Das Bundesministerium für Wirtschaft hat neue Förderrichtlinien für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben herausgegeben. Gewerbliche Käufer haben nun die Möglichkeit, bis zu 80 Prozent der Investitionsmehrausgaben für einen neuen Lastwagen im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug vom Bund erstattet zu bekommen. Es werden batterie-, brennstoffzellen- und (Oberleitungs-) hybridelektrische Fahrzeuge gefördert. Die Subventionen sollen dazu beitragen, den Klimaplan der EU bis 2030 einzuhalten. Dieser beinhaltet zentrale Ziele wie die Senkung der Treibhausemissionen um mindestens 40 Prozent im Vergleich mit dem Jahr 1990, die Steigerung von des Stromanteils aus erneuerbaren Quellen um mindestens 32 Prozent sowie die Erhöhung der generellen Energieeffizienz um mindestens 32,5 Prozent. Für Nutzfahrzeuge lautet das Ziel, dass bis zum Jahr 2030 alle neuen Modelle durchschnittlich 30 Prozent weniger Kohlendioxid in die Luft ausstoßen sollen als heute. Bis 2025 peilt die EU die 15-Prozent-Marke an.

E-Fuels, Wasserstoff, Hybrid- und E-Technologien

Viele internationale Hersteller von Nutzfahrzeugen haben bereits Modelle mit alternativen Antrieben in ihren Produktkatalogen. Während im Pkw-Segment Elektroantriebe als zukunftsfähige Technologie gesehen werden, gibt es im Bereich der Lastwagen mehrere klimafreundliche Alternativen.

Statt Diesel oder Benzin könnten Nutzfahrzeuge zukünftig synthetischen Treibstoff tanken. Die meisten dieser Kraftstoffe sind mit der aktuellen Motorgeneration verschiedener Fahrzeuge kompatibel. Studien und Praxistests für Nutzfahrzeuge laufen bereits auf Hochtouren. Dennoch: Mit einem Preis von über 4,50 Euro für einen Liter sind sogenannte E-Fuels sehr teuer und vor 2030 wird man laut Experten wahrscheinlich keine großen relevanten Mengen zu günstigen Preisen anbieten können.

Einen Schritt weiter ist man bei Nutzfahrzeugen mit Brennstofftechnologie. Diese Antriebsart gerät immer wieder in den Fokus einiger Hersteller. Volvo und Daimler Trucks haben im März 2021 das Brennstoffzellen-Joint-Venture Cellcentric gegründet und wollen im Jahr 2025 bereits die ersten Modelle produzieren lassen. Auch bei Toyota oder Nikola sind mehrere Wasserstoff-Lkw für den heimischen sowie den US-Markt angedacht. Die geringen Reichweiten von maximal 500 Kilometern, die fehlende Infrastruktur sowie die kostenintensive Anschaffung sind aktuell die größten Hürden bei dieser Technologie.

Hybridelektrische Fahrzeuge sind zurzeit bei vielen Gewerbekunden die bessere Alternative. Sie kombinieren die Vorteile aus Elektro- und Verbrennungsmotor, bei Diesel-üblichen Reichweiten und ohne Gefahr, mit einer leeren Batterie zu stranden.

Die größte Aufmerksamkeit wird dennoch den E-Nutzfahrzeugen gewidmet. Einige Modelle wie der E-Ducato von Fiat sind tauglich in ihrem Segment bereits, doch aktuell mit einem Preis von mindestens 68.000 Euro sehr teuer. Bei größeren Lkw Lastwagen stößt zusätzlich die Praktikabilität von Elektroantrieben an ihre Grenzen. Gerade schwere Nutzfahrzeuge brauchen hinsichtlich ihrer Größe und Leistungsstärke enorme Batteriekapazitäten. Diese mit zufriedenstellenden Reichweiten zu konzipieren, ist nach wie vor eine schwierige Aufgabe. Zudem befindet sich die Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge noch in den Kinderschuhen und die Ladeleistung der Stationen ist nicht in der Lage, große Akkus von Lkw mit hoher Geschwindigkeit zu laden.

Elektroantriebe für Nutzfahrzeuge

Die Suche nach öffentlichen Ladepunkten ist für als E-Truck-Fahrer noch schwerer als für Privatpersonen mit herkömmlichen Pkw. Auch Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) betont, dass allein eine Förderung nicht ausreiche, um Elektronutzfahrzeuge attraktiv zu machen. "Die Lade- und Tankinfrastruktur ist in Deutschland und Europa ein Schlüssel für den Erfolg von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antrieben. Anders als bei Pkw steht der Aufbau dieser dringend nötigen Infrastruktur für Nutzfahrzeuge noch völlig am Anfang", sagt er.

Im Tageseinsatz ist es aber bereits heute in gewissem Maße sinnvoll, E-Nutzfahrzeuge zu nutzen. E-Busse, E-Kleintransporter oder E-Müllabfuhren sind vielerorts innerstädtisch unterwegs und schaffen angemessene Einsatzzeiten von mehreren Stunden.

Sogenannte Oberleitungsfahrzeuge könnten als Alternative zu reinen E-Bussen gesehen werden. Sie beziehen ihren Strom aus den gespannten Oberleitungen über der Fahrbahn, sodass das Laden entfällt. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei Straßenbahnen, ist aber sehr aufwendig und teuer in der Umsetzung. Der Nachteil der Fahrzeuge ist, dass sie nicht von der bespannten Fahrbahn abweichen und alternative Routen wählen können.

Viele Alternativen, wenig Praxistauglichkeit

Bei den vielen Optionen sieht die Bundesregierung Verbesserungspotenzial des Status quo. Deswegen fördert sie die Anschaffung von Nutzfahrzeugen mit Brennstoffzellen, (Oberleitungs-) hybridelektrische Fahrzeuge und Lkw förderbar. Für den Transportsektor gelten daneben synthetische Kraftstoffe als Hoffnungsträger. Er lässt sich durch den Einsatz von Energie aus regenerativen Quellen klimaneutral herstellen.

Die Entwicklung der Technologie ist noch nicht weit vorangeschritten. Die hohen Herstellungskosten, geringe Verfügbarkeit und geringe Verbreitung bedingen sich zum Teil gegenseitig.

Eine noch bessere Möglichkeit wäre, Fahrzeuge mit Biogas fahren zu lassen. Biomethan wird aus organischen Abfällen produziert und kann dem normalen Erdgas in beliebigen Mengen beigefügt werden. Das Fahren mit reinem Biogas würde kaum CO2 ausstoßen. Theoretisch wäre das die Lösung des Emissionsproblems durch den Autoverkehr. Allerdings ist derzeit noch nicht beliebig viel von dem grünen Kraftstoff verfügbar.

Ähnlich sieht es bei der Wasserstofftechnologie aus. Mit den Vorteilen eines E-Fahrzeugs und dessen Infrastruktur können Autos mit dieser Technik bis dato nicht mithalten. Die Fahrzeuge fahren zwar lokal emissionsfrei, da die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle ähnlich wie ein Elektroantrieb funktioniert. Doch die Produktion der Autos und des Wasserstoffs mehr setzen mehr CO2 frei als die Herstellung eines E-Fahrzeugs.

Hoffnung liegt auf E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybride

Laut dem Kraftfahrbundesamt wurden im Jahr 2020 194.163 Autos mit Elektroantrieb und 200.469 Plug-in-Hybride zugelassen. Das ist eine eindeutige Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch: Ohne staatliche Förderungen können sich Privatpersonen und Firmen (Nutz-) Fahrzeuge mit Elektroantrieb nicht in dem Umfang leisten, wie es zum Erreichen der Klimaziele erforderlich ist. Um sie weiterzuverbreiten und die Vorteile der neuen Technologien nutzen zu können, müssen die umweltverträgliche Produktion der neuen Kraftstoffe vereinfacht und die Verfügbarkeit erhöht werden.