Como estás, liebe Motorsport-Magazin.com-Leser!

Am vergangenen Wochenende war ich mit der DTM in Moskau unterwegs und wenn die DTM schon so eine große Reise unternimmt, möchte ich euch diesmal meine verrückteste Reisegeschichte erzählen. Das war im Jahr 2006, als ich noch für Alfa Romeo in der WTCC fuhr und in Italien lebte. Das Rennwochenende in Mexiko stand auf dem Programm.

Ich hatte meine Reise gut geplant: Fahrt zum Flughafen am Dienstagnachmittag, Mittwochfrüh dann Abflug nach Mexiko. Dort sollte ich am Abend landen und wäre entspannt am Donnerstag an der Strecke gewesen. Vor dem Abflug hatte ich noch einen Termin in Mailand und bin mit vollgepacktem Auto losgefahren.

So sah Gustl im Jahr 2006 aus, Foto: Sutton
So sah Gustl im Jahr 2006 aus, Foto: Sutton

Alles geklaut!

Der Termin dauerte nicht lange - vielleicht 40 Minuten - dann saß ich wieder in meinem Auto. Zunächst fiel mir auf, dass mein Handschuhfach offen stand. Das fand ich zwar komisch, hatte mir aber noch nichts dabei gedacht. Als dann auch noch das Fach in der Armlehne offen war, habe ich doch mal angehalten und tatsächlich: der Kofferraum war leer! Alles geklaut! Helm, Rennoverall, Pass, Flugticket... Mir standen die Tränen in den Augen. Wie sollte ich so nach Mexiko kommen und die Rennen fahren?

Die Rennklamotten waren kein Problem, da konnte mir mein Team schnell weiterhelfen - aber der fehlende Pass... Zu dem Zeitpunkt war es bereits 15:00 Uhr nachmittags und um 07:00 Uhr morgens ging mein Flug. Ich habe bei der brasilianischen Botschaft angerufen. Dort war man sehr hilfsbereit und meinte, dass ich am nächsten Morgen einen neuen Pass erhalten könnte. Ich würde es also doch noch schaffen, wenn auch später. Doch dann kam der Satz, der alles wieder zunichtemachte: "Aber wenn Sie nach Mexiko wollen, brauchen Sie ein Visum, und das kann Ihnen nur die mexikanische Botschaft ausstellen."

Schon 2006 ein tolles Paar: Augusto und Liri, Foto: Sutton
Schon 2006 ein tolles Paar: Augusto und Liri, Foto: Sutton

Sind Sie Herr Farfus?

Dort war man leider nicht so hilfsbereit und meinte, dass das Visum in vier Tagen fertig sei. Das war aber zu spät für Mexiko! Nächste Möglichkeit: die italienische Botschaft. Da mein Urgroßvater in Italien geboren wurde, hätte ich mir einen italienischen Pass besorgen können, mit dem hätte ich kein Visum gebraucht. Den hätte ich nach zwei Tagen haben können. Dann wäre ich zwar erst am Samstag in Mexiko gewesen, aber besser als nichts! Inzwischen war es schon 19:00 Uhr abends...

Plötzlich klingelte mein Telefon mit einer mir unbekannten Nummer. Eine ältere Dame war dran: "Sind Sie Herr Farfus? Sie haben ihr Gepäck vor meinem Haus verloren. Wie kann man so eine große Tasche verlieren?" Ich habe mir sofort die Adresse geben lassen und bin hingefahren. Tatsächlich hatten die Diebe alles, womit sie nichts anfangen konnten, in meine Renn-Tasche gestopft und mitten auf die Straße geworfen!

2006 fuhr Augusto für Alfa in der WTCC, Foto: Sutton
2006 fuhr Augusto für Alfa in der WTCC, Foto: Sutton

Wochenende gerettet

Ihnen war wohl klar geworden, dass es nicht clever gewesen wäre, Sachen mit meinem Namen drauf zu verkaufen... Glücklicherweise hatten sie auch meinen Pass und das Flugticket da gelassen. Mein Wochenende war gerettet!

Ich wollte der netten Dame noch etwas geben, aber sie war einfach glücklich, dass sie mir helfen konnte. Im Nachhinein wurde mir klar, wie wichtig ihr Anruf wirklich war. An dem Wochenende wurde ich im ersten Rennen Zweiter und gewann den zweiten Lauf. Es war der Start in eine tolle zweite Saisonhälfte und zudem begannen in dieser Zeit meine Gespräche mit BMW, wo ich ab dem Jahr 2007 fuhr. Wer weiß, ob das alles so gekommen wäre, wenn die alte Dame mir nicht geholfen hätte...

Até a próxima