Marco Wittmann hat der Saison 2014 klar seinen Stempel aufgedrückt. Überlegen gewann er die Meisterschaft und ließ seine Kollegen bei BMW alt aussehen. Der zweitbeste BMW-Pilot, Martin Tomczyk, hatte nach Saisonende mehr als 100 Punkte Rückstand auf Wittmann. Er räumte ein, dass es bei BMW eine Streuung gab, die mit verschiedenen Ansätzen zusammenhängt. Diese müsse man über den Winter analysieren. "Man hat definitiv gesehen, dass Marco mit dem M4 perfekt harmoniert hat. Es ist kein Geheimnis, dass Marco eher ein Fahrer ist, der Untersteuern bevorzugt. Die andern bei BMW fahren eher übersteuernd. So hat das Auto für ihn auch einfach perfekt harmoniert", erläuterte der Routinier.

Bruno Spengler räumte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ein, dass die Saison bei Wittmann und auch Maxime Martin gut gelaufen sei, alle anderen seien nicht konstant gewesen. "Wir brauchen die Winterzeit, um das Auto besser zu verstehen, damit wir konstanter und konkurrenzfähig unterwegs sind." Genau gehe es dabei um Datenanalyse und Setupversuche in verschiedene Richtungen.

An den Rennwochenenden war dafür wenig Zeit. "Wir haben an den Rennwochenenden zwei Mal eine Stunde. Wenn es schlecht anfängt, dann hat man schlechte Karten", zeigte er auf. "Bei 60 bis 70 Prozent der Rennwochenenden haben wir am Samstag angefangen und das Auto war nicht da, wo es sein sollte."

Farfus beschuldigt sich selbst

Auch Augusto Farfus legte die Karten offen auf den Tisch. "Wir hatten die Performance nicht. Der M4 ist ein anderes Auto, mit einer anderen Philosophie. Und wir, ich und mein Team - ich beschuldige auch mich selbst - wir haben sehr oft mit dem Auto nicht in die richtige Richtung gearbeitet", räumte er ein. "Ich bin nicht der Typ, der sich entschuldigt. Wir sind alt genug, um zu sagen, dass wir nicht gut genug waren. Es liegt nicht daran, dass wir nicht dazu in der Lage waren, sondern wir haben das Auto nicht in der richtigen Weise verstanden und konnten es daher nicht entsprechend ändern."

Es liege also nicht daran, dass der M4 kein gutes Auto sei, sondern daran, dass er ein anderes Arbeitsfenster habe, mit dem bis auf Wittmann alle zu kämpfen hatten. Der Speed sei da, die Schwierigkeit liege darin, ihn auch herauszuholen. "Wir müssen diese Lektion mitnehmen und über den Winter verstehen, denn wir müssen auf jeden Fall Schritte nach vorne machen", forderte der Brasilianer. "Jetzt ist es zwar etwas spät, aber ich denke, wir haben jetzt ein paar Ideen entwickelt. Die müssen wir jetzt über den Winter nützen."

So werden Meisterschaften gewonnen

Martin räumte ein, dass die DTM eine schwierige Serie ist und es für einen Fahrer nicht jedes Jahr gleich läuft. "Marco hatte ein fantastisches Jahr mit vielen Siegen und Punkten, aber so wird es nicht immer sein. Ekström hat die letzten beiden Rennen gewonnen und war zuvor im Qualifying auf P18 - das ist DTM. Im Qualifying waren 17 Piloten innerhalb von drei Zehnteln", gab er zu bedenken.

Dieter Gass' Argumentation geht in eine ähnliche Richtung, denn er spricht davon, dass man sich zu Beginn der Saison in einen Lauf bringen muss. "Das hat Mike letztes Jahr gemacht - er war von Anfang an vorne dabei und letztes Jahr unser Einziger, der von Anfang an und nach drei, vier Rennen noch eine Chance hatte. Und genauso war es dieses Jahr bei Marco Wittmann", sagte Audis DTM-Leiter.

"Wenn man eine Saison gut anfängt, dann kommt man oftmals in einen Lauf rein und da gelingen einem oftmals auch Sachen, die einem in anderen Situationen oder normalerweise nicht gelingen würden - und so werden dann häufig auch Meisterschaften gewonnen", ergänzte er. "Molina wäre von seiner Performance her anfangs ein Kandidat für so einen Lauf gewesen."

Marco Wittmanns Setup wird im Winter unter die Lupe genommen., Foto: BMW AG
Marco Wittmanns Setup wird im Winter unter die Lupe genommen., Foto: BMW AG

Alles unter einen Hut bringen

BMW-Motorsportchef Jens Marquardt erklärte, dass etwa in Zandvoort technische Probleme auftraten, die dazu beitrugen, dass einigen Piloten gute Ergebnisse verwehrt blieben. "Wir müssen über den Winter schauen, wo wir uns noch aussortieren müssen und dann generell sehen, welche Art von Setup es ist, die Marco so gut liegt und die ihn so schnell macht. Außerdem werden wir betrachten, wo die anderen Vorlieben unserer Fahrer liegen, die sich im Moment im Optimum-M4 noch nicht so wiederfinden", so Marquardt gegenüber Motorsport-Magazin.com. Dafür müsse viel Feedback der Fahrer analysiert werden, wozu während der Saison kaum Zeit sei, da man sich von Rennen zu Rennen vorbereite und nicht das Gesamtbild sehe.

Es sei eine Herausforderung, acht Fahrern genug Zeit im Auto zu verschaffen und zudem mit Maxime Martin und Antonio Felix da Costa zwei neue Piloten einzuarbeiten. "Es war ein Glücksfall, dass es mit Marco von Anfang an so gut gepasst hat", gestand Marquardt. "Wir haben schon die ein oder andere ziemlich gute Idee, wo Handlungsbedarf besteht, wo wir das im nächsten Jahr besser hinkriegen müssen", machte er Wittmanns Kollegen Mut. "Wenn wir den Rennkalender kennen und wissen, wann welches Rennen stattfindet, dann werden wir schauen, auf was wir uns als erstes fokussieren. Es sind so unterschiedliche Strecken, dass es schwierig ist, alles unter einen Hut zu bekommen."