Das GRT Grasser Racing Team war dem ersten Sieg im ADAC GT Masters 2020 am vergangenen Wochenende so nah und doch so fern. Station vier im Kalender der Liga der Supersportwagen führte die Mannschaft aus Österreich an den legendären Sachsenring. Die Rennen auf der 3,671 km langen Traditionsrennstrecke in Hohenstein-Ernstthal waren an Drama kaum zu überbieten. Die drei Lamborghini Huracán GT3 EVO des Teams fuhren im Feld der 32 GT3-Boliden zwar erneut in die Punkte, doch vor allem die Startnummer 63 erlebte eine bittere Achterbahnfahrt.
Im Samstagsrennen wurden Franck Perera und Albert Costa Balboa fünf Runden vor dem Ziel von einem Reifenschaden gestoppt und verloren dadurch einen starken vierten Platz. Das zweite Rennen hielt für die Lamborghini-Werksfahrer noch mehr Frust parat. Souverän auf Siegkurs liegend wurde das Duo unmittelbar vor dem Ziel von einer überraschenden Strafe um den ersten Sieg in der Saison 2020 gebracht. Der vierte Platz der Lamborghini-Junioren Tim Zimmermann und Steijn Schothorst im ersten Lauf diente dem GRT Grasser Racing Team als einziger Lichtblick an einem frustrierenden Wochenende.
Lamborghini Huracán GT3 EVO #63 (Franck Perera/Albert Costa Balboa)
Qualifying 1: P6 - Rennen 1: DNF
Qualifying 2: P4 - Rennen 2: P10
Die Teamleader des GRT Grasser Racing Teams hatten sich für das vierte Rennwochenende der Saison nicht weniger als den ersten Saisonsieg zum Ziel gesetzt. Perera unterstrich diese Ambitionen im ersten Qualifying mit dem sechsten Startplatz. Im Rennen hielt er diese Position bis zur Boxenstopp-Phase. Durch einen erfolgreichen Overcut griff Costa Balboa als Vierter wieder ins Rennen ein und drehte prompt die schnellste Rennrunde. Doch das Glück war auch diesmal nicht auf der Seite der Lamborghini-Werksfahrer. Fünf Runden vor dem Ziel wurde der Spanier zum zweiten Mal nach dem Lausitzring von einem Reifenschaden gestoppt und um ein Top-5-Resultat gebracht.
Der Sonntag begann mit einem weiteren starken Qualifying durch Costa Balboa und Startplatz vier einmal mehr verheißungsvoll. Mit einem fulminanten Start eroberte der 30-Jährige zu Rennbeginn die zweite Position. Nach einem langen ersten Stint übergab er den Lamborghini Huracán GT3 EVO in Führung liegend an Perera. Der 36-jährige Routinier behauptete Platz eins auch beim Restart nach einer Safety-Car-Phase und fuhr dem Sieg in der zweiten Rennhälfte souverän entgegen. Wenige Kurven vor dem Ziel sprach die Rennleitung eine Strafe aufgrund eines Regelverstoßes während des Neustarts aus. Durch die Addition von 30 Sekunden auf die Rennzeit fiel die Startnummer 63 von der ersten auf die zehnte Position zurück.
Franck Perera: "Ich bin nach diesem Rennausgang sehr frustriert. Wir wurden um den Sieg gebracht und das ist kein schönes Gefühl. Ich will mich bei Lamborghini Squadra Corse, dem GRT Grasser Racing Team und meinem Teamkollegen für ihre Leistung und ihre Anstrengungen bedanken. Unser Auto, die Strategie und unsere Performance auf der Rennstrecke waren ausgezeichnet. Ich muss diese Enttäuschung verarbeiten und werde weiterkämpfen, um uns den Sieg zu holen, den wir verdienen."
Albert Costa Balboa: "Es ist sehr hart, die Strafe in der letzten Runde zu erhalten. Wir haben nicht betrogen, wir sind einfach nur gefahren, haben unser Bestes gegeben und das Rennen auf der Strecke gewonnen. Wenn im Nachhinein solche Entscheidungen getroffen werden, haben wir darauf keinen Einfluss. Es ist sehr verwirrend, aber so ist das Leben. Diese Dinge müssen wir akzeptieren und nach vorne schauen, andernfalls drohen wir unseren Fokus zu verlieren. Das Team, Franck und ich haben einen super Job gemacht und darauf müssen wir stolz sein."
Lamborghini Huracán GT3 EVO #82 (Steijn Schothorst/Tim Zimmermann)
Qualifying 1: P7 - Rennen 1: P4
Qualifying 2: P8 - Rennen 2: DNF
Die Lamborghini-Junioren Schothorst und Zimmermann knüpften auf dem Sachsenring nahtlos an ihre Top-Form aus Hockenheim an. Schothorst sicherte dem Duo vor zwei Wochen die erste Pole Position und war im Qualifying am Samstag erneut gut aufgelegt. Mit drei Zehntelsekunden Rückstand auf Platz eins und darüber hinaus zeitgleich mit dem Schwesterauto stellte der Niederländer den Lamborghini Huracán GT3 EVO mit der Startnummer 82 auf die siebte Startposition. Im Rennen arbeitete sich der 25-Jährige auf Rang sechs vor, bevor Zimmermann für den zweiten Stint übernahm. Der Rookie stellte mit einer kontrollierten Fahrt den vierten Platz sicher, welcher für ihn außerdem Rang zwei und somit ein weiteres Podium in der Juniorwertung bedeutete.
Im zweiten Qualifying setzte Zimmermann seinen Aufwärtstrend der vergangenen Wochenenden fort und eroberte Position acht. Dem Youngster brachte sein bis dato bester Startplatz im ADAC GT Masters allerdings kein Glück. Im Rennen wurde der 23-Jährige nach der ersten Kurve unverschuldet in eine Kollision verwickelt, durch die der Lamborghini schwer beschädigt wurde. Zimmermann musste das Auto an der Box abstellen. Trotz des zweiten Ausfalls in dieser Saison liegt das Fahrerduo in der Gesamtwertung weiter auf der neunten Position. Zimmermann führt darüber hinaus die Juniorwertung für Fahrer unter 25 Jahren mit 25,5 Punkten Vorsprung an.
Tim Zimmermann: "Ich bin mit dem Wochenende trotz des Ausfalls ganz zufrieden. Steijn und ich haben gezeigt, dass wir die Pace haben, um an der Spitze zu kämpfen. Am Sonntag wurden wir schlichtweg in einen Rennunfall verwickelt. Wenn vier Autos nebeneinander fahren, gerät man hin und wieder auch aneinander. Das ist schade, aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Wir wissen um unseren Speed und sind für das nächste Rennen optimistisch. Der Red Bull Ring ist zwar keine Paraderennstrecke für den Lamborghini, aber wir geben 100 Prozent und versuchen, das Maximum herauszuholen."
Lamborghini Huracán GT3 EVO #19 (Clemens Schmid/Niels Lagrange)
Qualifying 1: P24 - Rennen 1: P25
Qualifying 2: P20 - Rennen 2: P13
Nach zwei unverschuldeten Ausfällen und viel Frust auf dem Hockenheimring lief es für Schmid und Lagrange auch im Osten des Landes nicht nach Plan. Lagrange fand auf dem Sachsenring nur schwer seinen Rhythmus und belegte im ersten Zeittraining die 24. Position. In der ersten Rennhälfte steckte er in den Untiefen des Mittelfelds im Verkehr fest, sodass die Strategen auch bei der Startnummer 19 auf einen Overcut setzten. Die Strategie ging aufgrund eines Fehlers beim Boxenstopp jedoch nicht auf. Schmid kehrte als 31. auf die Strecke zurück und kämpfte sich bis zum Fallen der Zielflagge noch auf die 25. Position zurück.
Mit Startplatz 20 für das Sonntagsrennen gelang es Schmid nicht, an sein Top-10-Resultat aus Hockenheim anzuknüpfen. Im Rennen leistete der 29-jährige Österreicher mit einem starken ersten Stint Wiedergutmachung. Er arbeitete sich bis zum Fahrerwechsel auf die 13. Position vor und übergab das Auto in den Punkterängen an Lagrange. Der Belgier behauptete sich im hart umkämpften Mittelfeld bravourös. Platz 13 bedeutete für Lagrange und seinen Teamkollegen das dritte Punkteresultat im ADAC GT Masters 2020 und zugleich die bis dato stärkste Zielankunft in dieser Saison.
Clemens Schmid: "Wir hatten wieder ein durchwachsenes Wochenende. Im Training hatten wir kleinere Probleme. Das erste Qualifying hat Niels trotz allem ganz gut hinbekommen. Im Samstagsrennen hat ihm leider der Rhythmus gefehlt und wir haben unser Potential nicht voll ausgeschöpft. So war es auch im zweiten Zeittraining. Ich habe einen fehlerhaften Reifensatz erwischt, wodurch die Balance des Autos gestört war. Im zweiten Rennen vom 20. auf den 12. Platz nach vorne zu kommen war für mich nach diesem enttäuschenden Qualifying natürlich super. Leider konnten wir von der zweiten Safety-Car-Phase kurz vor Schluss nicht profitieren. Niels hatte Schwierigkeiten, sich gegen die Verfolger zu verteidigen. Ein Top-10-Ergebnis war drin, aber mit Position 13 können wir trotzdem zufrieden sein."
Niels Lagrange: "Es war ein hartes Wochenende. Das Auto war sehr gut, aber auf fahrerischer Seite hatte ich Schwierigkeiten und es sind Fehler passiert. Im ersten Rennen fiel es mir nicht leicht, mit der Gruppe vor mir mitzuhalten. Zu allem Überfluss ist mir beim Fahrerwechsel auch noch ein Missgeschick mit den Gurten unterlaufen, wofür ich mich beim Team entschuldigen will. Der Sonntag lief deutlich besser. Es war ein seltsames Rennen, es ging für uns auf und ab. Ich habe nach dem Boxenstopp sofort hart gepusht, um auf Pace zu kommen. Einige Autos um mich herum waren auf den Geraden sehr schnell und wir hatten harte Kämpfe. Es war ein schönes Rennen und über Platz 13 habe ich mich sehr gefreut."
Teamchef Gottfried Grasser: "Den Sieg auf diese Weise zu verlieren ist sehr bitter und enttäuschend. Albert und Franck sind ein starkes Rennen gefahren. Dass Franck beim Restart einen Regelverstoß begangen hat, akzeptieren wir, wie auch die Tatsache, dass dieser bestraft werden muss. All das steht außer Frage. Das Strafmaß ist für uns jedoch nur schwer nachzuvollziehen. Auf dem Nürburgring hat der Fahrer eines anderen Teams gegen denselben Artikel des Reglements verstoßen und erhielt lediglich eine Startplatzstrafe für das nächste Event. Wie nur wenige Wochen später auf ein völlig anderes und deutlich härteres Strafmaß entschieden werden kann, ist uns schleierhaft. Wir müssen uns überlegen, wie wir mit solch einem Urteil umgehen."
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