Die DTM hat den Paradigmenwechsel eingeleitet. Allerdings wurde nicht am Technischen Reglement Hand angelegt, sondern auf der sportlichen Seite. Mit dem neuen Reglement sagt der Options-Reifen leise Tschüss. 2015 gibt es nur mehr einen Reifentypen von Alleinausrüster Hankook.

Der Options-Reifen gehört der Vergangenheit an, Foto: Hankook
Der Options-Reifen gehört der Vergangenheit an, Foto: Hankook

Im vergangenen Jahr musste der Optionsreifen im Rennen gefahren werden. Länger als eine halbe Renndistanz durfte darauf aber nicht zurückgelegt werden. Weil der weiche Reifen so viel mehr Grip bot und gleichzeitig noch relativ haltbar war, wurde die Maximalzeit bei fast allen Rennen von den meisten Piloten auch ausgenutzt.

Das führte dazu, dass es ein Rennen im Rennen gab: Jene Piloten, die auf den Options-Reifen losfuhren, mussten ein möglichst großes Polster auf jene herausfahren, die in der zweiten Rennhälfte auf den schnellen Pneus angasten. Kämpfe mit Piloten auf der anderen Strategie wurden allenfalls halbherzig geführt.

"Es war uns wichtig, dass man ein lesbares Rennen hat", erklärt Ulrich Fritz, Teamchef des Mercedes-AMG DTM Teams, die Intension hinter der Regeländerung. "Das war letztes Jahr - so viel Spaß es uns bereitet hat - einfach nicht gegeben, weil es zwei verschiedene Rennhälften waren", gesteht er.

Außerdem war das alte System für Zufallsprodukte wie Zandvoort anfällig. Kam das Safety Car zur Rennmitte, war der gesamte Vorsprung, den sich die Piloten auf den weichen Reifen herausgefahren hatten, dahin. Plötzlich wurde der Rennverlauf auf den Kopf gestellt. Fritz: "So etwas versteht der Zuschauer nicht so ganz. Die Lesbarkeit war ein Thema, bei dem wir gesagt haben, dass wir es sehr gerne haben wollen."

Einstopprennen wie Keinstopprennen

Am Samstag ist die Mission klar: 40 Minuten plus eine Runde müssen mit einem Satz Reifen gehen. Am Sonntag gibt es für das einstündige Rennen (noch) keine klaren Vorschriften für den Pflichtboxenstopp. Wahrscheinlich ist jedoch, dass der Stopp im letzten Renndrittel eingelegt werden muss. "Man sollte davon ausgehen, dass man auch am Sonntag nicht länger als 40 Minuten auf einem Reifensatz fährt. Das Fenster ist der gesunde Menschenverstand", sagt Dieter Gass.

Strategieschlachten erwartet auch BMW Motorsportchef Jens Marquardt nicht mehr: "Es geht darum, die Reifen zu managen. Ich weiß nicht, ob es eine Strategie in diesem Sinne ist: Man muss in den Keinstopprennen schauen, dass man mit einem Reifen durchs Rennen kommt. Wir haben gemerkt, dass wenn man den Reifen in der Anfangsphase zu viel zumutet, er hinten raus vielleicht absackt."

DRS soll für Überholmanöver sorgen

Ein Nebeneffekt von durchschaubareren Rennen ist, dass es weniger Überholmanöver geben wird. Die Geschwindigkeitsunterschiede werden aufgrund ähnlicher Reifen nicht mehr derart groß sein. "Durch den Options-Reifen hatte man teilweise automatisch schnellere Autos hinter langsameren", merkt Dieter Gass an. Das gibt es jetzt nicht mehr. "Das bedeutet nicht schlechteren Rennsport. Deswegen kann man trotzdem sehr, sehr spannenden Rennsport bieten."

Der Flügel darf zwei Grad mehr klappen, Foto: HOCH ZWEI / Juergen Tap
Der Flügel darf zwei Grad mehr klappen, Foto: HOCH ZWEI / Juergen Tap

Um trotzdem gute Überholmöglichkeiten zu bieten, wurde das DRS angepasst. Die Heckflügel können nun um 18 statt wie bisher 16 Grad angekippt werden. Somit ist der Geschwindigkeitsvorteil noch größer. Außerdem wurden die Regeln für den Einsatz überarbeitet. Statt wie bisher zwei Sekunden, muss ein Pilot dem Vordermann auf Start und Ziel nun innerhalb einer Sekunde folgen, um DRS in der folgenden Runde nutzen zu dürfen.

"Wenn man DRS immer benutzen kann, ist es ein effizientes Rundenzeit-Tool", erklärt Gass. "Und die Gefahr, es als Rundenzeit-Tool zu verwenden, erhöht man, indem man das Fenster größer macht. Letztlich ist der Gedanke, dass man es als Überhol-Tool verwendet. Und dazu muss man schnell genug sein, um in das Ein-Sekunden-Fenster zu kommen."

Für Action wird auf jeden Fall gesorgt sein, darin sind sich die Verantwortlichen einig. "Der große Vorteil ist eben auch der, dass jedes Überholmanöver, das wir sehen werden, relevant für die Position ist", erklärt Gass. "Das war in der Vergangenheit nicht der Fall. Es werden vielleicht weniger Überholmanöver, aber jedes, das wir sehen, hat eine deutliche Relevanz."