Bei all den Veränderungen im Reglement fiel eine Änderung im Vorfeld des DTM-Auftaktes in Hockenheim fast unter den Tisch: der neue Ablauf des Rennwochenendes. Rollout am Freitag? Abgeschafft! Warm-Up am Sonntagmorgen? Geschichte! Stattdessen stehen den Teams nun drei Freie Trainings zur Verfügung, um sich auf Qualifying und Rennen vorzubereiten. Die Sessions dauern jeweils 30 Minuten und finden an allen drei Tagen statt. In der Vergangenheit gab es zwei Trainings à 45 Minuten am Freitag und Samstag.

Von der reinen Vorbereitungszeit hat sich nicht viel verändert. Wohl aber vom Inhalt des Trainings. 15 Minuten weniger pro Session bedeuten effektiv, dass die Hersteller ihre Programme anpassen und entsprechend kürzen mussten. "Ich habe festgestellt, dass 30 Minuten sehr kurz sind", sagte Audis Rennleiter Dieter Gass schon am Freitagabend. Der Plan hinter der Änderung: Den Fans mehr Action für ihr Geld zu liefern. Trainings sind schließlich spannender als Rollouts.

Niemand braucht Rollouts

Schon seit einiger Zeit ist klar, dass die kurzen Rollouts am Freitag ein Relikt vergangener Tage waren. Sie sollten vorrangig zum grundsätzlichen Systemcheck des Autos dienen. Tatsächlich werden die ausgereiften Boliden aber schon zuhause in den Teamfabriken soweit überprüft, dass überraschende Probleme sowieso kaum noch auftraten.

Der aktuelle Modus mit einem Sprint- sowie einem Boxenstopprennen stellt die Teams angesichts der verkürzten Sessions nun vor eine neue Herausforderung: Worauf sollen sie sich in der Kürze der Zeit konzentrieren? "Bei 30 Minuten kannst du wenig probieren", sagte Timo Glock zu Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß nicht, was am letztjährigen Programm falsch war, dass wir jetzt 30 Minuten durch die Gegend fahren. Da kannst du eh keine Änderungen testen. Es ist vermutlich das Beste, sich einmal reinzusetzen und durchzufahren."

Fans können sich dieses Jahr über 3 Trainings freuen, Foto: Audi
Fans können sich dieses Jahr über 3 Trainings freuen, Foto: Audi

Weniger Vorbereitung - mehr Varianz

Audi-Pilot Nico Müller, der sich die erste Pole Position der neuen Saison sicherte, verriet etwa, dass sein Programm hauptsächlich auf kurze Runs und Quali-Simulationen zugeschnitten war. Sprich: Die perfekte Vorbereitung ist kaum noch möglich. "Das war aber auch der Hintergedanke, dass nicht mehr jeder zu 100 Prozent vorbereitet ins Rennen geht, und dass es dadurch im Ranking vielleicht ein paar Verschiebungen gibt", sagte Audi-Mann Gass.

Trotzdem versuchen die Teams natürlich alles, um so gut wie nur irgendwie möglich ihre Autos aufzustellen. "Es ist einfach anders. Man muss mehr überlegen, was man macht", erklärte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Man kann nicht mehr drei Quali-Schüsse fahren und dann noch einen Longrun. Man muss mehr überlegen, was man mit wem macht." Vor allem beim HWA-Verbund kommen den vier Fahrern oftmals sehr unterschiedliche Aufgaben im Training zu, um ein möglichst breites Spektrum abzubilden.

Alles besser als kompaktes Format

Über den Winter wurde auch zu einer Rückkehr zum ungeliebten Zwei-Tages-Format diskutiert - Kostenreduzierungen als Hauptgrund. Der Kompromiss bestand am Ende darin, das 1. Training auf den Freitagnachmittag zu verlegen.

Das funktioniert auch, weil sich die Hersteller mit den Rahmenserien auf ein kompaktes Programm einigen konnten. "Da kann sich die DTM glücklich schätzen, dass wir ein so tolles Programm haben", sagte BMW Motorsportdirektor Jens Marquardt. Am Ende ist der Fan der große Gewinner: Lieber ein Training mehr als unspektakulär anzuschauende Rollouts und Warm-Ups.