Was der FC Bayern im Fußball ist, stellt BMW in der DTM dar. Der Münchner Autobauer gewann im Vorjahr ebenfalls das Tripple bestehend aus Fahrer-, Team- und Konstrukteurs-Wertung und schickt sich auch in dieser Saison an, die Dominanz aufrechtzuerhalten. Doch es ist nicht alles Gold, was im Hause BMW glänzt, denn nach einem starken Saisonauftakt setzte es zuletzt am Lausitzring einen herben Dämpfer und lediglich Titelverteidiger Bruno Spengler fuhr in die Punkteränge.

Das Team: Fünf der besten zehn Piloten des DTM-Zwischenklassements stehen in Diensten von BMW, was die Vormachtstellung der Münchner untermauert. Als Speerspitze hat sich wieder einmal Bruno Spengler herauskristallisiert, während Augusto Farfus als Fünfter 26 Punkte Rückstand auf den Platz an der Sonne hat. Die mannschaftliche Geschlossenheit ist es auch, die BMW so stark macht, wie Motorsportchef Jens Marquardt zufrieden zur Kenntnis nimmt.

Dreifach-Triumph in Spielberg, Foto: RACE-PRESS
Dreifach-Triumph in Spielberg, Foto: RACE-PRESS

"Das ist ein historischer Moment", strahlte Marquardt nach dem Dreifachtriumph in Spielberg über das ganze Gesicht. Zum ersten Mal seit 1992 war es BMW gelungen, das gesamte Treppchen einzunehmen und der Umstand, dass neben Spengler auch die Rookies Marco Wittmann und Timo Glock auf dem Podium standen, bestätigte die gute Wintertransferpolitik. Mit zwei Siegen und insgesamt sechs Podiumsplatzierungen ist BMW bis dato der mit Abstand erfolgreichste Hersteller und führt die Markenwertung mit 177 Punkten überlegen vor Mercedes (126) und Audi (101) an.

Die Fahrer: Bruno Spengler rangiert punktegleich mit Audi-Mann Mike Rockenfeller an der Tabellenspitze und konnte sich vom ersten bis zum dritten Rennen kontinuierlich steigern. Auf einen fünften Platz in Hockenheim folgte Rang zwei in Brands Hatch, ehe der Kanadier in Spielberg den Sieg eintütete. Zuletzt in der Lausitz konnte Spengler wie seine Markenkollegen zwar nicht überzeugen, hielt den Schaden als Siebter jedoch in Grenzen.

Die genau umgekehrte Entwicklung nahm Augusto Farfus, denn nach dem Auftaktsieg in Hockenheim sollten nur mehr acht Punkte folgen, was für Titelambitionen zu wenig sein könnte. Die vielleicht größte Überraschung der Saison stellt Marco Wittmann dar, der im vergangenen Jahr noch als Testpilot fungierte und eine bärenstarke Debütsaison hinlegt, die mit dem zweiten Platz in Spielberg ihren bisherigen Höhepunkt fand. "Das Fazit fällt sehr gut aus und ich habe meine eigenen Erwartungen übertroffen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gut zurechtkommen", freute sich der 23-Jährige bei Motorsport-Magazin.com.

Der prominenteste Winterneuzugang der DTM war fraglos Timo Glock, der sich nach finanziellen Turbulenzen bei Marussia dazu entschlossen hatte, der Formel 1 den Rücken zu kehren. Zwar verlief der Saisonstart des Odenwälders etwas holprig, doch mit Platz drei in Spielberg ließ er sein Können aufblitzen. Ebenfalls einen ordentlichen Saisonauftakt legte Dirk Werner hin. Der 32-Jährige konnte vor allem in Hockenheim überzeugen, wo er vom Ende des Feldes bis auf den zweiten Platz fuhr - den neuen strategischen Möglichkeiten sei Dank.

Tomczyk taumelt von einer Pleite in die nächste, Foto: RACE-PRESS
Tomczyk taumelt von einer Pleite in die nächste, Foto: RACE-PRESS

Aber es gibt auch unzufriedene Gesichter bei BMW, für die es einfach nicht laufen will. Allen voran ist hier Martin Tomczyk zu nennen, dem das Pech an den Stiefeln zu kleben scheint und nun bereits seit acht Rennen auf Punkte wartet. Vorläufiger Höhepunkt der Negativserie war die Rückversetzung in Brands Hatch von der Pole Position an das Ende des Feldes, weil sein Bolide zu leicht war. "Beschissen, so lautet mein Fazit, aber das ist ja kein Wunder, wenn man null Punkte hat und zwei Mal vom letzten Platz startet", nahm sich der Bayer kein Blatt vor den Mund. Ebenfalls bei null Punkten hält Andy Priaulx. Der frühere Tourenwagenweltmeister scheint in der DTM weiterhin nicht angekommen zu sein.

Das Auto: In Hockenheim, Brands Hatch und Spielberg lief der BMW M3 DTM tadellos, was dem Boliden fraglos die Bestnote eingebracht hätte, aber das schwache Abschneiden beim vierten Saisonlauf trübt die gute Bilanz doch ziemlich. "Das, was wir uns hier als Start-Setup überlegt hatten, hat im Training einfach nicht gepasst", erklärte Marquardt unmittelbar nach dem Qualifying in der Lausitz, das bereits den Grundstein für das enttäuschende Ergebnis darstellte. "Wir haben jetzt eine vierwöchige Pause bis zum Norisring, bis dahin müssen wir uns sammeln und hart arbeiten, damit wir am Samstag besser aufgestellt sind."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Nach drei Saisonrennen herrschten bei Mercedes und Audi Angst und Schrecken vor, dass BMW in diesem Jahr alles in Grund und Boden fahren könnte. Dass dem nicht zwingend so sein muss, zeigte sich am Lausitzring, doch es wäre nicht verwunderlich, sollte dieser Schuss vor den Bug gerade zur rechten Zeit gekommen sein. Bruno Spengler ist weiterhin der Meisterschaftskandidat Nummer eins und im Zweifelsfall sollten seine Markenkollegen in der Lage sein, ihm den Rücken freizuhalten.(Philipp Schajer)