Pro: Keine Punkte, keine Zuschauer

von Philipp Schajer

Der sportliche Wert des Events im Münchner Olympiastadion hielt sich stets im überschaubaren Rahmen. Da keine Punkte vergeben wurden, gingen nicht alle Piloten mit der notwenigen Ernsthaftigkeit zur Sache und verlautbarten oftmals schon im Vorfeld, dass sie von dem ganzen Spektakel wenig halten würden. Weil auf der zweigeteilten Strecke keine absolute Chancengleichheit möglich war - alleine das asymmetrische Stadiondach verhinderte das -, konnten keine Zähler ausgeschüttet werden, da dies nicht den Prinzipien der Fairness entsprochen hätte. Ein solches Event mitten in der Saison abzuhalten und damit den Termin für ein tatsächliches Rennen zu blockieren, ist nicht zielführend.

Die Zuschauer haben sich abgewandt, Foto: Mercedes-Benz
Die Zuschauer haben sich abgewandt, Foto: Mercedes-Benz

Nicht nur der fehlende sportliche Wert, auch die Streckenführung veranlasste den einen oder anderen Piloten dazu, es etwas lockerer angehen zu lassen. Nicht selten touchierten die Boliden mit der Streckenbegrenzung, was Schäden zur Folge hatte, die ordentlich ins Geld gingen. Auch wenn in diesem Jahr diesbezüglich einige Verbesserungen erwirkt werden konnten, fuhr stets die Vorsicht mit, nur nicht zu viel Risiko zu nehmen. Schaumgebremstes Racing ist jedoch nicht das, wofür die DTM stehen sollte, denn immerhin ist Lackaustausch ein essentieller Bestandteil des Tourenwagensports.

Während 2011 noch die Zuschauermassen das Olympiastadion stürmten, dominierten in diesem Jahr die grünen Sitzschalen und vermittelten einen überaus tristen Eindruck. Allem Anschein nach hat sich die Bevölkerung am Spektakel vor ihrer Haustüre sattgesehen, weswegen es die richtige Entscheidung ist, sich neuen Märkten zuzuwenden und im kommenden Jahr nicht womöglich vor einer absoluten Minuskulisse zu fahren, denn das wäre dem Image der DTM alles andere als zuträglich.

Contra: DTM zum Anfassen

von Annika Kläsener

Das Showevent in München mag allein schon ob seines Namens sportlich nicht die wertvollste Veranstaltung gewesen sein, doch wertlos war sie keinesfalls. Kopf-an-Kopf-Duelle auf einem engen Kurs, der keine Fehler verzeiht, begeisterten Fahrer wie Publikum. Und oftmals setzten sich nicht die "üblichen Verdächtigen" durch, sondern konnten Rookies Glanzpunkte setzen wie etwa Edoardo Mortara im Premierenjahr oder Adrien Tambay in dieser Saison.

Die Fans genossen die spannenden Zweikämpfe., Foto: Audi
Die Fans genossen die spannenden Zweikämpfe., Foto: Audi

Außerdem konnten die Fans in perfekter Stadionatmosphäre den Sound der DTM-Boliden genießen und sie hautnah miterleben. Auch im Fahrerlager und an den Ständen, die auf dem Gelände des Olympiaparks für alle Besucher - also auch jene ohne Ticket - zugänglich waren, drängten sich die Menschen. Die DTM war so mehr als ein Rennen, sondern eine Art Volksfest, das in einer Großstadt wie München gut zu vermarkten war.

Wer im Premierenjahr das Stadion besuchte, kam zudem in den Genuss zweier Formel-1-Showfahrten und konnte somit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mercedes-Pilot Nico Rosberg und Red-Bull-Markenbotschafter David Coulthard ließen es krachen und machten klar, dass die Königsklasse eine noch deutlich lautere Veranstaltung ist als die DTM. Alles in allem war das Showrennen im Olympiastadion ein Fest für alle - ob motorsportbegeistert oder nicht. Und damit hat es zur Popularität der DTM sicherlich beigetragen. Es ist schade, dass ein derart zuschauernahes Event verloren geht.