Stéphane, welche Dakar hat dir besser gefallen: Die alte Route in Afrika oder die neue durch Südamerika?
Stéphane Peterhansel: Ich bin 20 Mal mit der Dakar in Afrika gefahren, das war schon etwas Besonderes. Ich kann mich noch an meine erste Rallye Dakar im Jahr 1988 erinnern, als wir die Grenze nach Algerien übertraten. Die Landschaften im Süden Algeriens, die ich dort gesehen habe, haben mich beeindruckt wie kaum etwas anderes. Ich muss aber zugeben, dass ich nach 20 Jahren Afrika froh war, etwas Neues kennenzulernen. Die Strecke durch Südamerika ist etwas anders, bietet aber jedes Jahr aufs Neue einen interessanten Mix. Für uns Fahrer ist es außerdem toll, dass es entlang der Routen so viele Motorsportbegeisterte Zuschauer gibt.

Wenn ich mich recht erinnere, bist du vor einigen Jahren während einer Dakar mal von der Route abgekommen und verloren gegangen. Erinnerst du dich manchmal an diesen Vorfall?
Stéphane Peterhansel: Ja, das ist schon ein paar Jahre her - das passierte mir bei einer ersten Dakar-Teilnahme auf dem Motorrad. Ich ging völlig verloren und musste eine Nacht in der Wüste verbringen. Der große Unterschied zwischen damals und heute: Früher hatten wir kein GPS. Damals war ich wirklich richtig verloren. Wir konnten nur auf der Karte nachschauen, aber wenn man nicht genau weiß, wo man sich gerade befindet, ist das ziemlich knifflig. Mit dem GPS ist es jetzt völlig anders. Man kommt vielleicht mal fünf bis zehn Minuten von der Route ab, findet dank des Systems aber schnell wieder zurück.

Foto: x-raid
Foto: x-raid

Hast du eigentlich mal überlegt, in anderen Rennserien zu fahren?
Stéphane Peterhansel: Vor einigen Jahren fuhr ich bei der Trophé Andros, einem Rennen auf Eis - ich liebe einfach alles, was auf Eis passiert! Ich muss aber sagen, dass ich mich immer am liebsten mit Offroad-Wettbewerben beschäftigt habe und gegen die Uhr gefahren bin. Es herrscht ein anderer Spirit, wenn alle auf der gleichen Strecke fahren. Wenn ich einen Wunsch hätte, würde ich gern einmal einen WRC-Boliden fahren.

Hattest du Angebote aus dieser Richtung?
Stéphane Peterhansel: Nein, nie. Zweimal fuhr ich in der französischen Rallye-Meisterschaft mit und erzielte da auch gute Ergebnisse. Mir war es aber immer wichtig, den Fokus auf ein einziges Ziel zu legen. Die WRC hat mich zwar immer interessiert, aber ich denke, dass es für meine Karriere besser war, mich auf Crosscountry zu konzentrieren.

Hast du dir mal überlegt, wann du mit dem Motorsport aufhören möchtest?
Stéphane Peterhansel: 25 Jahre sind schon eine Menge, oder? Ja, ich habe schon darüber nachgedacht. Aber ich genieße es einfach so sehr, diese Autos zu fahren und der Mini fährt sich natürlich wie ein Traum. Zusammen mit meinem Co-Piloten bin ich immer noch ganz schön schnell unterwegs und deshalb sehe ich keinen Grund, warum ich aufhören sollte.

Also noch keine konkreten Vorstellungen, wie es langfristig weitergeht?
Stéphane Peterhansel: Nein, vielleicht fahre ich noch zwei, drei oder vier Jahre bei der Dakar mit. Ich hatte aber einmal darüber nachgedacht, die Kategorie zu wechseln. Zu Beginn dieses Jahres fuhr ich den Truck von Gerard de Rooy, um das einfach einmal auszuprobieren. Ich muss aber sagen, dass mir das Fahren meines Mini viel mehr Spaß macht - der ist einfach viel schneller. Also bleibe ich in meiner Kategorie, ein Wechsel zurück zu den Motorrädern kommt natürlich auch nicht mehr infrage.

Foto: X-raid
Foto: X-raid

Dein Rivale Robby Gordon startet auch wieder bei der Dakar. Was erwartest du von ihm?
Stéphane Peterhansel: Ich weiß, dass Robby Gordon dieses Mal mit einem anderen Konzept seines Autos antritt. Dazu habe ich aber nicht allzu viele Informationen.

In den vergangenen Jahren ging es zwischen euch beiden immer mal wieder rund. Benötigt die Dakar solche Geschichten, auch im Hinblick auf die mediale Berichterstattung?
Stéphane Peterhansel: Mir ist klar, dass die Medien Fahrer wie Robby Gordon für gute Geschichten brauchen. Das Problem an der Sache: Bei der Dakar gibt es seit Jahren eindeutige Regeln und Gordon respektiert diese einfach nicht. Manchmal nervt mich das schon - alle anderen Fahrer halten sich an das Reglement, nur er nicht. Das ist nicht fair für die anderen.

Ist es dir überhaupt wichtig, dass Robby Gordon wieder an der Dakar teilnimmt?
Stéphane Peterhansel: Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob er dabei ist oder nicht.

Wäre der zweite oder dritte Platz bei der anstehenden Dakar eine Enttäuschung oder ein Erfolg für dich?
Stéphane Peterhansel: Du kennst doch das Sprichwort: Der zweite Sieger ist der erste Verlierer. Für mich ist das einzige Ziel der Sieg, über den zweiten oder dritten Platz wäre ich schon enttäuscht. Man darf aber nicht vergessen, dass die Dakar ein sehr kompliziertes Rennen ist und muss akzeptieren, dass im Motorsport alles Mögliche passieren kann. In den vergangenen beiden Jahren lief es für uns allerdings perfekt. Der Mini ist das beste Auto, das ich jemals hatte. Während der vergangenen beiden Dakars hatten wir keinerlei Probleme - das ist eigentlich unmöglich angesichts der harten Bedingungen.