Auch drei Wochen nach dem Rennen in Zandvoort befand BMW-Motorsportchef Jens Marquardt die Strafe gegen Martin Tomczyk als zu hart. Der BMW-Pilot war bei einsetzendem Regen in Kurve eins in Gary Paffet hineingerutscht, wodurch dieser einige Positionen verlor, während Tomczyk das Rennen aufgeben musste. Der Rosenheimer muss in Oschersleben zur Strafe fünf Plätze weiter hinten starten. "Ich habe in Zandvoort bereits gesagt: ich fand die Strafe, die dort ausgesprochen wurde, sehr hart. Es gab dieses Jahr ein paar vergleichbare Situationen, die anders ausgelegt wurden."

BMW habe in anderen Serien Referenzen für Strafen erworben, also welches Vergehen wie bestraft wird, und nun nehme man diesen Vorfall als eine weitere Referenz hin. "Dirk in Hockenheim und Bruno in Spielberg, der in der oberen Kurve schön abgeräumt wurde, - beide konnten das Rennen nicht mehr weiterfahren, sondern haben die Autos geparkt in einer sehr guten Situation. Wenn man sich diese Beispiele nimmt und auch Bruno in Hockenheim noch mit rein, denn den hat Ralf [Schumacher] ja auch noch mit abgeräumt, da muss man schon sagen, dass nicht nur Gary Paffett Punkte gelassen hat, sondern da gibt es auch andere, die viele gute Punkte gelassen haben", legte er seine Meinung dar.

Grenzwertige Aktionen

"Ich würde mal sagen, wenn das alles anders gelaufen wäre, dann würde die Meisterschaft von den Deltas her fast genau gleich aussehen", glaubte er. "Die DTM ist die DTM, ich habe in Hockenheim gesagt, das ist kein Ponyhof, das haben wir da gelernt. Für mich sind die Aktionen größtenteils wirklich fair, aber da waren auch ein paar Aktionen im hinteren Bereich, muss ich sagen, die finde ich ein bisschen grenzwertig teilweise."

Grenzwertig war der Zwischenfall, in den sein Schützling beim letzten Rennen verwickelt war, seiner Meinung nach nicht. "Was Martin für mich in Zandvoort ausdrücklich gemacht hat, das war ein absoluter Rennunfall. Ich habe mir viele Daten angeschaut, und ich kann da überhaupt nichts Schlimmes dran sehen, deswegen finde ich die Bestrafung sehr hart", stellte er klar. "Und ob das jetzt den Ersten in der Meisterschaft trifft, oder der 17. auf den 15. Drauffährt - das hat für so einen Fall vom Regelgrundsatz her überhaupt keine Auswirkung, das ist völlig irrelevant. Da darf man nicht unterschiedlich urteilen, ob es um einen Meisterschaftskandidaten oder einen 15.-Platzierten geht. Regeln sind Regeln, dazu sind sie da."

Nur Ekström hat die Kurve richtig genommen

Die Daten entlasten Tomczyk nach Ansicht seines Chefs. "Wenn man sich die Daten anschaut, dann sieht man, Martin verstellt die Bremsbalance nach hinten bei der Kurve, weil er weiß, es ist weniger Grip da- Er bremst auch deutlich früher, vergleichbar, wo Gary gebremst hat. Beim Gary geht es sich gerade so aus, da sieht man auch, der rutscht ganz ordentlich aus. Beim Martin blockiert das linke Vorderrad sofort, da war keine Bremswirkung mehr. Er versucht irgendwie noch einzulenken, Gary macht dann selber auf, kommt nach außen und dann treffen sie sich", schilderte er den Vorfall.

Zudem führt Marquardt an, dass zahlreiche weitere Piloten an derselben Stelle Probleme hatten. "Hinten dran der Albuquerque fährt auch geradeaus. Das ist eine Diskussion, die für mich sehr müßig ist. Das ist ein Rennunfall gewesen, der ist so passiert, auf wirklich schwierigen Bedingungen. Der Einzige, der die Kurve wirklich richtig ordentlich genommen hat, war Eki [Mattias Ekström], und alles andere ist dann eben, was passiert."