Toto Wolff nahm das Rennen am Norisring mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis. Bitter für den Mercedes-Benz-Motorsportchef: Titelkandidat Nummer eins der Marke mit dem Stern, Gary Paffett, reist ohne Punkte aus dem fränkischen Monaco ab. Dabei sah es nach dem anfänglichen Horror-Beginn des Briten lange Zeit recht gut aus. Weil Safety-Car-Phasen exakt zum richtigen Zeitpunkt für Paffett kamen, hatte er trotz Drive-Through-Penalty noch lange Zeit Siegchancen.

Die machte aber spätestens die Kollision mit Edoardo Mortara zunichte. "Für die Meisterschaft ist es traurig, dass Gary punktelos abreist. In Zukunft muss man mit Titelkandidaten vielleicht weniger hitzig umgehen, es wäre gut, wenn sich das ändert", so Toto Wolff nach dem Rennen. Vor allem die erste Kollision zwischen Paffett und Mortara kann der Österreicher nicht für gut heißen. "Ich habe auf dem Monitor gesehen, dass Edo ihm [Paffett] draufgefahren ist, die zweite Szene muss ich mir nochmal anschauen."

Die Tatsache, dass Mortara nicht wirklich um den Titel mitkämpft, stößt Wolff sauer auf. "Rocky [Mike Rockenfeller], Bruno [Spengler], Christian [Vietoris] und Gary sind alle vorne mit dabei im Titelkampf. Aber Edo nicht, das muss er im Kopf haben, wer um den Titel fährt." Besonders bitter: Schon in der vergangenen Saison wurde der Meisterschaftsführende Paffett Opfer eines Fahrfehles der Konkurrenz. Damals krachte ihm Martin Tomczyk ins Heck. Vorverurteilen wollte Wolff den jungen Italiener aber nicht. "Wir müssen das jetzt aber erst analysieren, bevor wir Giftpfeile ausschießen."

Vom Gesamtresultat seiner Marke war Wolff aber begeistert, dass zehnjährige Siegesserie der Stuttgarter zu Ende ging, schmerzt ihn wenig. "Ich bin kein Fan von solchen Serien und Strähnen. Man muss auf das Rennen schauen und es war ein Mega-Tourenwagenrennen mit der ein oder anderen unschönen Szene - aber das ist im Sport so." Vor allem von den Resultaten der jungen Nachwuchspiloten ist Wolff angetan. "Das junge Lineup war bei uns eine langfristige Entscheidung und greift jetzt sogar schon kurzfristig."

Lediglich bei Pascal Wehrlein lief am Sonntag nicht wirklich viel zusammen, dass doch das macht Wolff nicht am 18-Jährigen fest. "Auch Pascal Wehrlein hätte - ohne die Probleme bei den Stopps - vorne mit dabei sein können, da haben wir es leider nicht hingebracht." Nichtsdestotrotz ist er mit dem Abschneiden auf dem Norisring sehr zufrieden. "Aber es war trotzdem ein super Teamergebnis."