1. Wieso setzte Audi Mattias Ekström und Mike Rockenfeller auf Standard-Reifen?

Seit dem schweren Unfall von Jules Bianchi stehen die Zeichen im gesamten Motorsport auf Alarm und jegliches unnötige Risiko wird umgangen. So auch in der DTM, weshalb die meisten Verantwortlichen mit einem Einsatz des Safety Cars rechneten. "Es war offensichtlich, dass das Safety Car herauskommen würde, sobald ein Auto neben der Strecke steht", erklärte Audi Leiter DTM Dieter Gass. Somit musste die Strategie unter den Fahrern so aufgeteilt werden, dass in jedem Fall ein Audi-Pilot an der Spitze bleiben würde.

Polesetter Miguel Molina bekam Option-Reifen, seine beiden Verfolger Mattias Ekström und Edoardo Mortara wurden genau wie Mike Rockenfeller auf Standard losgeschickt. "Wir haben das Risiko auf die Fahrer aufgeteilt", erklärt Gass die Taktik. "Wenn man auf Option-Reifen startet und das Safety-Car kommt im falschen Moment, ist das Rennen für den Fahrer zerstört. Wenn man allerdings auf dem Standard-Satz startet und das Safety Car kommt nicht, dann ist das Rennen noch nicht gänzlich zerstört. Deshalb erachten wir das als Risikominimierung für uns."

Mattias Ekström siegte durch eine kluge Strategie, Foto: DTM
Mattias Ekström siegte durch eine kluge Strategie, Foto: DTM

2. Was war bei Pascal Wehrlein los?

Der Mercedes-Pilot startete von Platz sechs und war bereits nach wenigen Runden auf Platz zwei nach vorne gekommen. Als er in Runde 20 allerdings an die Box abbog, um sich die Standard-Reifen zu holen, passierte der Fehler: Unsafe Release. Wehrlein kam neben Timo Scheider wieder auf die Fastlane und drückte sich am Audi-Piloten vorbei. Dieser bescherte sich sofort über Funk und bekam Recht.

Wehrlein musste zu einer Durchfahrtsstrafe an die Box abbiegen und kam schließlich außerhalb der Punkte wieder auf die Strecke. Zu allem Überfluss wurde der Mercedes-Pilot während des Restarts nach dem Safety Car noch gedreht und gab schließlich das Rennen vorzeitig auf. Laut Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war das Podest aber ohnehin nicht in Reichweite. "Ich glaube nicht, dass ihm ein Podium genommen wurde, denn er war nicht auf der optimalen Strategie", schilderte Wolff und verwies auf die Ergebnisse anderer Piloten, die auf den Option-Reifen gestartet waren.

Pascal Wehrlein wurde für ein Unsafe Release mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, Foto: Mercedes-Benz
Pascal Wehrlein wurde für ein Unsafe Release mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, Foto: Mercedes-Benz

3. Was passierte zwischen Augusto Farfus und Robert Wickens?

Letzte Runde, letzte Kurve, Krimi. Diesmal traf das wirklich zu. Augusto Farfus drehte sich, nachdem er von Robert Wickens angeschoben wurde. Die Sichtweisen der beiden Beteiligten gingen aber weit auseinander. "Er ist einfach in mich reingefahren, ohne einen speziellen Grund", ärgerte der Brasilianer auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Das ist ein Scherz. Er hat nicht einmal versucht, zu überholen, sondern ist einfach reingefahren."

Aus der Sicht von Wickens klang die Situation allerdings anders. Der Mercedes-Pilot sei nach dem Safety Car auf den Option-Reifen rund drei Sekunden schneller gewesen als sein Konkurrent auf den Standard-Pneus. "Er hat sich in die zweitletzte Kurve hinein gegen mich verteidigt und aus irgendeinem Grund ging er am Ausgang nicht aufs Gas", verteidigte sich Wickens. Die Stewards sahen die Situation offenbar ähnlich wie Farfus. Wickens bekam nach dem Rennen eine 30-Sekunden-Strafe als Ausgleich für eine Durchfahrtsstrafe auferlegt und wurde als Letzter gewertet.

Jamie Green blieb am Ende nur der dritte Rang, Foto: Audi
Jamie Green blieb am Ende nur der dritte Rang, Foto: Audi

4. Hatte Jamie Green eine Chance auf den Sieg?

Jamie Green hatte in Hockenheim kein leichtes Los. Er fuhr zunächst an der Spitze mit Option-Reifen und musste sich dann auf der härteren Mischung gegen die herannahenden Option-Piloten verteidigen. Zudem hatte der Audi-Mann an der Spitze kein DRS zur Verfügung. Das Safety Car machte schließlich alle Hoffnungen zunichte, da er beim Re-Start große Probleme mit seinen Standard-Reifen hatte.

Doch auch ohne den Einsatz des Safety Cars wäre ein Sieg wohl außer Reichweite gewesen. "Mattias und Mike sind mit 1,5 Sekunden Rundenzeitunterschied aufgelaufen und bereits in Runde 38 war der Vorsprung nur noch bei drei Sekunden", erklärte Audi Leiter DTM, Dieter Gass auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ohne das Safety Car wären sie wohl noch früher vorbeigegangen."

5. War die Safety-Car-Phase berechtigt?

Nur vier Runden vor Rennende rutschte Daniel Juncadella mit seinem Mercedes nach einem Plattfuß von der Strecke. Nach kurzer Überlegung kam das Safety Car auf die Strecke und schob das ganze Feld nochmals dicht zusammen. Diese Entscheidung wurde aber von allen Seiten als richtig eingestuft. "Er stand eingangs Motodrom im Kiesbett. Dass in diesem Fall das Safety Car herauskommt, ist verständlich", sagte Jens Marquardt von BMW. Dieser Ansicht war auch Audi-Mann Dieter Gass. "Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Ein Auto stand in einer schnellen Kurve im Kiesbett. Wenn dort noch ein anderer Fahrer dazugerutscht wäre, als die Marschalls gerade arbeiteten, wäre noch ein wirklich schwerer Unfall passiert."

Paul di Resta wurde als bester Mercedes-Pilot Vierter, Foto: Mercedes-Benz
Paul di Resta wurde als bester Mercedes-Pilot Vierter, Foto: Mercedes-Benz

6. Wie fällt die Bilanz des neuen Mercedes aus?

Der neue Mercedes leistet nicht das, was das Team sich erhofft hatte. Zwar erreichte Paul di Resta mit dem vierten Platz ein starkes Ergebnis, doch als einziger Mercedes in den Top-10 war das eher die Ausnahme. Bis zum Boxenstopp zeigte auch Pascal Wehrlein eine starke Leistung und fuhr auf Position zwei, doch ein Fehler beim Reifenwechsel führte zum Unsafe Release und einer Durchfahrtsstrafe für den Deutschen. Dieser ist sich sicher, dass ein Podium drin gewesen wäre.

"Wenn man mit keinem Auto auf dem Podium steht, ist das einfach nicht gut genug", fasste Toto Wolff das Rennen zusammen. In einer Sache sind sich die Fahrer und Verantwortlichen des Teams einig: Es gibt viel zu tun im Winter. Dieter Gass bleibt jedoch eher skeptisch: "Es sieht so aus, als wären alle drei Hersteller auf einem guten und ähnlichen Niveau. Hoffe ich zumindest."

Adrian Tambay kollidierte mit Vitaly Petrov, Foto: Audi
Adrian Tambay kollidierte mit Vitaly Petrov, Foto: Audi

7. Was war zwischen Vitaly Petrov und Adrian Tambay los?

In der letzten Runde der Saison krachte es noch einmal ordentlich und Vitaly Petrov und Adrien Tambay landeten nach einem Zusammenstoß im Kiesbett. "Ich habe gekämpft, um in der letzten Runde vier Autos vor mir zu überholen, habe einen Fehler gemacht und bin in der Sachskurve ein wenig zu weit geworden", schilderte Tambay die verhängnisvolle Szene gegenüber Motorsport-Magazin.com.. Als der Franzose wieder zurück auf die Strecke kam, wurde er vom russischen Mercedes-Piloten abgeräumt. "Er ist gefahren als wäre ich nicht da gewesen", klagte Tambay. Petrov, der unverletzt blieb, aber zum Check ins Medical Center musste, meinte: "Das war heute leider nicht unser Tag."