Trug das Fahrzeug, das auf dem EuroSpeedway Lausitz als Erstes die Ziellinie überquerte, bislang stets einen Stern auf der Motorhaube, so erlebte Klettwitz heute eine Premiere: Erstmals war es eine Audi, der - abgesehen von Ekströms Sieg am Grünen Tisch im vergangenen Jahr - das ostdeutsche Rennevent für sich entschied. Dabei waren die Aussichten für die Ingolstädter zunächst nicht wesentlich besser als bei den bisherigen Anläufen:

Auch diesmal war es die Stuttgarter Konkurrenz, die im Vorhinein als Favoriten auf den Sieg gehandelt wurden, während man Audi nur Außenseiterchancen zugestand. Das Qualifying schien dies zu bestätigen: Zwar fuhr Mattias Ekström zunächst auf den provisorischen zweiten Rang vor, im Folgenden trat allerdings die mittlerweile Audi-typische Super-Pole-Schwäche auf: Ein fünfter Rang reichte Ekström, um das beste Audi-Ergebnis einzufahren. Lediglich die Tatsache, dass Titelrivale Mattias Ekström zwei Plätze hinter dem Schweden stand, vermochte die Enttäuschung etwas zu lindern.

Die Audi-Taktik überzeugte, Foto: Sutton
Die Audi-Taktik überzeugte, Foto: Sutton

Zuversichtlicher konnte die Ingolstädter da bereits der Start stimmen: Infolger eher mäßiger Starts bei Jamie Green und Mika Häkkinen bog Mattias Ekström hinter dem Opel-Duo Frentzen und Reuter als Dritter in die erste Kurve ein, bevor sich der Schwede anschließend erfolgreichen den Angriffen des herannahenden Paffett stellte. An der Rangfolge der beiden Titelkontrahenten änderten die in Runde sechs gleichzeitig durchgeführten ersten Boxenstopps nichts, wohl aber an den Siegchancen des mittlerweile achtfachen Rennsiegers: Mit einem zu langen ersten Stint hatten sich die Opel alle Chancen auf das Podest verbaut. Auch in Folge der zweiten Boxenbesuche blieb Ekström in Front, hatte sich allerdings keinen Vorteil erarbeiten können: So musste sich der Titelverteidiger weiterhin der Verfolgung durch Paffett stellen - was dem 27-Jährigen trotz einer nicht funktionstüchtigen Servolenkung souverän und fehlerfrei gelang.

Nach einer mäßigen Anfangsphase, während derer Tom Kristensen auf Rang sieben zurückgefallen war, tauchte auch der Däne in der Spitzengruppe auf und konnte Paffett seinerseits zumindest zeitweise in Bedrängnis bringen. Schließlich überquerte Ekström nach einem insbesondere für ihn anstrengenden Rennen als Erster die Ziellinie; dicht gefolgt von Paffett und Kristensen. Doch neben dem nordeuropäischem Licht gab es im Audi-Lager auch Schatten: Während Allan McNish eine ähnlich enttäuschende Leistung darbot wie beim zweiten Saisonlauf in der Lausitz, geriet Martin Tomczyk ins Startchaos und fuhr anschließend unter ferner liefen. Geradezu desaströs verlief das Rennen für das Joest-Team: Sowohl Rinaldo Capello, der am Samstag mit Rang zehn noch sein bislang bestes Qualifying-Ergebnis eingefahren hatte, als auch Pierre Kaffer und Christian Abt waren teilweise mehrfach in Kollisionen verwickelt oder verirrten sich ins Kiesbett.

Die Joest-Piloten erlebten ein Desaster, Foto: Sutton
Die Joest-Piloten erlebten ein Desaster, Foto: Sutton

Während Joest somit nicht an das gute Ergebnis beim Frühjahrsbesuch in der Lausitz anschließen konnte, präsentierte sich Abt überzeugender als noch vor viereinhalb Monaten. Zwar war man erneut nicht stärkste Kraft; während der Opel Vectra dem A4 DTM ebenbürtig schien und sich die C-Klasse noch immer leicht überlegen zeigte, gelang es Mattias Ekström nur mit Mühe, dem enormen Druck durch Gary Paffett standzuhalten. Doch mit einer erneut gelungenen Abstimmung, die den im Topspeedvorteil befindlichen Mercedes mit einer flachen Flügeleinstellung im direkten Kampf etwas den Wind aus den Segeln nahm, sowie einer guten Performance bei Taktik und Traktion präsentierte man sich zumindest konkurrenzfähig.

Insbesondere auf Grund der hervorragenden fahrerischen Leistung Mattias Ekströms gelang somit das Ziel, die Führung in der Fahrerwertung zurückzuerobern. Ein Erfolg scheint derweil fast schon gewiss: Ausgerechnet auf einer der Lieblingsstrecken der Stuttgarter Konkurrenz konnten die Ingolstäder den Vorsprung in der Markenwertung auf 18 Punkte ausbauen - bei zwei noch ausstehenden Rennen ein kaum noch zu egalisierender Vorsprung.