"Noch wissen wir nicht, in welcher Form es weitergehen wird, fest steht jedoch, dass es die DTM auch 2006 geben wird. Denn die Serie hat eine sehr gute Basis", sagte Norbert Haug im Oktober 2004, nachdem bekannt geworden war, dass Opel sich zum Ende der Saison 2005 aus der Tourenwagenserie zurückziehen würde. Die Basis, das war in diesem Fall vor allem der Wille von Mercedes und Audi, die DTM auch künftig am Laufen zu halten. Oftmals wurde der Tourenwagenserie ein technischer K.o. prognostiziert, doch die Beteiligten hielten standhaft durch.

Mit der Rückkehr von BMW herrscht ab der kommenden Saison wieder ein lang ersehnter Dreikampf zwischen den Premiumherstellern. Zeit für Motorsport-Magazin, einen Rückblick auf die Jahre 2006 bis 2011 zu werfen - wer hatte in dieser Zeit die Nase vorn: Stuttgart oder Ingolstadt?

Aus drei mach zwei

Um das Starterfeld nach dem Opel-Ende auszugleichen, einigten sich Mercedes und Audi darauf, Fahrzeuge aus drei verschiedenen Jahrgängen einzusetzen. Neben vier neuen und vier Vorjahresfahrzeugen kamen nun von beiden Herstellern noch zwei Fahrzeuge aus dem Jahr 2004 hinzu. Mit Gary Paffet verließ der amtierende Champion im Jahr 2006 die DTM in Richtung Formel 1, um als Testfahrer bei McLaren anzuheuern.

Bernd Schneider holte seinen letzten Titel 2006, Foto: DTM
Bernd Schneider holte seinen letzten Titel 2006, Foto: DTM

Doch die Fahrermeisterschaft blieb bei Mercedes, denn Bernd Schneider fuhr zu seinem fünften und somit letzten Titel. Markenkollege Bruno Spengler startete in diesem Jahr erstmals seinen Angriff auf den Titel - doch wie so häufig reichte es mit Platz zwei bei ihm nicht zum ganz großen Erfolg. Interessant: Der amtierende DTM-Champion Martin Tomczyk fuhr 2006 in Barcelona zu seinem ersten Sieg überhaupt in der DTM.

Schneider hat das Nachsehen

Hört man den Namen Schneider, denkt man an Mr. DTM und zahllose Rekorde. Das ist auch durchaus begründet, allerdings nicht in der Zeit von 2006 bis heute. Nach seinem letzten Titelgewinn ging es in seinen letzten beiden DTM-Jahren eher abwärts, der Mercedes-Star fuhr in jeder Saison jeweils nur noch einen Sieg ein. Für Mercedes springt allerdings Spengler in die Bresche, der sich gemeinsam mit Mattias Ekström die meisten Siege in der DTM zwischen 2006 und 2011 teilt: neun sind es an der Zahl. Spengler siegte allein 2006 vier Mal, dieses Kunststück gelang in der Folgezeit nur noch Gary Paffett (2009).

Neun Mal musste Spenglers Haube theoretisch herhalten, Foto: DTM
Neun Mal musste Spenglers Haube theoretisch herhalten, Foto: DTM

Während bei Saisonsiegen unter den Fahrern also Gleichheit zwischen Spengler und Ekström herrscht, liegt der Franko-Kanadier in Sachen Pole Positions leicht vorn. Elf Mal stellte er die C-Klasse auf P1, Ekström kommt auf zehn Poles. Platz drei geht in dieser Liste an Timo Scheider (acht), dem einzigen Piloten, der in der reinen Mercedes-Audi-Zeit zwei Mal die Meisterschaft holte. Eher eine Randnotiz, trotzdem erwähnenswert: Spengler führt auch die Rangliste der Rundenrekorde an. Zwölf Mal fuhr er die schnellste Runde, gefolgt von Jamie Green (zehn) und Scheider (acht).

Spengler stürmt die Statistik

Spengler toppt eine weitere Liste des Mercedes-Audi-Duells: Der 28-Jährige erzielte in den sechs gemeinsamen Jahren 306 Punkte für Mercedes. Die Plätze zwei und drei gehen auf Audis Konto. Scheider bringt es auf 265 Zähler, Ekström auf 255. Ob Spengler die Zahlen ein wenig trösten können? Im Gegensatz zu seinen beiden Verfolgern wartet er immer noch auf den ersten Titel... In der Titel-Statistik führt Audi mit 4:2. Di Resta war 2010 der erste Mercedes-Starter seit Schneider 2006, der den Gesamtsieg nach Stuttgart brachte. Für Champagner-Bäder in Ingolstadt sorgten Ekström (2007), Scheider (2008, 2009) sowie Tomczyk (2011).

Die Zahlen zeigen: es war eng, Foto: Sutton
Die Zahlen zeigen: es war eng, Foto: Sutton

Im Duell um die Siege führt Mercedes die Statistik an: In den 62 Rennen zwischen 2006 und 2011 standen am Ende 36 Mal Mercedes-Piloten ganz oben auf dem Treppchen, Audi-Fahrer dementsprechend 26 Mal. Allein in der Saison 2010 gewann Mercedes neun der elf Rennen. Auch aus dem reinen Punktekampf tritt Mercedes siegreich hervor: in den sechs Jahren der DTM 2.0 sammelten Mercedes-Fahrer insgesamt 1.233,5 Punkte, Ingolstädter Piloten kommen auf 1184,5 Punkte.

Einen Verlierer kann man anhand der Zahlen also nicht ausmachen. "Das ist schon ein Kunststück", musste Haug lachen. "Sechs Jahre Audi gegen Mercedes gehen zu Ende. Das war eine reife Leistung, das zu überstehen. Bis zu vier Jahre mit einem Modell, trotzdem haben wir immer ausgeglichenen Sport geboten." Zwar hörte man Aussagen, wonach die DTM stets ein enger und ausgeglichener Kampf sei, von allen Beteiligten jahrelang im Überfluss. Doch ein Blick auf die Zahlen verrät: sie hatten recht.