Die abgelaufene DTM-Saison brachte neben viel Spannung und einem neuen Champion auch wieder zahlreiche Diskussionen mit sich. Gestritten wurde unter anderem über Sinn und Handhabung der Performance-Gewichte, die sich der Rennsieger und seine Markenkollegen ins Auto legen mussten. Genauso debattierten Fahrer, Teamchefs und Fans über harte Renn-Manöver. Äußerst emotional wurde es beim Thema Teamorder.

Dabei geriet eine Erfolgsgeschichte dieser Saison fast schon in Vergessenheit: Das neue Format mit zwei Rennen pro Wochenende hat fast ausschließlich Fans unter den Beteiligten. Je einen Lauf am Samstag und Sonntag zu veranstalten kam bei Fahrern, Teamchefs und Zuschauern gleichermaßen gut an. "Ich denke, wir haben viele positive Schritte gemacht mit den zwei Rennen am Wochenende", fand Ulrich Fritz. Generell sei ein "knackiger Zeitplan gut. Du kommst samstags an die Strecke und es geht ratzfatz", so der Mercedes-Teamchef weiter.

"Ich glaube, das ist eine gute Sache", meinte auch BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt. Dieter Gass, DTM-Leiter bei Audi, sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Das war eine super Show für die Zuschauer, ich habe den Eindruck, dass es sehr gut angenommen worden ist. Wir hatten auch überwiegend gute Quoten im Fernsehen." So viel Einigkeit zwischen den Herstellern gab es nicht oft, schon gar nicht 2015.

BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt nimmt die Trophäe als bester Hersteller der DTM-Saison 2015 entgegen. , Foto: BMW AG
BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt nimmt die Trophäe als bester Hersteller der DTM-Saison 2015 entgegen. , Foto: BMW AG

Dass die Funktionäre hier auch nicht über die Köpfe ihrer Piloten hinweg urteilen, beweist unter anderem das Statement von Timo Scheider: "Ich glaube, wir haben für die DTM einen Schritt nach vorne gemacht. Wir wollten mehr Racing zeigen, das haben wir mit den beiden Rennen getan." Gary Paffet sieht den Vorteil für die Fahrer darin, dass sie Enttäuschungen schneller vergessen machen können. "Nachdem ich das erste Rennen nicht beendet hatte, fuhr ich am Sonntag auf die Pole. Das fühlte sich an wie zwei einzelne Wochenenden", gab er beim DTM-Finale in Hockenheim gegenüber Motorsport-Magazin.com zu Protokoll.

Rosberg hält nichts davon, das Format in der F1 zu übernehmen

Audi-Pilot Nico Müller freute sich vor allem über zusätzliche Praxis. "Für uns Fahrer ist es super, mehr Fahrzeit zu bekommen und mehr Rennen zu fahren. Nur die Mechaniker hatten ein bisschen längere Nächte", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Auch ein Formel-1-Pilot mit familiärer Beziehung zur DTM lobte das neue Format. "Es ist super, wie damals, als mein Vater mit dabei war und für Mercedes gefahren ist. Da gab es auch zwei Rennen", erzählte Nico Rosberg. Für die Formel 1 sei das allerdings nichts, da müsse man sehr auf die Tradition achten.

Hockenheim 1992: Ellen Lohr gewinnt, Keke Rosberg wird Dritter, Foto: DTM
Hockenheim 1992: Ellen Lohr gewinnt, Keke Rosberg wird Dritter, Foto: DTM

Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz sieht in der deutlich höheren Anzahl von Starts pro Saison übrigens auch den Grund für die vielen Debatten in diesem Jahr. "Eins darf man nicht vergessen: Wir haben jetzt 18 Rennen, nicht mehr 9, also auch doppelt so viel Potential für Konflikte. Ich würde das also nicht überbewerten", empfahl er.

Hans Werner Aufrecht, Chef des DTM-Vermarkters ITR, kritisiert in diesem Zusammenhang die beteiligten Marken. Bei der Nutzung der sich durch das neue Format ergebenden Chancen bestehe noch Nachholbedarf für Audi, BMW und Mercedes. "Vor allem, wenn man sieht, was die Hersteller aus dem Samstagabend machen können, kann der Eventcharakter noch deutlich ausgebaut werden. Am Sonntag gehen die Gäste nach Hause, da ist das Thema beendet. Der Samstag wird mit Sicherheit immer stärker werden", prophezeit er.