DTM Zolder 2019: Die Highlights von Rennen 1 (03:50 Min.)

Im Moment des größten Erfolges zeigte Philipp Eng wahre Größe. Seinen ersten DTM-Sieg in Zolder widmete der BMW-Pilot der zu Beginn dieses Jahres verstorbenen Schnitzer-Ikone Charly Lamm. Für den langjährigen Teamchef der Erfolgsmannschaft aus Freilassung fuhr Eng 2017 im ADAC GT Masters und kämpfte dort lange um den Titel.

"Ich möchte dieses Sieg Charly Lamm widmen, er war ein wichtiger Mentor für mich auf dem Weg in die DTM", sagte Eng nach seinem ersten Sieg in der Tourenwagenserie. "Ich habe Charly einmal gefragt, ob er jemals gedacht hätte, dass ich mal in der DTM fahren würde. Und er meinte: 'Natürlich!' Deshalb ein großer Dank an Charly."

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr widmete Eng der Motorsport-Legende aus Freilassing einen Sieg. Der Österreicher feierte Ende Januar zusammen mit seinen BMW-Teamkollegen Augusto Farfus, Connor De Philippi und Colton Herta einen Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen von Daytona - vier Tage nachdem Lamm nach kurzer, aber schwerer Krankheit im Alter von nur 63 Jahren gestorben war.

Eng, der in Zolder vom siebten Platz gestartet war, konnte sein Glück kaum fassen. In Runde 12 legte der 29-Jährige seinen Pflicht-Reifenwechsel ein - eine Runde später fuhr das Safety Car in Folge des doppelten Ausfalls von zwei Aston Martin auf die Strecke. Davon profitierten auch die Audi-Piloten Nico Müller und Loic Duval, die zusammen mit Eng in die Box abgebogen waren und später auf den Plätzen drei und vier landeten.

Beim Re-Start in Runde 18 belegte Eng den neunten Platz. Dann gab es kein Halten mehr: In Kurve eins bremste er Audi-Mann Müller aus und machte einen Platz gut, auf der nachfolgenden Geraden überholte er Vordermann Pietro Fittipaldi im Audi auf der Außenbahn und schnappte sich ausgangs der langgezogenen Kurve 2 auch noch BMW-Markenkollege Joel Eriksson.

Vor allem der Platzgewinn gegen den jungen Schweden war entscheidet, nachdem dieser auch vor der Safety-Car-Phase seinen Pflichtboxenstopp absolviert hatte und später die Ziellinie als Zweiter überquerte. "Joel war da sehr fair, es gab keinen Kontakt", sagte Eng später. "Du willst natürlich auch nicht mit dem Teamkollegen kollidieren und wir wussten, dass es da um den Sieg geht."

Philipp Eng: Erster Sieg im 23. DTM-Rennen, Foto: LAT Images
Philipp Eng: Erster Sieg im 23. DTM-Rennen, Foto: LAT Images

Gegen Audi-Fahrer Rene Rast mit dessen Startreifen und einem defekten Turbolader hatte Eng wenig später keine Probleme und übernahm in Runde 22 den zweiten Platz. Als Marco Wittmann in Runde 24 seinen Boxenstopp einlegte, erbte Eng die Führung und fuhr sie nach weiten 14 Runden über die Ziellinie.

Pole-Setter Wittmann war angesichts der Umstände alles andere als begeistert. Das Safety Car und die frühen Boxenstopps einiger Fahrer kosteten ihn den zweiten Sieg nach dem Auftakt in Hockenheim vor zwei Wochen.

"Dadurch haben wir alles verloren", sagte der zweifache DTM-Meister, der nur Siebter wurde. "Wenn man hinten steht, kann man so ein Risiko eingehen. Wenn man vorne ist, macht man das nicht. Vielleicht sollte man die Regeln überdenken und einen Stopp während eines Safety Car erlauben."

Für Eng ging es im zweiten Stint nur noch darum, die Reifen zu schonen und keinen Fehler auf der durchaus herausfordernden Rennstrecke zu begehen. "Das war der längste Stint meines Lebens, vor allem die letzten paar Runden", sagte er später. "Mir ist so viel durch den Kopf gegangen. Ich habe versucht, mich nicht selbst abzulenken. Es ist ein tolles Gefühl, jetzt auch ein DTM-Sieger zu sein."

Eng, der sich über Meisterschaftssiege im Porsche Carrera Cup (2014 und 2015) und Porsche Supercup (2015) für einen Platz im Werksaufgebot von BMW empfohlen hatte und mit den Münchnern zweimal (2016 und 2018) die 24 Stunden von Spa-Francorchamps gewann, brauchte 23 Rennen für seinen ersten Sieg in der DTM. Nach den Rennen 2018 am Lausitzring und Hungaroring stand er zum dritten Mal auf dem Podium. In der Meisterschaft belegt er nach drei Saisonrennen den zweiten Platz hinter Wittmann.

Eng: "Der Sieg ist ein sehr einschneidendes Erlebnis. Wenn ich meine Karriere Revue passieren lasse, dann war es ein extrem harter Weg zum BMW Werksfahrer und bis in die DTM. Dass ich mich heute in die Siegerliste eingetragen habe, in der härtesten und besten Tourenwagenserie der Welt, macht mich extrem stolz. Ich bin heute der glücklichste Mensch auf Erden."