Bruno, als BMW-Werkspilot fährst du jährlich zehn DTM-Rennen, Trainingsmöglichkeiten gibt es kaum und dazu ein paar PR-Events. Klingt erst einmal nach dem tollsten Job der Welt...
Bruno Spengler: Ich gebe dir völlig Recht: Es ist wirklich der beste Job der Welt. Ich repräsentiere eine tolle Marke und bin an der Entwicklung von Renn- und Straßenautos beteiligt. Dieses Jahr habe ich zum Beispiel an der Entwicklung des neuen BMW M4 mitgewirkt. Natürlich würde ich als Motorsportler lieber mehr als zehn Rennen pro Jahr fahren, gern auch über den Winter. Je mehr du fährst, desto glücklicher bist du.

Rennfahren und Auto-Entwicklung sind aber nur ein Teil, der zu deinem Engagement als Werksfahrer gehört. Ihr seid das ganze Jahr über auch abseits der Strecke viel unterwegs.
Bruno Spengler: Richtig. Im Jahr 2013 komme ich auf insgesamt 65 Tage, die allein für PR- und Medien-Events eingeplant sind.

Nicht gerade wenig Zeit, die dabei draufgeht.
Bruno Spengler: Nein, aber da waren tolle Events dabei. Etwa unsere "Drive like Bruno"-Kampagne, für die sich 25.000 Menschen beworben hatten. Bei dieser Veranstaltung hatte ich die Gelegenheit, mich in Ruhe mit den Fans zu unterhalten und zu erklären, was ein Rennfahrer alles macht und wie man ein Auto am Limit bewegt. Während der Rennwochenenden bleibt für so etwas leider nur wenig Zeit.

Bei all den Events hast du nicht mehr viel Zeit für dein Privatleben, oder?
Bruno Spengler: Das stimmt, ich bin nur selten zuhause. Ich war aber nie jemand, der gern zuhause herumgesessen hat. Ich bin lieber viel unterwegs. Nach dem Saisonende wäre es natürlich schon schön, ein wenig Zeit für mich zu haben und mit meiner Familie zu verbringen. Aber nach zwei Wochen Urlaub sitze ich jedes Mal da und denke: Jetzt sollte es aber langsam wieder losgehen! Ich kann im Urlaub zwar abschalten, aber einfach nur in der Sonne liegen ist nicht mein Ding - ich muss mich immer irgendwie sportlich betätigen. Kajak fahren, Ski-Langlauf oder Golf, ganz egal.

Kannst du dich bei all den Verpflichtungen abseits der Strecke eigentlich noch voll auf deinen Job als Rennfahrer konzentrieren?
Bruno Spengler: Mit den Jahren und durch das viele Reisen lernt man, von einem Event abzuschalten und sich aufs Rennfahren zu fokussieren. Weißt du, seit ich in der DTM fahre, habe ich nie gedacht, dass ich auf etwas keine Lust habe - weil ich zu schätzen weiß, was ich als Werksfahrer habe. So etwas findest du nicht überall im Rennsport. Ich kann mich da gut anpassen: Nach einem Rennen schalte ich in den Event-Modus um und anschließend wieder in den Renn-Modus. So gehe ich Tag für Tag an. Selbst während meiner Kartzeit habe ich nie zu weit in die Zukunft geblickt.

Sind Events, wie etwa Golfen mit Martin Kaymer, eigentlich noch etwas Besonderes für dich? Oder gehört das inzwischen zum Alltag?
Bruno Spengler: Das bleibt etwas Besonderes. Wenn ich mit einem Star wie Martin Kaymer gemeinsam bei einem Pro/Am-Turnier spielen darf, genieße ich das einfach. Das sind Dinge, die ich nicht jeden Tag erlebe.

Wenn du vom Golfen sprichst, glänzen deine Augen förmlich...
Bruno Spengler: Ich bin kein super guter Golfer, kann aber mit einem Handicap von -4,5 schon ein bisschen spielen. An das Turnier mit Martin im vergangenen Jahr in Köln werde ich mich noch lange erinnern: Die Grüns waren super präpariert, die Fairways einfach geil - ein toller Golfplatz ist wie eine tolle Rennstrecke. Dann waren da noch viele Zuschauer und ich hatte das Gefühl, richtig dabei zu sein. Dieses Jahr durfte ich gemeinsam mit Sergio Garcia auf dem legendären Platz von Wentworth, England spielen - das war sensationell!

Foto: BMW Motorsport
Foto: BMW Motorsport

Gibt es auch Events, die dir keinen Spaß machen?
Bruno Spengler: PR-Events machen mir eigentlich alle Spaß. Aber am Rennwochenende ist es manchmal stressig: Du läufst direkt nach dem Qualifying zum Team-Meeting und gibst anschließend jede Menge Interviews. Da bleibt kaum Zeit und manchmal denke ich, dass die Fans deshalb nicht glücklich sind, weil ich leider nicht jedem Autogramm- oder Fotowunsch nachkommen kann. Da musst du immer Kompromisse finden.

Wirst du das Leben als Werksfahrer mit den Rennen und all den Events nach deinem Karriereende vermissen?
Bruno Spengler: Ich bin jetzt 30 und habe bestimmt noch zehn Jahre im Motorsport vor mir, aber manchmal denke ich mir schon: In zwölf oder 15 Jahren ist das alles vorbei und dann werde ich das vermissen und mich erst einmal total langweilen. Das merke ich jetzt schon in der Winterpause: Mir fehlt dieser Adrenalinrausch kurz vor dem Rennstart. Wenn es dann wieder losgeht, habe ich zwar riesigen Druck, bin aber total glücklich, weil mir das die ganze Zeit gefehlt hat. Ich bin sicher, dass ich das nach dem Ende meiner aktiven Karriere unheimlich vermissen werde, da fehlt dann einfach etwas.

Hast du dir denn schon einmal Gedanken gemacht, wie es nach dem Rennsport weitergehen soll?
Bruno Spengler: Darüber habe ich bislang nur selten nachgedacht. Wenn es aber wirklich einmal so weit ist, würde ich wohl versuchen, ein sehr gutes Golf-Niveau zu erreichen. Auf diese Weise könnte ich meinen sportlichen Ehrgeiz und den Wettbewerbsgedanken behalten. Und: Als Golfspieler hast du eigentlich keine Altersgrenze.

Als BMW-Werksfahrer hast du theoretisch die Möglichkeit, auch bei anderen Rennen, wie den 24 Stunden am Nürburgring, an den Start zu gehen. Warum hast du das noch nie gemacht?
Bruno Spengler: Eigentlich würde ich gern bei ein oder zwei 24-Stunden-Rennen starten. Ich habe aber immer gesagt, dass ich mich maximal auf die DTM fokussieren möchte. Aber wie gesagt: 24-Stunden-Rennen reizen mich schon, diese Erfahrung würde ich gern einmal machen.

Hast du bei BMW schon einmal gefragt, ob du das dürftest?
Bruno Spengler: Ja, ich dürfte schon. Wir müssten über den Winter allerdings erst einmal besprechen, ob das Sinn macht, bei welchem Team ich fahren würde und so weiter. Der Reiz ist aber auf jeden Fall da.