Am fünften Tag der Dakar kann man auf jeden Fall schon einmal feststellen, dass das Wetter eine der größten Herausforderungen für die Teilnehmer ist. Erst 48 Grad mit 100 Prozent Luftfeuchtigkeit in Argentinien, dann 4 Grad in den Bergen Boliviens mit wenig Sauerstoff auf 5.000 Metern Höhe und am Freitag kam noch ein neuer Wetterfaktor hinzu, ein Unwetter mit Starkregen.
Das führte dann auch zur Verkürzung der Strecke um fast die Hälfte. Die Wassermassen sind nicht zu beherrschen. Flüsse werden unüberquerbar und den lehmigen Boden zu bezwingen scheint für die Motorradfahrer unmöglich.
Nutznießer der Situation sind die Peugeot, die zum Zeitpunkt des Abbruchs ihre drei verbliebenen Piloten auf den ersten drei Plätzen verzeichnen. Speziell im zweiten Abschnitt hätte man den Allradlern im Nassen mehr Potenzial zugetraut. Ärgern wird sich darüber sicher am meisten Nani Roma im Toyota, der mit einer fehlerfreien Fahrt auf dem zweiten Rang landete und im Gesamtklassement mit Platz vier der stärkste Verfolger des Peugeot Trios ist. Aber auch Mikko Hirvonen, bester Pilot in der Mini-Phalanx, der einen krassen Navigationsfehler aus dem ersten Part vielleicht teilweise hätte wiedergutmachen können.
Navigation ist in diesem Jahr wieder ein echtes Thema. Zur Freude der Fans, denn dadurch bleibt es so oder so bis zum Schluss spannend. Schauen wir uns Hirvonen an: Einer der Favoriten auf den Sieg schmeißt mit einem Fehler über 40 Minuten weg. Das sind, mit Blick auf das Gesamtergebnis, Welten und kosten ihn am Ende vielleicht den Sieg. Aber, das kann jedem der Spitzenteams passieren, das ist 2017 das Spannende an der Sache.
Waren es am Vortag noch acht Kandidaten, die zum engeren Favoritenkreis zählten, da sie innerhalb einer Stunde zum Spitzenreiter Depres agierten, wird es für zwei von ihnen nun noch harziger vom Sieg zu träumen. Hirvonen ist einer davon, aber auch für Dirk von Zitzewitz an der Seite von Giniel de Villiers wird es eng. Nach einem schwierigen Beginn bei der diesjährigen Dakar, war auch der Freitag kein guter. Ihn kostet ein Fehler bei der Navigation 30 Minuten.
Im Gesamtklassement führt nun Stephane Peterhansel auf Peugeot vor seinen Markenkollegen Loeb und Despres. Roma im Toyota auf vier und Hirvonen auf fünf halten sich immerhin noch in Schlagposition zu den Franzosen. De Villiers liegt auf acht mit schon über einer Stunde Rückstand. Andy Schulz, der den Argentinier Terranova navigiert, hat sich still und heimlich auf Rang sieben vorgeschoben und Romain Dumas, der gestern den, wie sich herausstellen sollte nicht reparablen Buggy von Sainz ins Ziel geschleppt hatte, komplettiert die Top-10. Der deutsche Privatier Stephan Schott, wie immer auf einem Mini unterwegs, liegt bereits auf P17 und hat sein Ziel, erstmalig in die Top-10 zu fahren, fest im Auge.
Bei den Trucks findet man Gerard de Rooy im Gesamtklassement ganz vorne. Wie Peterhansel bei den Autos, hält er sich eigentlich am Anfang immer ein wenig zurück um dann vor und nach dem Ruhetag zuzuschlagen. Aber entweder haben beide ihre Taktik geändert, oder sie gehen davon aus, dass am Ende jede einzelne Minute zählt.
Er profitiert aber auch davon, dass ein paar seiner Konkurrenten bereits mit Problemen zu kämpfen haben. So hatte Martin Kolomy auf Buggyra einen Superstart in den ersten beiden Etappen um dann in Stage vier mit Motorproblemen zu kämpfen, was ihn wichtige Zeit gekostet hat. Auch bei Renault wird bis spät in die Nacht geschraubt. Mit Martin van den Brink lag ihre interne Nummer 1 an Tag zwei vorne im Gesamtergebnis, inzwischen wird es ruhiger um ihn. Seinem Teamkollegen de Baar gelang schon im vergangenen Jahr das Kunststück, den ersten Renault Truck Sieg nach 14 Jahren bei der Dakar einzufahren
.Ganz vorne scheint sich ein Kampf de Rooy gegen eine Armada aus schnellen Kamaz abzuzeichnen. Die Kamaz-Fahrer tragen im Übrigen erstmalig den Mercedes-Stern auf der Brust. Da die Marke in diesem Jahr nur noch von zwei Unimog und einem privaten Axor vertreten ist, ist das für die deutschen Fans sicher eine schöne Sache.
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