Die ADAC-Wikinger-Rallye in Schleswig-Holstein stand für Florian Niegel und Thomas Fuchs unter keinem guten Stern. Nach dem Erfolg mit dem vierten Platz bei der Oberland-Rallye ging das Mitsubishi-Duo motiviert an den Start.

Zunächst lief alles wie am Schnürchen. Doch kurz vor dem Ziel der Nachtprüfung am Freitag liefen sie auf Sandro Wallenwein auf, obwohl der amtierende deutsche Vize-Meister im Subaru 30 Sekunden vor ihnen gestartet war. Eine Aufholjagd, die in einen Vorsprung umgewandelt werden sollte, hätte nicht das Bremspedal seinen Dienst versagt: Niegel verzögerte das Auto in einer Auslaufzone und beendete die Prüfung in langsamer Fahrt. Später stellte sich heraus, dass eine Bremsleitung abgerissen war. "Bis dahin waren wir 30 Sekunden schneller als Wallenwein, der wurde auf dieser Prüfung mit einem Rückstand von 21 Sekunden Dritter. Wir dürfen gar nicht daran denken, wie gut diese Zeit hätte werden können", rechnete das Team im Service nach.

Die Servicecrew konnte die defekte Bremsleitung schnell ersetzen, das Team wollte am Sonnabend erneut durchstarten. Das Vorhaben hatte jedoch nur bis zum Start der ersten Wertungsprüfung am Samstag Bestand: Die Ampel zählt herunter, Franken-Youngster Florian Niegel lässt die Kupplung los und hört sofort ein komisches Geräusch, was sich als abgescherte Antriebswelle herausstellte. Somit war die erste Aufholjagd schon vor ihrem Beginn gestoppt.

Dank Allradantrieb konnte sich das für den MSC Fränkische Schweiz startende Team mit reduziertem Tempo über drei Wertungsprüfungen erneut bis zum Service retten. Dort wechselten die Mechaniker die defekte Welle aus und bereitete alles für die nächste Aufholjagd vor. Von Rang 18 kämpfte sich das Duo auf den drei folgenden Prüfungen wieder nach vorn. Dabei fuhren sie die zweit- und drittschnellsten Zeiten des gesamten Feldes.

In die zweite Hälfte der Rallye starteten sie schon wieder von Platz 11 aus. Doch das Drama im Norden war noch nicht zu Ende: Der nächste Schock lies nicht lange auf sich warten.

Irgendwann hat die Pechsträhne ein Ende, Foto: Sascha Dörrenbächer
Irgendwann hat die Pechsträhne ein Ende, Foto: Sascha Dörrenbächer

Niegel erklärt: "Thomas las im Aufschrieb 'links voll über Kuppe', es lag eine Geschwindigkeit von etwa 170 km/h auf Schotter an, als ungefähr 20 Rehe vor uns die Straße überqueren wollten. Mit einer Vollbremsung und reichlich Glück gelangten wir durch die Herde, ohne ein Reh zu berühren. Zwei Kilometer weiter das nächste 'tierische' Erlebnis: Mitten in einer Ortschaft streunte ein Hund im Zickzack auf der Wertungsprüfung, die nächste Vollbremsung - und auch der Hund kam ungeschoren davon."

Endlich im Ziel der Prüfung, trotz mehrerer Aha-Momente rangierten sie jetzt schon auf Gesamtrang neun. Doch einhundert Meter nach dem Start der neunten von 14 Prüfungen kam das endgültige Aus: Das Getriebe verweigerte die weitere Mitarbeit. Das Fazit könnte jetzt lauten: Außer Spesen nichts gewesen. Aber nein: Wenn die Technik mitspielte, fuhr der Franken-Youngster bei seinem erst zweiten Einssatz im Allradler Zeiten in der Spitze des deutsch-dänischen Top-Feldes. Und das macht Mut für den nächsten Lauf am 24. und 25. April bei der Hessen-Rallye. "Und irgendwann hört auch die längste Pechsträne auf", ist sich das Team sicher.