Geschichte wiederholt sich eben doch - sehr zum Leidwesen von Bruno Spengler. Nach dem unglücklichen Titelverlust beim Saisonfinale 2010 hatten viele dem Kanadier ein mögliches Trauma bescheinigt, von dem er sich wohl schwer erholen würde. Ganze 17 Punkte Vorsprung hatte der HWA-Pilot damals wenige Rennen vor Schluss noch verspielt. Spengler bewies seinen Kritikern bei seiner Rückkehr 2011 jedoch, dass er mental stark genug war, keinen Schaden davongetragen hatte und kam stärker zurück als je zuvor - bis es erneut auf die Zielgeraden der Saison ging. Und dann war es tatsächlich schon wieder da: Das verfluchte Pech im Schlussspurt.

Allein auf weiter Flur - zu Saisonbeginn konnte niemand Spengler das Wasser reichen, Foto: Mercedes-Benz
Allein auf weiter Flur - zu Saisonbeginn konnte niemand Spengler das Wasser reichen, Foto: Mercedes-Benz

"Im Moment ist es ziemlich hart. Aber wenn man in sieben Jahren vier Mal um den Titel kämpft, ist das eine gute Performance", tröstete sich Spengler nach der nächsten verpassten Titelchance. Hatte Spengler im Vorjahr nach dem Lauf zur Saisonmitte am Nürburgring nur nicht mehr gewinnen, aber immerhin noch dreimal auf das Podest fahren können, reichte es 2011 nach dem Besuch in der Eifel nicht einmal mehr dafür. In den letzten vier Rennen holte der Mercedes-Star gerade einmal zwei magere siebte Plätze, verspielte so erneut die Meisterschaft und wurde zu allem Überfluss am Ende wieder nur Dritter. Anders als 2010 war seine persönliche Fehlerquote bei der Misere diesmal aber deutlich geringer.

König der Qualifikation

Nicht zuletzt machte ihm ein technisch bedingter Ausfall im Regen von Oschersleben alles kaputt - Spengler lag klar auf Titelkurs, als ihn kurz vor Rennende die Aufhängung der C-Klasse zur Aufgabe zwang. Das Spengler-Syndrom scheint folglich nicht ganz so leicht zu erklären, denn eigentlich hat der 28-Jährige 2011 alles richtig gemacht. Zuerst einmal war seine Qualifying-Performance bärenstark - etwas, das man Spengler in der Vergangenheit noch eher hätte ankreiden können. Diese Saison holte der Mercedes-Pilot jedoch vier Pole-Positions und schaffte es lediglich vier Mal nicht in Q4 - dann kam er aber immer mindestens in Q3. Spengler war 2011 klar der König des Zeittrainings.

Auch im Rennen hatte zu Saisonbeginn noch alles so gut angefangen. Beim Auftakt in Hockenheim gewann Spengler, in Zandvoort wurde er Zweiter. Mit den Plätzen vier und drei bei den folgenden Läufen in Spielberg und auf dem Lausitzring, setzte er sich weiter an der Spitze der Wertung fest. Eindrucksvoll untermauert wurde seine starke Form dann durch einen Sieg am Norisring, den er abermals von der Pole Position aus einfahren konnte. Auch beim Showevent der DTM im Münchner Olympiastadion wusste Spengler durchaus zu überzeugen - am Samstag wurde er Zweiter, am Sonntag gewann er gleich ganz. Bitter für den Kanadier, dass diese gute Performance nicht mit Punkten belohnt wurde.

Wechsel zu BMW

Auf dem Nürburgring konnte Spengler als Zweiter jedoch wieder wichtige Zähler für die Meisterschaft einfahren. Mit einer starken und konzentrierten Leistung erkämpfte sich der Mercedes-Fahrer in den Schlussrunden noch die Position des vor ihm fahrenden Mike Rockenfeller, den er mit viel Druck gekonnt in einen Fehler trieb. Doch im Anschluss an das Rennen in der Eifel kippte bekanntlich die Formkurve. Im Regen von Brands Hatch ging Spengler mit P7 buchstäblich baden - gleiches galt für den verpatzten Lauf in Oschersleben. Da Titelrivale Tomczyk derweil fleißig gepunktet hatte, konnte in Valencia bereits die Entscheidung fallen.

Ungewohntes Umfeld: Spengler fährt 2012 nicht mehr für Mercedes sondern für BMW, Foto: BMW
Ungewohntes Umfeld: Spengler fährt 2012 nicht mehr für Mercedes sondern für BMW, Foto: BMW

Erneut lief bei Spengler in Spanien gar nichts zusammen und der Titel war überraschend futsch. Spengler wollte den Kopf nicht hängen lassen und stellte sich tapfer den Fragen der Presse. Parallel mehrten sich jedoch die Gerüchte im Fahrerlager, wonach der Kanadier zur kommenden Saison zu Neueinsteiger BMW wechseln würde. Im Anschluss an das Saisonfinale in Hockenheim, das Spengler als enttäuschender Neunter beendete, wurde der Transfercoup dann bekannt gegeben. Die Beweggründe Spenglers schienen klar: Das Pech schien wie verhext an seinen Stiefeln zu kleben - ein Tapetenwechsel musste her, wenn nötig mit aller Macht und ohne Rücksicht auf Verluste. 2012 hofft der Kanadier so auf Besserung und seinen langersehnten ersten DTM-Titel.