"Das war mit Sicherheit das mit Abstand spannendste Rennen der Saison", erklärte TV-Experte Manuel Reuter nach dem Rennen in Spielberg gegenüber Motorsport-Magazin.com. Mit dieser Aussage liegt der ehemalige DTM-Pilot absolut richtig, denn auf der Strecke gab es ein Überholmanöver nach dem anderen. Dabei ist es ein Gesetz des Motorsports, dass viele Überholmanöver auch viele Blechschäden - beziehungsweise Karbon - nach sich ziehen.

Christian Vietoris musste seinen Mercedes bereits in Runde eins abstellen, Foto: DTM
Christian Vietoris musste seinen Mercedes bereits in Runde eins abstellen, Foto: DTM

Schon die Startphase hielt viele spannende - für die Piloten aber eher enttäuschende - Momente bereit. Den Auftakt machte Andy Priaulx, der von einer "grauen Rakete" namens Christian Vietoris abgeschossen wurde. "Ich hatte keine Chance, denn eigentlich war das eine Sache zwischen Vietoris und Wickens, es war nicht mein Fehler", ärgerte sich der BMW-Pilot bei Motorsport-Magazin.com. Das Rennen war aber für beide zu Ende und eine Safetycar-Phase war eingeleitet.

Tambay vs. Werner

Bevor dieses aber auf die Strecke kommen konnte, hatten bereits zahlreiche andere Piloten einen 'Feindkontakt'. Dirk Werner, der erst zum zweiten Mal aus einer guten Position ins Rennen ging, wurde zum zweiten Mal Opfer der ersten Runde. "Vor der zweiten Kurve wurde es dann richtig eng und ich habe einen Schlag von hinten bekommen. Ich habe sofort gemerkt, dass ich einen Schaden am Auto habe", erklärte der BMW-Pilot enttäuscht.

Sein Crash-Partner in Kurve zwei war Audi-Pilot Adrien Tambay, der alle Schuld aber weit von sich wies. "Ich ging nach außen um zu bremsen. Vermutlich hat mich Dirk Werner nicht gesehen, denn er drückte mich ins Gras und zerstörte damit meine Radaufhängung", schilderte der Franzose seine Sicht der Dinge. Ob Schuld hin oder her, Tambay rollte ins Kiesbett und Werner in die Box - Ausfall für beide.

Spengler vs. Green

Damit der Streithähne aber noch nicht genug. Denn auch Jamie Green und Bruno Spengler erlebten eine Begegnung der besonderen Art. Und wer hätte es gedacht - in Kurve…zwei. Spengler gab an, nach der langen Geraden in den Knick hinein von seinem ehemaligen Mercedes-Markenkollegen getroffen worden zu sein und sah sich in diesem Fall als Fahrhilfe für den Briten. "Wäre ich nicht dort gewesen, hätte er die Kurve vermutlich nicht einmal erwischt", erklärte der Kanadier gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Während Green keinen Schaden nahm und das Rennen auf Rang fünf beendete, wurde Spengler auf Filipe Albuquerque geschubst und zerstörte sich dabei Motorhaube und Splitter. Kurze Zeit später musste Spengler die Box ansteuern und zusehen, wie sein Meisterschaftskonkurrent Gary Paffett 15 Punkte einfuhr. Dementsprechend gut war der Kanadier auf Green zu sprechen: "Es war komplett seine Schuld, denn ich war in dieser Kurve vorne."

Scheider vs. Farfus

Neben dem kanadisch-britischen Duell wurden auch die Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien nicht unbedingt positiv beeinflusst. Dieses Mal, man höre und staune, in Kurve drei. Denn als Timo Scheider seinen Audi nach innen lenkte, spürte er Augusto Farfus' BMW im Heck. "Als er hinter mir lag, hat er die hintere linke Ecke meines Autos berührt und es damit deutlich versetzt. Deshalb flog ich ins Kiesbett und kam gerade noch vor einem Reifenstapel zum Stehen", beschwerte sich der Meister von 2008 und 2009, der mit etlichen - deutlichen - Schimpfwörtern seiner Wut über den Boxenfunk freien Lauf ließ.

Timo Scheider und Augusto Farfus kamen sich unfreiwillig näher, Foto: BMW AG
Timo Scheider und Augusto Farfus kamen sich unfreiwillig näher, Foto: BMW AG

Das sah der Brasilianer natürlich wieder ganz anders, da er sogar noch etwas ins Gras auswich. "Er dachte, schon vorbei zu sein und zog auf meine Linie, womit ich nicht rechnete. Einen Schuldigen gibt es da nicht", sagte Farfus. Die Rennleitung war in dieser Hinsicht seiner Meinung und verteilte keine Strafen. Damit war sein Kontrahent allerdings nicht einverstanden.

"Die Regeln sind klar. Wenn du jemanden berührst oder in eine gefährliche Situation bringst, gibt es Stewards dafür", machte Scheider deutlich, der sich einen Seitenhieb in deren Richtung nicht verkneifen konnte. "Im heutigen Rennen wäre es nett gewesen, wenn es Stewards gegeben hätte, die sich mit dem System und den Situationen auf der Strecke befasst hätten." Gleichzeitig nahm er die Verantwortlichen aber auch in Schutz und machte deutlich, dass es nicht immer leicht wäre, die richtige Entscheidung zu treffen.

Die Stewards beließen es an diesem Tag dabei, keine Strafen für die Unfälle auszusprechen. Lediglich Audi-Pilotin Rahel Frey musste einmal zusätzlich abbiegen und eine Drive-Through-Strafe absolvieren, weil sie zuvor acht km/h zu schnell durch die Box gebrettert war.