Nach dem Qualifying sah es noch düster aus für Mercedes, doch nach dem Rennen am Sonntag strahlte nicht nur die Sonne über dem neuen Motorhome der Stuttgarter, sondern auch Toto Wolff. Vier C-Coupés in den Top-10 - damit hatten wohl nur die wenigsten gerechnet. Es zahlte sich offenbar aus, das Mercedes sich bei den Setups der Autos verstärkt auf das Rennen konzentriert hatte, obwohl das Qualifying in Brands Hatch eine fast schon höhere Bedeutung hat. "Hier gehörte auch das Glück des Tüchtigen dazu und der Renngott war auf unserer Seite", sagte Toto Wolff nach dem ereignisreichen zweiten Rennen des Jahres. "Unsere Pace im Rennen war viel besser und ein paar Zwischenfälle halfen uns auch."

Ärgern dürfte sich am Ende vor allem Gary Paffett, der erst nach dem Ende des Rennens erfuhr, dass er seinen sichergeglaubten Platz auf dem Podium verloren hatte. Während einer Gelbphase war der Brite zu schnell gewesen und erhielt dafür eine 5-Sekunden-Zeitstrafe - dadurch fiel er vom dritten auf den sechsten Platz zurück. Ein bitteres Ende für Paffett, der einen wahren Husarenritt hinlegte und von Startplatz 11 nach vorn preschte. Vor allem bei der Strategie hatte das Team alles richtig gemacht: Paffett startete auf den Standard-Reifen und wechselte schon in der vierten Runde auf den Option-Reifen. Danach gelang es ihm, 40 Runden lang auf den Options draußen zu bleiben und dabei einige Positionen gut zu machen.

In Runde 44 wechselte er wieder auf die härtere Mischung und fuhr das Rennen souverän zu Ende. "Man konnte bei Garys Situation mit Bruno Spengler sehen, dass die harten Reifen hier sehr gut funktionieren", so Wolff. "Ich weiß nicht, wie viele Runden Gary davor auf einem Reifensatz draußen blieb. Es war ein harter Call, aber er konnte seine Pace kontrollieren." Paffett verriet nach dem Rennen gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass das Team die Strategie schon lange vor dem Start ausgeheckt hatte. "Das war eine sehr aggressive Strategie beim Start", so der Brite. "Wir wollten in Runde vier stoppen, um dann keinen Verkehr vor uns zu haben."

Auf diese Weise konnte Paffett die schnellen Options optimal nutzen und steckte nicht hinter langsameren Autos fest. "Je länger du auf den Option-Reifen fahren kannst, desto besser", sagte Paffett. "Wir fuhren einen Longrun damit, aber man muss schon aufpassen wegen des Abbaus, die Reifen sind fragil." In seinem letzten Stint fuhr Paffett den harten Reifen 54 Runden lang - diese Strategie zahlte sich aus, denn in Brands Hatch war ein gebrauchter Option nur ein wenig schneller als ein neuer Standard-Reifen - in Hockenheim sah das anders aus. "Unser Auto ist nicht so hart zu den Reifen und die Pace war auf beiden Mischungen gut", meinte Paffett. "Bruno war auf seinen gebrauchten Options nur ein wenig schneller als ich auf dem Standard-Reifen. Wenn es uns gelingt, die Options noch länger am Leben zu halten, wäre das super."