Früher war die Geschichte mit den Strafen ganz einfach - es gab nur eine. Doch für die DTM war selbst die Einführung der Durchfahrtsstrafe nicht genug. Mittlerweile umfasst der Strafenkatalog nicht nur die einfache Stop-and-Go-Strafe, sondern neben der Durchfahrtsstrafe auch kuriose Dinge wie die Laptime-Penalty und die Pitstop-Penalty. Hinzu kommen zahlreiche blaue Flaggen für Fahrer, die noch gar nicht überrundet werden. Die DTM mag es kompliziert, Fans und Fahrer blicken nicht mehr durch. Was genau hat es mit diesen Strafen auf sich und was hat sich in der abgelaufenen Saison bewährt?

Eigentlich, so sollte man es meinen, hat die DTM den richtigen Weg eingeschlagen. Für kleine Vergehen gibt es kleine Strafen. Um einen Fahrer nicht direkt mit einer Durchfahrtsstrafe belegen zu müssen, wenn er etwa die Strecke verlässt und sich einen kleinen Zeitvorteil verschafft, kann man ihn in der darauffolgenden Runde einfach ein paar Sekunden langsamer fahren lassen, der Vorteil wäre damit dahin. Doch spätestens wenn dann ein Pilot vor seinem Boxenstopp an einer anderen Box anhalten muss, um eine Zeitstrafe abzusitzen, blickt kein Fan mehr durch. Ebenso wenig begeistert zeigen sich die Fahrer.

"Man muss im Winter nachdenken, wie man das sportliche Reglement überarbeitet, damit es für den Zuschauer durchschaubar ist. Das ist ein Problem, das man noch beheben muss", meint Martin Tomczyk stellvertretend für die anderen Piloten der Serie. "Man muss einen nachvollziehbaren Strafenkatalog in Erwägung ziehen, der auch durchgesetzt wird. Wenn wir diesen Weg über den Winter einschlagen und richtig vorbereiten, dann glaube ich, dass wir ganz tolle Rennen mit der DTM zeigen können."

Der wohl größte Gegner der Strafen in der vergangenen Saison war Timo Scheider, der bei den Diskussionen über Sinn und Unsinn kein Blatt vor den Mund nahm und sogar persönliche Gespräche mit ITR-Vorstand und Serienchef Hans-Werner Aufrecht ankündigte, der nur wenige Straßenblocks entfernt von Scheiders Zuhause lebt. "Ich glaube, dass die DTM momentan zu kompliziert ist, was das Verständnis angeht", ist sich Scheider sicher.

"Wir haben in diesem Jahr alles erlebt, worüber man diskutieren kann, ganz speziell das Thema blaue Flaggen ist nicht ordentlich gelöst, wie es jetzt ist", betont Scheider. "Allerdings ist es das nächste Problem, eine bessere Lösung zu finden. Man kann einfach nur meckern und etwas schlecht reden, aber man muss auch etwas Besseres zur Verfügung haben, um überhaupt zu argumentieren."

"Es wäre mir aber nach wie vor eine Herzensangelegenheit", stellt Scheider klar. Als Fahrersprecher von Audi würde er sich gerne gemeinsam mit BMW-Pilot Timo Glock mit den Verantwortlichen zusammensetzen. "Timo könnte seine Erfahrung aus der Formel 1 einbringen, ich meine aus meiner Zeit in der neuen DTM. Das könnte die DTM am Ende des Tages einfacher und besser zu verstehen machen."

Ganz so einfach wie in der Formel 1 ist es in der DTM allerdings nicht - gerade was das Thema blaue Flaggen angeht. Während in der Königsklasse nur zwei Fahrer pro Team unterwegs sind, setzen die Hersteller in der DTM bis zu acht Autos ein. In der Vergangenheit hat sich dabei mehrfach gezeigt, dass man nicht davor zurückschreckt, langsamere Fahrer zu opfern, um die Konkurrenten zu blockieren - erst so ist die diskussionswürdige Regelung der blauen Flaggen ja überhaupt erst entstanden.

So bleibt es letztlich bei dem Punkt, den Scheider mit seiner Argumentation liefert: Man muss auch eine bessere Lösung finden können, um etwas zu verändern. Ob und wie das den Verantwortlichen nach einer spannenden Saison 2013 gelingt, werden wir spätestens im Frühjahr 2014 sehen.