Volkswagen plant, bis 2030 in Europa sechs große Produktionsstätten zu bauen, in denen Batterien für Elektroautos hergestellt werden sollen. Sie werden von VW als Gigafabriken bezeichnet. Seine Pläne teilte der Autobauer aus Wolfsburg am Montagmittag bei seinem digitalen 'Powerday' mit.

Die präsentierte Roadmap gilt für die Bereiche Batterie und Laden. Deren Ziel ist es, die Komplexität und die Kosten von Batterien für E-Autos in erheblichem Maße zu senken. So sollen Elektrofahrzeuge für möglichst viele Menschen bezahlbar und attraktiv werden. Die neuen Werke sollen im Endausbau jährlich Zellen mit einem Energiegesamtwert von 240 Gigawattstunden produzieren.

Die ersten Fabriken entstehen in Salzgitter und im schwedischen Skelleftea. In der schwedischen Fabrik "Northvolt Ett" soll in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Northvolt die Produktion von Premium-Zellen starten konzentriert werden. VW will den Betrieb 2023 aufnehmen. Die Kapazitäten sollen schrittweise auf jährlich bis zu 40 Gigawattstunden ausgebaut werden. Auch in Salzgitter soll diese Kapazität erreicht werden. VW plant, dort im Jahr 2025 den Betrieb aufzunehmen. Das Werk soll Einheitszellen für das Volumensegment produzieren und Innovationen in den Bereichen Prozess, Design und Chemie vorantreiben.

Schon jetzt unterhält Volkswagen ein Werk in Salzgitter. Dort werden seit Januar Batterien recycelt. Der Konzern strebt an, einen Kreislauf zu schaffen, bei dem 90 Prozent der Materialien wiederverwendet werden. Das soll den ökologischen Fußabdruck von Elektroautobatterien senken.

Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns, sagte: "E-Mobilität ist zu unserem Kerngeschäft geworden. Nun integrieren wir systematisch weitere Stufen in der Wertschöpfungskette. Wir sichern uns langfristig eine Pole Position im Rennen um die beste Batterie und das beste Kundenerlebnis im Zeitalter der emissionslosen Mobilität."

Der Volkswagen-Konzern will sich einen Kostenvorteil verschaffen, in dem er Einheitszellen entwickelt. Sie sollen 2023 eingeführt und 2030 markenübergreifend in bis zu 80 Prozent der E-Fahrzeuge des Konzerns verwendet werden. Unter anderem sollen neue Produktionsmethoden und konsequentes Recycling dazu beitragen, die Batteriekosten um 30 bis 50 Prozent zu senken. Das Ziel: Die durchschnittlichen Kosten für Batteriesysteme sollen weniger als 100 Euro pro Kilowattstunde betragen, sagte Thomas Schmall, Vorstand für den Geschäftsbereich Technik der Volkswagen AG und Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Group Components.

E-Autos sollen erschwinglich werden

Aber nicht nur die Kosten für die Verbraucher hat der Konzern im Blick, sondern auch den allgemeinen technischen Fortschritt. "Unser Ziel ist, Kosten und Komplexität der Batterie zu senken und gleichzeitig ihre Reichweite und Performance zu steigern. Damit wird die E-Mobilität endgültig erschwinglich und zur Hauptantriebstechnologie", erklärte Schmall.

Die Roadmap des Konzerns beinhaltet aber auch, das Schnellladenetz in Europa für Elektrofahrzeuge auszubauen. Volkswagen will 2025 im Verbund mit Partnern rund 18.000 öffentliche Schnellladepunkte betreiben. Dazu zählt nicht nur das Joint-Venture Ionity, das VW in Kooperation mit der BMW Group, die der Daimler AG und der Ford Motor Company gegründet hat. Gemeinsam mit dem Mineralölkonzern BP sollen europaweit etwa 8.000 Schnellladepunkte entstehen. BP ist mit seiner Tochter Aral auf dem deutschen Markt vertreten. Das angestrebte Ziel bedeutet laut VW eine Verfünffachung der aktuellen Schnellladekapazitäten. Zudem könne so ein Drittel des für 2025 prognostizierten europäischen Gesamtbedarfs gedeckt werden.

Preis, Reichweite und Ladenetz stören Verbraucher

Aral kündigte im Februar an, sein Schnellladenetz ausbauen zu wollen. Demnach plant der Tankstellenbetreiber, bis zum Jahresende in Deutschland 500 Ladepunkte mit einer Ladeleistung bis zu 350 Kilowatt in Betrieb zu nehmen. Sie sollen an über 120 Tankstellen entstehen. Die ursprüngliche Planung aus dem vergangenen Jahr sah lediglich vor, bis Mitte 2021 100 ultraschnelle Ladepunkte zu errichten.

Mit dem neuen Maßnahmenplan arbeitet Volkswagen daran, die von Verbrauchern geäußerten Schwächen von Elektroautos auszumerzen. Eine Umfrage von Bearing Point ergab im Februar, dass der Preis (29 Prozent), die geringe Reichweite (28 Prozent) und unzureichende Lademöglichkeiten (24 Prozent) potenzielle Käufer davon abhalten, ein Elektroauto anzuschaffen.

VW-CEO Diess kündigte via Twitter in der vergangenen Woche den ersten digitalen 'Powerday' an. Er verband seinen Tweet die Information, dass es sich nicht um eine Fahrzeugvorstellung handele. Dies weckte Erwartungen vieler Beobachter und ließ zugleich Erinnerungen an den 'Battery day' aufkommen, den Tesla im vergangenen Jahr erstmals veranstaltete. Tesla baut derzeit im Berliner Umland (Grünheide) die weltgrößte Batteriefabrik.