Antonio, du hast in Hockenheim dein erstes DTM-Rennen bestritten. Mit etwas Zeit dazwischen: Was hast du dabei gelernt?
António Félix da Costa: Wie man an ein Rennwochenende herangeht. Ich habe es in Hockenheim mit meinem Stil gemacht und es hat funktioniert. Wir haben als Team schon in der Woche zuvor gut gearbeitet, aber ein Rennwochenende ist doch noch einmal etwas anderes. Hockenheim ist für uns Rennfahrer ziemlich anstrengend - am Sonntag hatte ich vielleicht zehn Minuten mit meinem Renningenieur, bevor ich ins Auto gestiegen bin. Es sind viele Leute um uns herum, zudem beanspruchen die Aktivitäten mit BMW einiges unserer Zeit. Es war schwierig, mich daran zu gewöhnen, aber es hat geklappt.

Und auf der Strecke? Schließlich war es dein erstes Rennwochenende in einem Tourenwagen.
Auf der Strecke lernt man viel über die Reifen, wie es ist, 20 Runden mit den Primes und Options zu fahren. Rennstart, Kämpfe in den ersten Runden, Duelle während des Rennens... Ich lerne immer weiter und versuche, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Red Bull fährt auch in der DTM mit, Foto: BMW
Red Bull fährt auch in der DTM mit, Foto: BMW

Hast du vor einem Jahr daran gedacht in der DTM zu fahren, oder hattest du andere Pläne?
António Félix da Costa: Es gab natürlich einen anderen Plan. Es sah gut aus, dass ich es in die Formel 1 schaffen würde, aber das war nicht der Fall. Jetzt bin ich hier mit BMW in der DTM und muss sagen, dass ich wirklich glücklich bin.

Lastet auf dir in der DTM ein besonderer Druck, weil du als großes Formel-1-Talent gehandelt wirst?
António Félix da Costa: Schwer zu sagen. Es ist eher mein persönlicher Druck: Ich will nicht nur einer von vielen Fahrern sein. Ich bin zufrieden, dass es von Anfang an gut läuft und ich schnell und konstant bin. Das ist einfach meine Persönlichkeit, ich stehe nicht gerne am Ende des Feldes.

Hast du noch Kontakt zu einem Formel-1-Team?
António Félix da Costa: Ja, ich bin dieses Jahr Test- und Reservepilot von Red Bull. Ich mache viel Simulator-Arbeit und reise als Reservefahrer mit zu den Rennen. Zuletzt war ich in Barcelona.

Da Costa: Im Qualifying schon stark dabei, Foto: DTM
Da Costa: Im Qualifying schon stark dabei, Foto: DTM

Wie bewertest du das DTM-Fahrerfeld verglichen mit dem der Formel 1?
António Félix da Costa: Es ist unterschiedlich. Die Formel 1 ist die Formel 1, jeder möchte dort sein, das ist die Spitze des Motorsports. Aber der beste Fahrer wird in einem Marussia nicht in der Lage sein, mit dem schlechtesten Fahrer in einem Mercedes zu kämpfen. In der DTM hat jeder das gleiche Auto und dieselben Werkzeuge, deshalb ist alles so eng. An einem Tag kann man Erster sein und am Tag darauf, wenn man nicht fokussiert ist, nur auf Platz 15. Die DTM ist wirklich eng und konkurrenzfähig, was für mich als Rennfahrer gut ist. Man muss jeden Tag voll konzentriert und bereit sein, um die nötige Leistung abzuliefern.

Was machst du in der wenigen Zeit, die du nicht mit der DTM oder der Formel 1 an der Rennstrecke verbringst?
António Félix da Costa: Ich fahre nach Hause. Die Leute fragen mich, wohin ich im Sommer oder Winter in den Urlaub fahre - aber ich will einfach nur nach Hause. In mein eigenes Haus, in mein eigenes Bett, weil ich dort so wenig Zeit verbringe.

Was war schwieriger: Die Gewöhnung ans Formel-1- oder an das DTM-Auto?
António Félix da Costa: Beide stellen eine Herausforderung dar. Ich bin schon 3.500 km in einem Formel-1-Wagen gefahren und habe alle Weltmeister-Autos von Red Bull getestet. Es ist nicht so schwierig, ein Formel-1-Auto zu fahren, aber extrem hart, es an das Limit zu bringen und die letzten Hundertstel herauszuholen. Das unterscheidet gute Fahrer von den besten Fahrern und braucht Zeit. Ich hatte aber nie eine wirkliche Vergleichsmöglichkeit, denn bei den Tests spult man sein eigenes Programm ab, und es sind nur wenige andere Autos auf der Strecke. Mir wurde allerdings gesagt, dass meine Leistungen wirklich gut waren - ich bin bei den Young Driver Tests auch Bestzeit gefahren. In der DTM ist es vielleiht etwas einfacher, an das Limit zu heranzukommen, aber die eine Runde im Qualifying auf den Punkt zu bringen, ist die große Herausforderung.

Antonio Felix da Costa fährt gemeinsam mit Timo Glock bei MTEK, Foto: DTM
Antonio Felix da Costa fährt gemeinsam mit Timo Glock bei MTEK, Foto: DTM

Verspürst du als Rookie einen besonderen Druck, wenn du wie in Hockenheim und Oschersleben weit vorne startest?
António Félix da Costa: Der härteste Teil ist das Qualifying, danach fällt der Druck ab. Im Rennen gibt es zwar die Punkte, aber für mich stellt das Qualifying den größten Druck dar, weil man zeigen muss, wie schnell man ist. Im Rennen weiß man, was zu tun ist. Wir haben das alles getestet - wie man die Reifen schont, wie man startet, und so weiter. Wenn du schnell bist, arbeitest du dich nach vorne und wenn du langsamer bist, versuchst du, nicht zu weit zurückzufallen.