keinen Einfluss genommen. Die ITR hat uns dazu nicht einmal kontaktiert."

Rechtzeitig für das Nürburgring-Wochenende konnte GetSpeed den Mercedes von Maini nach dem Unfall in Zolder in der heimischen Werkstatt in Meuspath reparieren und wieder an den Start schicken.

"Das Chassis war im Bereich der Vorderachse beschädigt und deshalb haben wir aus Sicherheitsgründen auch auf einen Start im Sonntagrennen in Zolder verzichtet", sagte Osieka. "Wir haben das Auto zerlegt, das Chassis geschweißt, geklebt und genietet und dann auf eine Richtbank gestellt. Anschließend wurde es lackiert und wieder zusammengebaut." Am Mittwoch dieser Woche seien die umfangreichen Arbeiten abgeschlossen worden.